Das Problem ist bekannt: Einerseits sollen in den nächsten Jahren mehr E-Autos auf unseren Straßen unterwegs sein, andererseits gibt es nach wie vor hemmende Faktoren seitens der Nutzer. Das große Thema ist dabei vor allem die eingeschränkte Reichweite. Und dabei beißt sich die Katze in den Schwanz, denn wirklich großflächig in eine entsprechende Infrastruktur investieren wollen viele Anbieter erst, wenn es auch eine entsprechende Anzahl an Nutzern gibt. Gleichzeitig macht für viele potentielle Kunden E-Mobilität erst dann Sinn, wenn ein entsprechendes Netz vorhanden ist…
Die neue Plattform Share & Charge hat dazu eine schlaue Lösung entwickelt und will private Ladestationen für Elektroautos zu einem öffentlich zugänglichen Netz verknüpfen. Die Innogy-Initiative Share & Charge, die Ende September an den Start ging, macht sich dabei den Sharing-Ansatz zu Nutze. Auf dem Community-Marktplatz von Share & Charge können über ein elektronisches Reservierungssystem private Ladestationen vernetzt und auch für andere E-Mobilisten zugänglich gemacht werden. Das Ganze ist im besten Fall ein Selbstläufer: Besitzer einer Ladestation registrieren diese bei Share & Charge und bieten freie Ladezeiten an. Auf der anderen Seite eröffnen die Fahrer von E-Autos ein eigenes Nutzerkonto und laden es via Paypal oder Direktüberweisung mit Guthaben auf.
Die Abwicklung der Ladevorgänge läuft über eine App, mit der alle Stationen angezeigt werden, die aktiv und buchbar sind. Für den Ladevorgang selbst wird ein Nutzungsobulus fällig, der sich aus den Stromkosten, einer Servicegebühr von Share & Charge und einer Nutzungsgebühr zusammensetzt.
Blockchain soll Share & Charge „wasserdicht“ machen
Aktuell steckt Share & Charge in der Erprobungsphase und der Zugang zu den gebuchten Ladestationen ist noch eine Frage des Vertrauens zwischen Anbieter und Nutzer. Der nächste Schritt ist die Umstellung des Prozesses auf die Blockchain-Technologie. Damit soll Ladevorgang und Zahlungsverkehr zwischen Anbieter, Kunden und Plattform über ein einheitliches und fälschungssicheres System abgewickelt werden.
Für die IT-Lösung der Plattform verantwortlich ist das IT-Startup Slock.it, das an der Blockchain-Technologie und digitalen Bezahllösungen für die Sharing-Ökonomie arbeitet. Hauptträger von Share & Charge ist der RWE-Ableger Innogy, der sich auf smarte Energiedienstleistungen konzentriert. Innogy ist aktuell einer der großen deutschen Ladenetzbetreiber und hat sich vorgenommen, bundesweit alle 20 Kilometer eine Ladestation anzubieten.
Den Sprung über den großen Teich hat das Startup aus dem Ruhrgebiet schon gewagt: kalifornische Ladestationsbetreiber können ab diesem Sommer Ladezeit an Elektroautofahrer verkaufen. Share&Charge wird dabei mit der JuiceNet-fähigen Smart Grid EV-Ladelösung von eMotorWerks aus San Francisco kombiniert – so entsteht das erste Blockchain-Peer-to-Peer-Ladenetzwerk für Elektrofahrzeuge in ganz Nordamerika.
Spannend bleibt, wie gut Share & Charge von E-Mobilisten angenommen wird. Tatsächlich richten sich fast alle privaten Käufer eines E-Autos auch eine eigene Ladestation ein. Doch ob diese mit der Plattform erreicht werden und ihre Ladestation registrieren, ist eine andere Frage. Dazu kommt, dass viele der Ladestationen nicht so installiert wurden, dass sie leicht öffentlich zugänglich sind. Aber die Plattform hat großes Potential, das Ladesäulen-Netz zu erweitern. Und dass Airbnb den weltweiten Tourismus derart beieinflusssen würde war auch nicht von Anfang an klar…