Waffen außer Kontrolle: Vorverhandlungen für ein Waffenhandelsabkommen in New York

Pro Minute stirbt ein Mensch an Waffengewalt, mehr als tausend Menschen werden tagtäglich schwer verwundet. Wirtschaftliche Interessen haben Vorrang vor Menschenrechten, denn einen bindenden internationalen Vertrag, der den Handel mit konventionellen Waffen regelt, gibt es nicht. In New York kommen derzeit Delegierte zusammen um ein entsprechendes internationales Waffenhandelsabkommen auf UN-Ebene ((Arms Trade Treaty (ATT)) vorzuverhandeln.

Autor*in Rima Hanano, 03.03.11

Nicht zum ersten Mal wird in New York über ein Abkommen verhandelt, dass den unkontrollierten Waffenhandel stoppen soll. Durch Schlupflöcher in nationalen Gesetzgebungen gelangen Waffen, Panzer und Raketen in Konfliktregionen und in die Händen von Machthabern, Kriegsherren und Diktatoren und werden so zu Werkzeugen für Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen.

So tauchen auch die Waffen des schwäbische Rüstungsproduzent Heckler und Koch immer wieder in den Krisenregionen auf, jüngst im mexikanischen Drogenkrieg. Obwohl sich die Menschenrechtslage in Mexiko in den letzten zwei Jahren dramatisch verschlechtert hat, berichteten Medien, dass dort Sturmgewehre des schwäbischen Rüstungsproduzenten aufgetaucht seien… (Zum Artikel der Deutschen Welle). Zur Stellungnahme von Heckler und Koch.

Weltweit ist der Handel mit Waffen von  2005 bis 2009 um 22 Prozent gestiegen. Jan Grebe vom Bonner Institut für Konversion beobachtet die steigenden Handelszahlen mit Sorge.
Der führende Exporteur von Klein- und Leichtwaffen ist derzeit Brasilien. Deutschland ist der drittgrößte Rüstungsexporteur der Welt.

NGOs – darunter Amnesty International und Oxfam- rufen Regierungen seit Jahren dazu auf, zu garantieren, dass Waffen oder Munition nicht an Menschenrechtsverletzer gehen. Bisher mit wenig Erfolg.

Die Verhandlungen um ein Abkommen zur Kontrolle des Waffenhandels (Arms Trade Treaty (ATT)) sind längst überfällig, stehen jedoch am Anfang. Diskutiert wird derzeit, welche Waffenarten und Aktivitäten der Vertrag abdecken sollte sowie Kriterien, die festlegen welche Art von Waffenhadel unter dieses Abkommen fallen soll.

Aktuelle Einblicke, Kommentare und Berichte zum Stand der Verhandlungen gibt das Blog ARMS TRADE TREATY MONITOR.

Waffenhandel

Weltweit sterben jährlich etwa 740.000 Menschen an den direkten und indirekten Folgen von Waffengewalt. Abseits vom Licht der Öffentlichkeit werden ganz offiziell Jahr für Jahr Waffenverkäufe im Wert von etwa 45-60 Milliarden US-Dollar bewilligt. Die Tatsache, dass der Handel mit Rüstungsgütern und Waffen in vielen Ländern dieser Erde zu schwer wiegenden Verletzungen der Menschenrechte und des humanitären Völkerrechts beiträgt, findet indes nur wenig Beachtung. Ist der Waffenhandel außer Kontrolle?