TATENDRANG: Selbstversorgung in der Stadt – Zu Besuch bei Valentina im Garten

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Mein Tauschhandel mit Valentina

Die Architektin Valentina Karga ist in den Garten gezogen, um sich in einer möglichst autarken Lebensweise in der Stadt, im Garten zu erproben. Ich habe sie dort besucht.

Autor*in Sarah-Indra Jungblut, 25.09.12

Die Architektin Valentina Karga ist in den Garten gezogen, um sich in einer möglichst autarken Lebensweise in der Stadt, im Garten zu erproben. Ich habe sie dort besucht.

Für mich ist es eine kleine Reise quer durch Berlin bis zu Valentina. Vorbei am Tempelhofer Feld, durch überraschend vorstädtische Einfamilienhaussiedlungen bis vor Valentinas Tür – die für mich angelehnt ist. Einmal durchs Haus und schon stehe ich ihn Valentinas Reich: einem kleinen Garten mit Tisch und Stühlen, ein kleiner selbstgebauter Herd schickt graue Schwaden in den blauen Himmel, das Aquaponic-System, in dem Wasser zwischen Gemüsekisten und Teich beständig seine Runden dreht, erfüllt den Ort mit sanftem Geplätscher. Valentina begrüßt mich herzlich und sofort sind wir mittendrin, im Austausch über Gartenanbau, Erdkühlschränke und sinnvolle Ernährungs- und Entsorgungskreisläufe.

Valentina ist Architektin und Nachwuchswissenschaftlerin der Graduiertenschule der UdK und im August mit dem Vorhaben in den Garten gezogen, hier für 30 Tage möglichst autark zu leben. Im Frühjahr hat sie Gemüsebeete angelegt, für die Zeit ihres Experiments sollte dieser sie ernähren. Um das sehr übersichtliche Nahrungsangebot zu erweitern tauscht sie Selbstangebautes in was-auch-immer-ihre-Besucher-mitbringen. Für mein Glas Honig und eine Zitrone habe ich rote und gelbe Minitomaten, Minze und Kartoffeln bekommen.

Was die Valentina antreibt? An erster Stelle ihr Interesse an Selbstversorgung, an einer autarken, unabhängigen Lebensweise und die Begeisterung für einfache DIY-Versorgungs- und Entsorgungssysteme. Wie z.B. das Aquaponic-System, das es ermöglicht, auf kleinstem Raum und in einem geschlossenen Kreislauf sowohl Fisch als auch Gemüse zu züchten. Oder der Mini-Ofen, Rocket Stove, der sich mit einem kleinen Container und ein paar großen Büchsen oder Stücken Ofenrohr selbst bauen lässt. Mit erstaunlich wenig Holz lässt sich darauf fast alles kochen. Bei meinem Besuch entstanden mehrere Gläser Beerenmarmelade und Apfelchutney aus um die Ecke gefundenem Fallobst. Am Biodigester bastelt Valentina noch. In einer kleinen Tonne gärende Küchenabfällen sollen einen Reifen mit Gas füllen. Wird dieser an einen Gaskocher angeschlossen, kann damit gekocht werden.

Ihr Wissen und Ideen bezieht Valentina ausschließlich aus Open Source-Plattformen und DIY-Anleitungen im Netz. In ihrem Blog sind ihre Erfahrungen und Entdeckungen dokumentiert: seit über einem Jahr zeigt sie hier ihre Experimente und verlinkt zu ihren Quellen.

Das aktuelle Experiment war ein erster Versuch; nächstes Jahr möchte Valentina einen komplett autarken Garten entwickeln. Ein Ort dazu muss noch gefunden werden. Ich bin gespannt!

http://berlinfarmlab.tumblr.com/

http://valentinakarga.com/

 

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