Stößt Altpapier Styropor vom Thron der Dämmmaterialien?

Dem überall spürbar angestiegenen Umweltbewusstsein zum Trotz: Das Dämmen von Häusern ist in Verruf gekommen - und das obwohl es sich lohnt.

Autor*in Marius Hasenheit, 14.07.15

Einerseits ängstigen manche Mieter Mietpreissteigerungen durch die energetische Sanierung. Andererseits wird kritisiert, dass die vornehmlich verwendeten, als Styroporplatten bekannten, Polysterolblöcke nicht uneingeschränkt geeignet sind. Zum einen ist noch nicht klar, wie das Material nach seiner Nutzungsdauer von 40 Jahren am besten recycelt oder entsorgt wird. Zum anderen werden die umweltunfreundliche Produktion und das häufige Hinzusetzen von umweltschädlichen Brandschutzmitteln kritisiert.

Doch es gibt Alternativen zu den weißen Styroporkügelchen. Auch Schafwolle, Kork, Holzfasern, Stein- oder Glaswolle können als Dämmstoff genutzt werden. Nun macht eine weitere neue, sehr umweltfreundliche Dämmung von sich reden: Zellulose. Der estnische Hersteller WerroWool OÜ produziert Dämmstoff auf Zellulosebasis und braucht dafür erstaunlicherweise 30-mal weniger Produktionsenergie als für die Produktion von Stein- oder Glaswolle.

Zellulose: Die Alternative unter den Alternativen

Nicht weniger erstaunlich ist, dass das Unternehmen dafür zu 85% Altpapier nutzt. Das Material stammt aus der Umgebung des Unternehmensstandortes Võrumaa. Da somit lange Transportwege wegfallen, können auch die entsprechenden Kosten und CO2-Emissionen vermieden werden. Auch bezüglich der Zusatzstoffe, welche die Brandsicherheit erhöhen und die Ausbreitung von Schädlinge und Algen auf und in der Dämmung verhindern sollen, setzt der Hersteller auf ökologische Alternativen. Für das Zellulosematerial der WerroWool wird Aluminiumhydroxid, ein Abfallstoff aus der Aluminiumindustrie benutzt. Ökologischer als Aluminiumhydroxid ist wohl nur Molke die den Styroporplatten manchmal statt schädlicher Chemikalien für den Brandschutz  zugesetzt werden kann. Bei einem Brand ersticken die Eiweißmoleküle der Molke die entstehenden Flammen.

Ob sich das Material durchsetzen kann, wird sich zeigen. Noch ist das Unternehmen mit sechs Beschäftigten recht klein – doch es wächst stetig. Gleichzeitig gibt es aber auch andere Styroporalternativen, die im Vergleich zu Stein- und Glaswolle gut abschneiden. Der Wettkampf der Alternativdämmstoffe wird wohl nicht zuletzt vom Preis entschieden. Während Holzfaserdämmstoffe je nach Ausführung 100 bis 300 Euro pro Kubikmeter kosten, sind es bei Hanffasern nur circa 80 bis 90 Euro pro Kubikmeter. Doch Dämmstoff aus Zellulose, wie der von WerroWool OÜ, führt im Preisleistungsverhältnis laut vielen Einschätzungen mit einem Preis von 60 bis 90 Euro pro Kubikmetern und einer besonders guten Ökobilanz.

Germanwatch vergleicht Niedrig-Energie-Szenarien

Die NRO Germanwatch hat heute eine Studie (pdf) veröffentlicht, in der sie die vier wichtigen Niedrig-Energie-Szenarien für Deutschland untersucht. Diese Niedrig-Energie-Szenarien zeigen, welche CO2-Reduktionen in Deutschland möglich sind und was getan werden muss, um diese zu erreichen.