TATENDRANG: Korrekte Kleidung zu guten Preisen – GOOD Wear im Interview

gruender_draussen1
©
Jan und Matti Pannenbäcker

GOOD Wear ist das junge Unternehmen der Brüder Jan und Matti Pannenbäcker. Eigentlich wollten die beiden nur ihre eigene Kleidung in bio und fairer Qualität – doch die war ihnen fast überall zu teuer. Das wollten sie ändern. Heute, ein knappes Jahr nach dem Start, vertreiben als Social Business eine erste Kollektion an einfachen Shirts und Pullis zu freundlichen Preisen.

Autor*in Sarah-Indra Jungblut, 17.05.12

GOOD Wear ist das junge Unternehmen der Brüder Jan und Matti Pannenbäcker. Eigentlich wollten die beiden nur ihre eigene Kleidung in bio und fairer Qualität – doch die war ihnen fast überall zu teuer. Das wollten sie ändern. Heute, ein knappes Jahr nach dem Start, vertreiben als Social Business eine erste Kollektion an einfachen Shirts und Pullis zu freundlichen Preisen.

Als Social Business geht es den beiden nicht um Gewinnmaximierung, sondern um die Sache: den Wandel der Textilindustrie hin zu einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Branche. Mit korrekter Kleidung sollen einerseits die Arbeitsbedingungen für Bauern und Textilarbeiter verbessert werden, z.B. durch faire Löhne und gesunde Arbeitsumgebungen. Andererseits hat ökologische Landwirtschaft, der Einsatz erneuerbarer Energien und ein verantwortungsvolles Ressourcenmanagement zahlreiche positive Auswirkungen auf die lokale und globale Umwelt. Im Interview haben wir bei Jan nachgefragt, was es mit der Kleidung auf sich hat und was sie sich für die Zukunft wünschen.

1. Wie seid ihr dazu gekommen, einen Shop für korrekte Kleidung umzusetzen?

Wir wollten unsere eigene Kleidung in bio und fairer Qualität. Es hat sich aber schnell herausgestellt, dass das nicht so einfach ist. Es ist fast unmöglich nachhaltige Kleidung zu finden, die sich auch junge Menschen leisten können. Freunde hatten uns von gleichen Erfahrungen erzählt. Deshalb haben wir zu uns gesagt: „Lass uns das ändern!“ Wir wollen bio und faire Kleidung verbreiten und dafür muss der Preis stimmen!

2. Inwiefern sind eure Sachen korrekt?

Unser erstes GOOD Label, dass wir vertreiben ist GOTS zertifiziert. GOTS ist das am weitesten verbreitete Siegel für biologische Textilien. Dadurch wird unabhängig sichergestellt, dass ausschließlich zertifizierte Biobaumwolle verwendet wird und auch soziale Kriterien berücksichtigt werden. Die faire Produktion ist zudem durch eine Mitgliedschaft unseres Produzenten bei der Fair Wear Foundation sichergestellt. Zusätzlich wird bei der Herstellung 90% weniger CO2 im Vergleich zu konventioneller Kleidung verursacht, da unter anderem die Fabrik, in der die klimaneutralen Shirts gefertigt werden, sich mit selbst produziertem Strom aus Wind und Sonne versorgt.

3. Von wem bezieht ihr die Sachen?

Für den Start haben wir nach Kleidung gesucht, die sehr hohe Nachhaltigkeitsstandards erfüllt und auch preislich attraktiv ist. Da Earthpositive Produkte eigentlich als Merchandising bzw. zur Weiterverarbeitung produziert werden, können wir Sie einen Arbeitsschritt früher dem Prozess entnehmen und so wesentlich günstigere Preise nehmen. Außerdem haben wir so ein Produkt, das durch einfaches Design vielen Menschen zusagt und viel Raum für Individualisierungen lässt.

4. Was waren die größten Schwierigkeiten bei der Umsetzung und wie habt ihre diese gelöst?

Leider ist der deutsche Staat nicht gerade sehr unternehmerfreundlich. Man muss  viele Bestimmungen und Verordnungen beachten. Das zieht leider sehr viel Aufmerksamkeit und Nerven ab, die an anderer Stelle gut gebraucht werden könnten.

5. Gibt es jemanden von dem/ der ihr euch mehr Unterstützung wünscht?

Neben dem Staat, der noch wesentlich entrepreneurship-freundlicher werden sollte, brauchen wir ganz viele Menschen, die uns dabei unterstützen bio und faire Kleidung zu verbreiten. Wir können nur Alternativen aufzeigen, aber die Verbreitung funktioniert natürlich nur, wenn jeder Einzelne mitmacht.

6. Was kann jeder konkret tun, um die Modebranche grüner und fairer zu machen?

Kauft bio und fair und achtet dabei auf die Siegel, nicht alles was sich so nennt ist es auch. Aber bevor ihr etwas Neues kauft, tragt eure alten Sachen aus. Jedes Produkt, auch wenn es noch so bio ist, ist eine Belastung für die Umwelt. 80% des Energieaufwandes eines Kleidungsstücks fallen beim Konsumenten an, durch das Waschen und Trocknen. Wer also bei 30 Grad mit biologisch abbaubaren Waschmitteln wäscht und auf dem Wäscheständer trocknet ist schon gut dabei.

7. Wo wollt ihr hin?

Wir wollen, dass eine biologische und faire Textilproduktion zum Standard wird.
Bevor aber die großen Produzenten darauf umsteigen, müssen wir ihnen zeigen, dass dafür eine Nachfrage besteht. Zu den Preisen, zu denen nachhaltige Textilien heute angeboten werden, ist das einfach nur für wenige möglich.

Wir entwickeln zur Zeit ein Konzept mit dem wir in Zukunft ein größeres Sortiment an bio und fairer Kleidung zu günstigen Preisen anbieten können. So wird die Auswahl größer und wir können mehr Menschen erreichen.

8. Wie stellt ihr euch die korrekte Mode der Zukunft zu?

Ich bin mir sicher, dass es eine Entwicklung, ähnlich wie bei den Lebensmitteln, hin zu mehr bio und fair geben wird. Ich hoffe aber auch, dass die Mode zeitloser wird und es nicht nötig ist, dass jedes Label zwei oder mehr Kollektionen im Jahr produziert, nur damit die Sachen des vorherigen Jahres „out“ werden und sie keiner mehr tragen will.

Mehr zu GOOD Wear erfährst Du hier: GOOD Wear.de

TATENDRANG ist das neue Interviewformat von RESET. Wir wollen wissen, wie unsere Interviewpartner zu ihren spannenden, innovativen und einzigartigen Projekten und Ideen aus den Bereichen Umwelt und Humanität kamen, warum sie sich für genau das Thema einsetzen und wie schwer oder einfach sich das Projekt durchführen ließ. Damit wollen wir Ideen streuen, Projekte präsentieren und zu Aktionen anregen. Wir denken: Die Welt verändern kann jeder!

MARKIERT MIT
cj_in_jam5
©
TATENDRANG: CJ Boyd – On tour with a veggi-oil car

Wenn CJ Boyd mit seinem Van auf Tour geht, ist sein ständiger Begleiter der Duft nach Chinarestaurant - der amerikanische Musiker hat seinen Van auf Speiseölbetrieb umgebaut. Wie er dazu kam, warum er lieber Chinarestaurants anstatt Frittenbuden anzapft und weshalb wir uns aus der Abhängigkeit von Erdöl lösen müssen, das erfährst Du hier im Interview.