Studie: Deadly Environment – gefährlicher Umweltschutz

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Nie war es so wichtig wie heute, sich für den Umweltschutz einzusetzen - und nie war es so gefährlich. Zwischen 2002 und 2013 wurden weltweit mindestens 908 Aktivisten ermordet, die sich für ihre Landrechte und den Schutz der Umwelt eingesetzt haben. Eine Studie von Global Witness veröffentlicht erschütternde Zahlen.

Autor*in Hanadi Siering, 12.05.14

Der Kampf um natürliche Ressourcen kostet seinen Preis. Eine immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich, Konflikte um Land und Ressourcen und die Missachtung von Menschenrechten gehen einher mit massiven Umweltverschmutzungen und -zerstörungen. Auf der einen Seite stehen die Interessen großer Unternehmen und Regierungen, die auf Kosten von Mensch und Umwelt nur auf Profitmaximierung aus sind, und auf der anderen Seite stehen oft gewöhnliche Leute, die ihr Land, ihre Ressourcen und ihre Lebensgrundlage vor den ausbeuterischen und unnachhaltigen Aktivitäten ersterer schützen wollen.

Brasilien, Honduras und Philippinen am gefährlichsten

Global Witness macht mit ihrer Studie auf dieses, nach ihrer Einschätzung unausreichend wahrgenommene Problem aufmerksam. Die Ergebnisse zeigen, wie dringlich eine Berichterstattung über die gefährliche Lage von Umweltaktivisten, die gegen die Machenschaften von Unternehmen und Regierungen vorgehen, ist:

Zwischen 2002 und 2013 wurden in 35 Ländern mindestens 908 Umweltaktivisten entführt, ermordet oder sie „verschwanden“. Die Dunkelziffer ist viel höher. 2012 wurden 10 mal mehr Menschen umgebracht, als noch 10 Jahre zuvor. Die Täter sind oft aus Militär- oder Polizeieinheiten. In den Philippinen häufen sich Fälle, in denen die Täter von Unternehmen selbst und/oder politischen Akteuren angeheuert werden.

Die meisten Umweltschützer setzten sich gegen Landgrabbing, Bergbauaktivitäten, Waldrodungen, illegalem Holzeinschlag und Wasserenergieprojekte ein, weil damit auch Vertreibungen und großflächige Eingriffe verbunden sind. Besonders die Rechte indigener Einwohner werden missachtet. Brasilien, Honduras und die Philippinen gehören zu den gefährlichsten Ländern für Umweltaktivisten.

Pro Umwelt = Contra Entwicklung?

Den Gegnern des Rohstoffabbaus wird vorgeworfen, eine „Anti-Development“-Haltung einzunehmen, also gegen die Entwicklung zu kämpfen. Dass natürliche Ressourcen, wie die Wälder, die Lebensgrundlage vieler Menschen darstellen, wird dabei ignoriert. Die hohen Rohstoffvorkommen kommen selten denjenigen zugute, die vor Ort leben – im Gegenteil: betroffene Menschen bleiben oft trotz ihres Rohstoffreichtums bettelarm. Von Entwicklung kann dabei keine Rede sein.

Global Witness setzt sich für eine Änderung des Systems ein, indem es die wirtschaftlichen Netzwerke und Zusammenhänge hinter Konflikten, Korruptionen und Umweltzerstörungen aufdeckt.

Landgrabbing: Bauern ohne Land

Rund um den Globus führen Kleinbauern und indigene Völker seit Jahrzehnten einen Kampf gegen Großgrundbesitzer und Konzern-Multis für das Recht auf Land. Ohne Land keine Nahrung - so einfach lautet vielerorts die Gleichung.

Der Fluch natürlicher Ressourcen: Trotz Rohstoffreichtum bettelarm

Die Demokratische Republik Kongo, Nigeria, Sierra Leone, Liberia, Angola, der Tschad. Länder, die über große Rohstoffvorkommen verfügen, aber weit davon entfernt sind, Armut und Hunger im eigenen Land zu überwinden. Der Reichtum an Öl, Kupfer oder Edelsteinen könnte eine Quelle für Entwicklung sein. Statt Wohlstand grassieren in diesen Ländern in der Realität jedoch Krieg und Gewalt. Der Reichtum wird zum Fluch. Keine zufällige Erscheinung.