Die Aktionen gegen Plastikmüll nehmen weltweit zu. Damit einher gehen oft auch Verbote gewisser Plastikprodukte, zum Beispiel von Plastiktüten oder Einweggeschirr. Während hier in Deutschland der Einzelhandel eine Selbstverpflichtung eingeht, keine kostenlosen Plastiktüten herauszugeben, gibt es in anderen Ländern ein komplettes Plastiktütenverbot – in Ruanda beispielsweise schon seit 2008. Bei Verstoß sind hier verhältnismäßig hohe Strafen zu zahlen. Zu den Ländern mit Plastiktütenverbot zählen außerdem Uganda, Marokko, Eritrea – und seit Anfang August dieses Jahres auch Chile als das erste südamerikanisch Land mit einem solchen Verbot. Supermarktketten haben ein halbes Jahr, um die Vorschriften umzusetzen, kleinere Unternehmen haben mit einer Frist von zwei Jahren etwas länger Zeit.
Ein Grund, warum Plastik gerade so viel Aufmerksam erfährt, sind unter anderem die schockierenden Bilder und Videos über die Verschmutzung unserer Meere und die Auswirkungen auf ihre Bewohner. Jedes Jahr gelangen über sieben Millionen Tonnen Müll in die Meere und es sieht nicht so aus, als würde sich das in absehbarer Zukunft ändern. Drei Viertel dieses Abfalls sind Plastikmüll. Das liegt teilweise daran, dass etwa die Hälfte des Kunststoffs, den wir verbrauchen, nur einmalig genutzt und dann weggeworfen wird. Beispielhaft für solche Wegwerfgüter sind Plastiktüten: Das Weltwirtschaftsforum hat errechnet, dass weltweit pro Minute eine Million Plastiktüten benutzt werden.
Plastiktüten ohne Öl?
Eine Lösung dafür könnte aus Chile kommen, also aus dem Land, das gerade die Benutzung von Plastiktüten im Einzelhandel verboten hat. Solubag hat eine Tüte entwickelt, die ganz ohne Erdöl auskommt: Als Ölersatz wird Kalkstein verwendet. Dieser ist in Wasser löslich, was bedeutet, dass sich die gesamte Tüte in Wasser auflöst und außer Kohlenstoff keine Rückstände hinterlässt. Laut den Erfindern lässt sich diese Formel auf alle möglichen Plastikgegenstände, wie Besteck oder Nahrungsmittelverpackungen, übertragen. Statt hunderte Jahre lang in der Umwelt zu verbleiben, wie es bei herkömmlichem Plastikkunststoff der Fall ist, sind die Solubags in fünf Minuten verschwunden. Die lösliche Tüte soll im Oktober in Chile auf den Markt kommen. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Produkt in der Realität behauptet.
Die Idee, Plastikprodukte aus natürlichen, recyclebaren Stoffen herzustellen, ist nicht neu. Evowave zum Beispiel stellt Verpackungen aus Algen her, die mitgegessen werden können. Doch ist das tatsächlich die Lösung für die Plastikschwemme? Falls wir nichts an unserem generellen Konsumverhalten ändern, wohl eher nicht. In erster Linie sollten wir darauf achten, generell weniger Müll zu produzieren, zum Beispiel durch Precycling.