Sterben des Great Barrier Reefs unaufhaltsam

Das Geat Barrier Reef ist von massiver Korallebleiche betroffen

Warnung, Rettungsidee, Entwarnung, dann wieder Warnung. In den letzten Jahren kursierten wechselnde Meldungen über den Zustand des größten Korallenriffs der Erde. Neuen Forschungen der australischen James Cook Universität zufolge ist das Weltnaturerbe bereits unheilbar zerstört.

Autor*in Laura Wagener, 26.04.17

Die Erderwärmung auf unter zwei Grad begrenzen – dies ist eines der erklärten Ziele des internationalen Weltklimavertrags von Paris. Doch warum eigentlich? Gerade für uns Nordeuropäer locken doch durch die globale Erwärmung mildere Winter und längere Sommer. Ein Blick über die eigenen Landesgrenzen hinaus zeigt jedoch ein weniger behagliches Bild: Überschwemmungen in Asien, Dürren in Afrika oder Wirbelstürme über Ozeanien sind nur einige Folgen der Veränderung des Weltklimas durch die globale Erwärmung. Naturforscher beobachten schon seit einigen Jahren besorgt die Auswirkungen des Anstiegs der Meerestemperaturen auf die Tier- und Pflanzenpopulationen in den Ozeanen.

Wissenschaftler des Exzellenzzentrums für Korallenriffstudien von der James Cook Universität im ostaustralischen Townsville (ARC Centre of Excellence for Coral Reef Studies) vermeldeten jetzt, dass das Great Barrier Reef – mit einer Fläche von rund 35.0000 km² das größte Korallenriff der Welt und Heimat von unzähligen Tier- und Pflanzenarten – vor allem durch die Auswirkungen des Klimawandels bereits unheilbar beschädigt sei. 

Zwei Drittel des Great Barrier Reefs von „Mass Bleaching“ betroffen

Grund für das Sterben des Riffs sei der Anstieg der Meerestemperatur in der Region und darauf folgende „mass bleaching events“ der Korallenriffe. Korallenriffe stellen ein empfindliches Ökosystem, welches stark auf klimatische Veränderungen reagiert. Übersteigt die Wassertemperatur über einen längeren Zeitraum 29 °C, stoßen die Korallen die in ihnen angesiedelten Algen ab, die für die Versorgung mit Nährstoffen sowie die Farbgebung der Korallen verantwortlich sind und bleichen aus. Diese Algen sind jedoch das Nahrungsmittel für viele weitere Lebensformen und bilden so die Grundlage für den Artenreichtum unter Wasser.

Dieses Jahr ist das 1981 zum Weltnaturerbe ernannte Riff zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren von einer massiven und großflächigen Korallenbleiche betroffen. „Sogar die am schnellsten wachsenden Korallen brauchen mindestens zehn Jahre, um sich zu erholen. Nach zwei Bleichen innerhalb von zwölf Monaten haben die Riffe, die im Jahr 2016 zerstört wurden, null Aussicht auf Erholung“, sagt James Kerry, einer der an der Studie beteiligten Wissenschaftler.

Zusätzlich zur zerstörerischen Korallenbleiche wurden weitere bisher intakte Teile des Riffs durch den Zyklon „Debbie“ zerstört. Laut den vom ARC Zentrum gesammelten Daten sind so bereits etwa zwei Drittel des gesamten Korallenriffs zerstört. Eine frei zugängliche interaktive Karte des Forschungszentrums zeigt die Videoaufnahmen über den Zustand des Riffs in verschiedenen Regionen. Besonders ärgerlich: Zusätzlich zu den klimabedingten Schäden wird durch die Kohleförderung an der australischen Ostküste die Wasserqualität zusätzlich belastet.  Jon Brody, Experte für Wasserqualität an der James Cook Universität zeigt sich resigniert über den Zustand seines Lebens- und Forschungsgebiets: „Wir haben aufgegeben. Es war mein Leben, mich für die Wasserqualität einzusetzen – wir haben versagt.“

Das Sterben des größten Korallenriffs der Welt ist nicht nur für diejenigen eine Katastrophe, die diese faszinierende multicolore Unterwasserwelt je in echt bestaunen durften. Das Schicksal des Great Barrier Reefs wird das Schicksal vieler weiterer Korallenriffe und Unterwasserlebensräume sein, wenn sich die Erdatmosphäre weiter ungehindert erwärmt. Ein weiterer Wake-up-call also, dass es längst Zeit ist zu handeln und den internationalen Klimaschutz weiter auszubauen. Sonst ist zu befürchten, dass die heutigen Naturwunder in ein paar Jahrzehnten nur noch in Fotos und unserer Erinnerung bestehen.

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