Tip Me: Ein Trinkgeld direkt zu den Produzenten

Tip Me ist eine Initiative, die statt des bisherigen Modells fairen Handelns die Möglichkeit bieten möchte, sich mit einem Trinkgeld bei den Produzenten der Produkte erkenntlich zu zeigen.

Autor*in Julian Furtkamp, 10.08.17

Übersetzung Julian Furtkamp:

Tip Me möchte Konsumenten und Produzenten miteinander verbinden und es dem Verbraucher ermöglichen, durch ein Trinkgeld für mehr Lohngerechtigkeit bei den Produzenten vor Ort zu sorgen. Ausgangspunkt dieser Überlegung ist, dass bei Projekten des fairen Handels auch die Zwischen- und Endhändler sich einen großen Teil des Mehrpreises einstecken und beim ursprünglichen Produzenten leider oft nur der kleinste Anteil ankommt. Das gegebene Trinkgeld soll aber sofort an die Produzenten des Produkts gehen.

Geschehen soll das Ganze digital: Im Warenkorb kann man sich dazu entscheiden, zusätzlich zum angezeigten Kaufpreis einen beliebigen Betrag als Trinkgeld zu geben. Ein Tippen im Supermarkt scheint bislang nicht angedacht oder zumindest erst als zukünftiger Schritt.

Das Trinkgeld geht an die demokratischen Kooperativen und soll dort ein Startkapital für den Anfang der Produktionskette sein. Mit dem Kapital lassen sich Investitionen tätigen, die zu verbesserten oder zusätzlichen Gewinnen führen können. Diese Investitionen können Land, zusätzliche Maschinen aber auch bessere Schulbildung für die Kinder der Produzenten sein.

Das Konzept klingt zunächst einmal noch auf bäuerliche bzw. Erzeugnisse mit überschaubarer Lieferkette ausgelegt. Wie Arbeiter in der Logistik oder späteren Veredelungsstufen mit einem Trinkgeld bedacht werden könnten, ist noch nicht zu erkennen und vermutlich auch schwer realisierbar. In der Textilbranche, in der die Arbeit bekanntlich sehr niedrig entlohnt wird, wird das fertige Produkt vom Baumwollfeld über die Spinnerei, Weberei, Färberei und schließlich Schneiderei hergestellt. Und all die Glieder in der langen Logistikkette können an ganz unterschiedlichen Orten liegen. Auch gibt es natürlich Lohnungerechtigkeit direkt bei uns, z.b. bei der Fleischzerlegung oder in der Ernte auf unseren Feldern.

Das Trinkgeld kann meiner Meinung nach daher keinen verpflichtenden Mindestlohn ersetzen, der jeweils vor Ort die Existenz sichert, eine Gesundheitsvorsorge und Rücklagenbildung ermöglicht. Wenn es allerdings obendrauf noch die Möglichkeit gibt, sich mit einem Trinkgeld seine Wertschätzung auszudrücken, ist das nichtsdestotrotz eine schöne Sache.

kudryashka
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