SirPlus: Können ein Supermarkt und eine App gegen Lebensmittelverschwendung helfen?

Das Team hinter SirPlus hat der Verschwendung von Lebensmitteln den Kampf angesagt. Die Tools: ein Supermarkt für gerettete Lebensmittel und ein Online-Shop. In Berlin soll es bald losgehen.

Autor*in Terri Kafyeke, 06.06.17

Das Thema Lebensmittelverschwendung hat in den letzten Jahren schon oft für Schlagzeilen gesorgt – aus gutem Grund. 88 Millionen Tonnen an Nahrungsmitteln werden innerhalb der EU jedes Jahr verschwendet, so eine Studie. Das sind pro Person durchschnittlich 173 Kilo jährlich, eine erschreckende Zahl.

Warum endet so viel perfekt genießbares Essen im Müll? Die Gründe sind vielfältig und durchziehen die gesamte Lieferkette. Dazu gehören Überproduktion, falsch verstandene Mindesthaltbarkeitsangaben und übertriebene ästhetische Vorstellungen davon, wie Obst und Gemüse auszusehen hat. Mehr dazu in unserem Hintergrundartikel über Lebensmittelverschwendung.

Von „Dumpster Diving“ zum Food Sharing

Der deutsche Aktivist Raphael Fellmer ist dafür bekannt, in einem Selbstversuch mehrere Jahre komplett ohne Geld gelebt zu haben. In dieser Zeit ist er sogar von den Niederlanden nach Mexiko gereist.

Um dabei über die Runden zu kommen, ist Fellmer auch tief in die Tonnen unserer Wegwerfgesellschaft getaucht. Aus seinen Erfahrungen mit dem „Dumpster Diving“ (Essen aus Mülltonnen tauchen) ist die Idee zu Foodsharing entstanden. Das Netzwerk aus Lebensmittelrettern sammelt legal für den Müll bestimmte, aber noch genießbare Lebensmittel in kooperierenden Supermärkten ein und verteilt diese innerhalb der Community. Bis heute haben 25.938 Foodsharer dabei geholfen, 8.960.026 Kilo Essen zu retten.

Der nächste Schritt: Ein Supermarkt für gerettete Lebensmittel

Fellmer schloss sich mit Alexander Piutti (Entrepreneur) und Martin Schott (Ingenieur für erneuerbare Energien) zusammen, um das Foodsharing-Konzept weiterzuentwickeln. Zusammen haben die drei SirPlus gegründet. Teil des Konzepts ist ein Outlet, in dem ausschließlich Lebensmittel angeboten werden, die bei anderen Märkten aussortiert wurden. Die Produkte bei SirPlus sollen dann 70% günstiger angeboten werden als in konventionellen Supermärkten.

Zusätzlich zu dem Supermarkt soll SirPlus online als App präsent sein. Das Team will einen digitalen Marktplatz entwickeln, auf dem Lebensmittel gerettet werden können. Die App soll Konsumenten genauso wie Organisationen, wie z.B. Geflüchteten-Zentren und Suppenküchen, den Zugang zu günstigen Lebensmitteln erleichtern.

Eines weiteres Feature von SirPlus ist die Planung eines Lieferservices, der Bestellungen innerhalb von Berlin am selben Tag liefert. Damit wäre für die Hauptstadtbewohner genießbares Essen zu einem unschlagbar günstigen Preis nur einen Klick entfernt.

Aktuell ist das SirPlus-Team dabei, die Finanzierung für den Outlet auf die Beine zu stellen. Auf der Crowdfunding-Seite kannst du das Vorhaben unterstützen. Und im folgenden Video informiert das Team über sein Projekt:

Dieser Artikel ist eine Übersetzung und erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.

Mehl aus Kaffee als neuer Akteur gegen Lebensmittelabfälle

Durch die Wiederverwendung eines der Haupt-Nebenprodukte der Kaffee-Industrie hat CoffeeFlour einen Weg gefunden, ein Abfallprodukt in eine ökonomisch, sozial und ökologisch wertvolle Ressource zu verwandeln. 

Apptivism: Das Smartphone gegen Lebensmittelverschwendung

Lebensmittelverschwendung ist eine ökonomische sowie ökologische Belastung. Einige neue Apps helfen mit Einkaufslisten, Foodsharing in der Nachbarschaft oder vergünstigten Angeboten in Restaurants. Wir geben dir einen Überblick über die praktischsten Apps und Konzepte aus dem EU-Forschungsprojekt "REFRESH".

Essensretter: Online-Plattform ResQ gegen Lebensmittelverschwendung, Social Innovation

Jedes zehnte in Restaurants zubereitete Gericht landet im Müll. Auf das gesamte Gastgewerbe summiert ergibt das 1,9 Millionen Tonnen Lebensmittel. Viel zu viel, findet das Internetstartup ResQ und bietet mit seiner Plattform eine Lösung an.

Too Good To Go: Günstig und lecker essen und dabei Lebensmittel retten

In der EU landen jährlich 88 Millionen Tonnen Lebensmittel im Wert von 143 Milliarden Euro im Müll. Keinen kleinen Anteil daran hat die Gastronomie. Das Startup Too Good To Go will das nun mit ihrer App ändern.

FoodCloud – mehr als eine App gegen Lebensmittelverschwendung!

Das Startup "FoodCloud" wollte verhindern, dass nicht verkaufte Lebensmittel in Supermärkten weggeworfen werden. Jetzt ist es seinem Ziel einen entscheidenen Schritt näher gekommen: Nun holen gemeinnützige Organisationen die überschüssige Nahrung ab. Zu verdanken ist das ihrem Engagement und der dazugehörigen App. 

Lebensmittelverschwendung

In Deutschland landen jährlich rund 20 Millionen Tonnen oft noch genießbarer Lebensmittel im Müll. Die Aktualität des Themas geht jedoch weit über die Grenzen der Bundesrepublik und auch Europas hinaus. Lebensmittelverschwendung ist ein globales Problem - weltweit wird etwa die Hälfte der produzierten Nahrungsmittel verschwendet.