Strumpfhosen aus Salat: Chicorée als Erdölersatz

Forscherinnen der Universität Hohenheim stellen aus Chicorée-Abfällen einen Rohstoff her, der bessere Eigenschaften bei der Kunstoffherstellung hat als Erdöl.

Autor*in Silvana Steiniger, 17.02.16

Hydroxymethylfurfural, im Folgenden kurz HMF genannt, heißt der Ausgangsstoff, aus dem die erdölfreien Kunststoffträume sind. HMF ist keine neuartige magische Verbindung, sondern entsteht durch die Erhitzung von Zucker. Wahrscheinlich haben viele schon mal, ohne es zu wissen, die organische Aldehyd- und Furanverbindung in der Küche hergestellt. Wer Butter und Zucker erhitzt erhält ziemlich leckeres HMF, nämlich Karamell. In Hohenheim bei Stuttgart haben Dr. Judith Pfennig und Prof. Andrea Kruse aus dem Fachgebiet Konversionstechnologie und Systembewertung HMF nun aus den Abfällen der Chicorée- Pflanze hergestellt.

Etwa ein Drittel der Pflanze gilt als Abfall und circa 800.000 Tonnen fallen in Europa davon jährlich an. Bisher werden diese kompostiert oder in Biogasanlagen zu Energie umgewandelt. Die Ergebnisse aus Hohenheim sind jedoch so vielversprechend, dass die Abfälle in Zukunft wohl ihr zweites Leben als Plastikflaschen oder Nylon-Strumpfhosen verbringen könnten.

Chicorée: 12 Punkte, Erdöl: setzen.

Laut Kruse „produziert Chicorée eine hochwertigere Chemikalie als das Äquivalent aus Erdöl“. Daraus hergestellte Produkte könnten dünnwandiger sein, ohne Einbußen bei der Festigkeit befürchten zu müssen. Ein weiterer Pluspunkt für die Chicorée-Rübe als Rohstofflieferant ist: sie ist tatsächlich Abfall. Es sind keine extra Flächen zum Anbau notwendig und es entsteht keine Konkurrenz zu Nahrungs- oder Futtermitteln. Und dass die Umweltbilanz im Gegensatz zu Kunststoffen auf Erdölbasis selbstverständlich bedeutend besser ist, sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

Doch damit nicht genug, denn auch wirtschaftlich betrachtet wäre es geradezu wahnsinnig, die Pflanzenabfälle weiterhin zu Strom zu verarbeiten. HMF zählt als eine von 12 Basischemikalien für die Kunststoffindustrie der Zukunft. In Zahlen heißt das: „Circa 220.000 Wurzelrüben pro Hektar können theoretisch (…) zu 2,87 Tonnen HMF umgewandelt werden. Über den Verkauf dieser Menge können ca. 5,74 Millionen € erzielt werden,“ so Kruse weiter. Bei der Verwertung in der Biogasanlage würde die gleiche Menge Chicorée Strom im Gegenwert von gerade mal 21.000 € liefern.

Das macht HMF dann doch ein bisschen magisch.

Bekleidung: Spinnenseide als Kunststoff der Zukunft

Spinnenseide ist eines der reißfestesten und dehnbarsten Materialen, das die Natur zu bieten hat. Warum nicht Kleidung daraus herstellen? Der Hersteller The North Face hat einen Parka aus dem natürlichen Supermaterial entwickelt, mit dem bisher nur Superhelden agierten.

banane
©
Plastik aus Bananen

Eine 16 jährige Schülerin aus Istanbul erfindet einen natürlichen Ersatzstoff für Plastik und gewinnt einen Forscherpreis. Ihre Arbeit könnte die Herstellung von einigen herkömmlichen Kunststoffen revolutionieren.