Vattenfall sponsort Umwelt- und Energiethemen im Tagesspiegel: Strategische CSR oder Greenwashing?

© Uta Mühleis

Während die Zukunft des Journalismus auf online Portalen, Konferenzen und in der Blogosphäre wie in den traditionellen Medien seit Jahren diskutiert wird, gibt es journalistische Experimente, die erfreulichen Erfolg finden:

Autor*in RESET , 22.05.10

Die diesjährigen Pulitzerpreise bspw. zeichneten mit dem Preis für Investigative Reporting ProPublica zum ersten mal ein reines online Medium aus: ProPublica – A Note from Editor-in-Chief Paul Steiger on the Pulitzer Prize.

Während in den USA vor allem Non-Profit Journalism zum Thema wird und gleichzeitig Größen wie die New York Times zu Bezahlmodellen zurückkehren, scheint es in England vor allem lokale Community-Initiativen zu geben, die versuchen die lokale Nachrichtenlage neu zu präsentieren und zu vermitteln.

In Deutschland gibt es Diskussionen sowohl in den traditionellen Medien, als auch auf Themenseiten wie Carta & Netzfeuilleton.

Zu Beginn des Jahres stellte die Netzeitung nach 10 Jahren ihre bisherige online Berichterstattung – Experimente, so scheint es, gibt es auch bei uns, obgleich in kleinerer Anzahl und qualitativ weniger innovativ als in anderen Ländern.

Gestern habe ich dann folgendes „Experiment“ (?) auf den Seiten des Tagesspiegels entdeckt: Der Tagesspiegel lässt sich seine Energie- & Umweltsparte offenbar von Vattenfall sponsorn / unterstützen.

Die relevanten Artikel sind als „Anzeigen“ markiert – sowohl im Volltext als auch in der Übersichtsanzeige der Themenseite. Die Beiträge werden im „Advertorial“ zusammengefasst. Seit dem 25. März 2010 sind vier Anzeigenartikel in das „Ressort“ eingestellt worden – die Nennung des Energieanbieters in anderen Artikeln erfolgt in ungleich höherer Anzahl, allerdings sind Logos und Verweise auf den Sponsor Vattenfall direkt klickbar. Die Firma wird nicht auf der Tagesspiegel-Partnerseite erwähnt – einen Hinweis auf die Natur und konkreten Rahmenbedingungen dieser „strategischen Partnerschaft“ habe ich weder beim Tagesspiegel noch auf den Seiten von Vattenfall selbst entdeckt.

Da stellt sich bei dieser Art der Zusammenarbeit von Berichterstatter und Nachrichtengegenstand für mich die Frage: Ist das ein legitimes Experiment im Überlebenskampf schrumpfender Redaktionen und damit strategische Ausrichtung einer Corporate Social Responsibility oder der Schritt zu weit – in Richtung Greenwashing?

Greenwashing – Die dunkle Seite der CSR

Im Gegensatz zur sozialen und ökologischen Unternehmensverantwortung ist Greenwashing die bewusste Verbrauchertäuschung.