TATENDRANG: Interview mit dem OuiShare-Team zur OuiShare 2015. Diesjähriges Festival-Motto: Lost in Transition?

© OuiShare Fest 2015

Zum 3ten Mal kommen Unternehmer und soziale Innovatoren, Non-Profit-Organisationen und Graswurzel-Aktivisten zum OuiSahre Fest in Paris zusammen. Das dreitätige Festival über die kollaborative Wirtschaft findet dieses Jahr vom 20.-22. Mai statt. Motto: Lost in Transition? Was das bedeutet, wollten wir genauer wissen und sprachen mit den OuiShare-Teammitgliedern David Weingartner und Francesca Pick.

Autor*in Laura Holzäpfel, 19.05.15

1000 Visionäre der kollaborativen Wirtschaft kommen zusammen für drei Tage Konferenz, Austausch und das gemeinsame Schaffen von Neuem (Link zum Konferenz-Livestream findet ihr unten). Zum 3ten Mal wird das OuiShare Fest in Paris über 1000 Menschen zusammenbringen, um die Zukunft von Bewegungen wie Collaborative Consumption, Open Source, Makers und Fablabs, Coworking, Crowdfunding, alternative Währungen und horizontale Governance zu diskutieren – Bewegungen, die Städte, Organisationen und Bürgerinitiativen weltweit verändern.

Doch die Pioniere dieser Bewegungen stehen nun vor vielen Herausforderungen: Sie müssen komplexe Probleme lösen, von Regulierung und Finanzierung über Organisation in Zeiten ökologischer, wirtschaftlicher und sozialer Unsicherheit.

Wenn es darum geht, wie sich Wirtschaft, Umwelt und Politik verändern, hören wir immer öfter die Worte Transition, Transformation und Wandel. Doch um was für eine Transformation handelt es sich? In welche Richtung würden wir uns gerne bewegen? Wie könnte eine kollaborative Gesellschaft aussehen?

Genau darum soll es Ende Mai in Paris gehen. RESET sprach vorab im Interview mit den OuiShare-Teammitgliedern David Weingartner und Francesca Pick darüber, was die letzten OuiShare Fests brachten und was die Teilnehmer erwartet.

Zum 3ten Mal schon kommen Unternehmer und soziale Innovatoren, Non-Profit-Organisationen und Graswurzel-Aktivisten zum OuiSahre Fest zusammen. Was habt ihr aus den letzten OuiShare Fests an Erfahrungen mitnehmen können, die ihr dieses Jahr einbringen konntet?

Francesca: Wir haben von vielen Besuchern das Feedback bekommen, dass die “Experience”-Sessions im Bereich persönliche Entwicklung und Interaktion toll waren – wie zum Beispiel die “Sharing Love”-Session im letzten Jahr. Daher haben wir diesen Programmteil dieses Jahr weiter ausgebaut, so dass in einem Bereich der Konferenz (dem Boot) nun ausschließlich Programmpunkte dieser Art stattfinden. Im Generellen haben wir nun das Programm rund um Themenbereiche strukturiert, wovon es dieses Jahr ganze 12 gibt.

Auch haben uns die technischen Möglichkeiten überzeugt, da sie uns helfen, das Programm kollaborativer zu machen. So setzen wir z.B dieses Jahr die App Sli.do ein, die den Teilnehmern die Interaktion und Mitbestimmung im Programm erleichtert.

Das diesjährige Motto „Lost in Transition“ spielt auf Wandel und Transformation in der heutigen Zeit an. Was ist damit gemeint?

Francesca: Es geht darum, dass es sowohl Organisationen als auch Individuen in der von rapidem Wandel geprägten Zeit schwer fällt, Fixpunkte zu finden, an denen man sich orientieren und mit denen man also auch mithalten kann.

David: Zum anderen spielt das Thema aber natürlich auch auf die Spannungen im Bereich der Kollaborativen Ökonomie an. Nach dem z.B die Sharing Economy zu Anfang der medialen Präsenz als ökologisch sinnvolle Universallösung für unsere Konsumkultur gefeiert wurde, werden nun auch kritische Aspekte und Entwicklungen beleuchtet. Wir stehen an einem Punkt, an dem wir sehen müssen, welchen Weg wir als Gesellschaft gehen wollen, um eine wahrhaft kollaborative Gesellschaft zu schaffen.

Aus drei Tagen Power-Programm die Rosinen zu picken, fällt sicher schwer. Dennoch: Worauf freust du dich persönlich am meisten?

David: Natürlich ist das Programm gefüllt mit wahnsinnig interessanten Inhalten, die eine Entscheidung schwierig machen. Ich persönlich freue mich sehr z.B auf die Keynote von Charles Eisenstein, die Podiumsdiskussion über die Umweltauswirkungen der kollaborativen Ökonomie oder den Workshop über die Anwendung kollaboroativer Methoden zur Verbesserung der Arbeit im humanitären Sektor. Der inhaltliche Input macht aber nur einen Teil der OuiShare Fest Erfahrung aus. Ein anderer wesentlicher Teil besteht tatsächlich darin, mit anderen Menschen aus teilweise komplett unterschiedlichen Hintergründen, in Interaktion zu treten und sich auszutauschen und dabei zu sehen, wie viele verschiedene Ansätze es gibt, um eine ähnliche Vision zu erreichen. Am besten ist es oftmals daher, ohne großen vorgefertigten Plan zu kommen, sich vom Fluss treiben zu lassen und zu sehen, was passiert 🙂

Das OuiShare Fest ist als „Zero Waste“-Fest gedacht. Kein Müll bei solch einer großen Veranstaltung? Wie macht ihr das?

Francesca: Wir wissen, dass wir uns ein hohes Ziel gesetzt haben mit der Aufgabe der Organisation eines Zero Waste Anatzes auf einer Konferenz, bei der normalerweise extrem viel Müll anfällt. Wir möchten damit aber einen Versuch wagen und so womöglich einen Präzedenzfall in Frankreich und ganz Europa schaffen. Wir werden z.B keine Stände oder Flyer auf der Veranstaltung zulassen, auch nicht von unseren Partnern – selbst die sonst gewohnten Taschen gefüllt mit Materialien ersetzen wir durch sogenannte virtuelle “Goodie-Bags”. Auch haben wir die Versorgung mit Lebensmitteln so organisiert, dass Reste später noch am Buffett zur Verfügung stehen und am Ende der Veranstaltung an eine Organisation gespendet werden. Die Banner der Veranstaltung sind aus recycleten Flaschen hergestellt und werden nach der Veranstaltung zu anderen nützlichen Gegenständen upgecycled (wie z.B Dokumententaschen). Das sind aber nur einige Beispiele, eine komplette Liste unserer Maßnahmen, um dem Anspruch gerecht zu werden, findet ihr auf der Veranstaltungswebsite.

Zu euren Hauptthemen dieses Jahr gehören u.a. Kollaborativer Konsum, Crowdfunding und DIY-Communities. Was war im letzten Jahr ein persönliches Aha!-Erlebnis in Sachen machen, teilen, leihen?

David: Die komplette Szene entwickelt sich so rasch, dass ich immer wieder aufs Neue überrascht bin, welche Lösungen und Möglichkeiten erdacht werden. Wirklich erstaunt hat mich z.B., dass mittlerweile sogar die anfänglichen Disruptoren wie Uber selbst überholt werden durch Blockchain-Lösungen wie La ´Zooz, die das an Akkumulation orientierte Konzept von Eigentum und damit auch der ungerechten Verteilung von Wertschöpfung über den Haufen werfen.

Mehr zum OuiShare Fest und dem dazugehörigen Programm erfährst du hier: OuiShare Homepage. Für jeden, der in Paris nicht dabei sein kann, wurde für die Konferenz vom 20.-22. Mai ein Livestream eingerichtet: http://www.glowbl.com/OuiShareFestwelcome. Viel Spaß!

TATENDRANG ist das Interviewformat von RESET. Wir wollen wissen, wie unsere Interviewpartner zu ihren spannenden, innovativen und einzigartigen Projekten und Ideen aus den Bereichen Umwelt und globale Gerechtigkeit kamen, warum sie sich für genau das Thema einsetzen und wie schwer oder einfach sich das Projekt durchführen ließ. Damit wollen wir Ideen streuen, Projekte präsentieren und zu Aktionen anregen. Wir denken: Die Welt verändern kann jeder! Alle Interviews findest du hier: TATENDRANG

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