Studie: Biosprit weniger nachhaltig als angenommen

Wie aus einer im Fachjournal „Nature Climate Change“ veröffentlichten Studie hervor geht, könnte Biokraftstoff bisher ungeahnte Nebenwirkungen haben. So werde der Anbau von nachwachsenden Biobrennstoffen zukünftig für Ernteeinbußen in der Landwirtschaft und bis zu 1.400 Todesfälle in Europa verantwortlich sein.

Autor*in RESET , 09.01.13

Die Wissenschaftler der britischen Lancaster University machen eine bisher recht unbekannte Form der Luftverschmutzung für die negativen Folgen verantwortlich. So werde beim Anbau schnellwachsender Bäume wie Weiden, Pappeln und Eukalyptus Isopren freigesetzt.  Unter Sonneneinstrahlung führte dieses gemischt mit Stickoxiden zur Bildung von bodennahmen Ozon, welches sich u.a. schädlich auf die Atemwege auswirke.

Bereits jetzt sterben in Europa etwa 22.000 Menschen an den Folgen von Ozon. Durch die Verpflichtung der EU-Staaten bis 2020 zehn Prozent ihres Energiebedarfs im Verkehrssektor aus erneuerbaren Energien zu gewinnen, gehen die Forscher von einem vermehrten Anbau von zur Gewinnung von Biosprit geeigneten Pflanzen aus. Dadurch werde sich die Zahl der Todesfälle in Folge von Ozon um mehr als 1.000 Personen erhöhen. Des Weiteren beeinträchtige Ozon den Ertrag von Nutzpflanzen wie Mais oder Weizen, was wiederum zu Einbußen in Milliardenhöhe führe.

Die Wissenschaftler um Nick Hewitt verstehen sich nicht als Gegner von Biokraftstoffen. Doch kommen sie zu dem Schluss, dass Biotreibstoffe zwar zu einer Reduktion von Kohlendioxid in der Atmosphäre beitragen, dabei aber dennoch einen negativen Effekt auf die Luftqualität haben können.

Einen Vorteil hat Biokraftstoff aus Bäumen jedoch: im Gegensatz zu Brennstoffen aus landwirtschaftlich nutzbaren Pflanzen wie Mais und Zuckerrüben, können diese nicht als Nahrungsmittel verwendet werden. Da ihr Anbau recht unproblematisch auf Grasflächen erfolgen kann, konkurrieren sie nicht um wertvollen Getreideanbauflächen. Somit ist die Gefahr gering, dass der Anbau zu einer Preissteigerung von landwirtschaftlicher Nutzfläche oder gar Verdrängung von Getreideanbau führen wird.

Einen ausführlichen Bericht zu den Ergebnissen der Studie findet sich unter www.newsdaily.com (in Englisch).