Rund 65 Prozent aller in den USA lebenden Frauen haben Belästigung auf der Straße erlebt, so StopStreetHarrasment. In Argentinien, wo das Strafgesetzbuch vor einigen Monaten geändert wurde, um die Definition von sexueller Belästigung neu zu definieren, erleiden laut offiziellen Schätzungen bis zu 50 Menschen pro Tag im Land sexuelle Übergriffe. Und eine Studie der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) aus dem Jahr 2014 hat gezeigt, dass eine von drei europäischen Frauen schon bedrängt wurde. Schockierende Zahlen. Und erst vor ein paar Tagen erklärte die UN-Untergeneralsekretärin und Exekutivdirektorin der UN-Frauen, Phumzile Mlambo-Ngcuk:
„2017 ist geschlechtsbezogene Gewalt gegen Frauen und Mädchen das am häufigsten begangene Verbrechen der Welt.“
In Indien, wo es schwierig ist, belegbare Zahlen zu finden, ist Vergewaltigung laut Statistiken das vierthäufigste Verbrechen des Landes. Es wird geschätzt, dass alle 20 Minuten eine Frau vergewaltigt wird.
2012 wurde der Fall einer 23-jährigen Medizinstudentin bekannt, die in einem Bus in Delhi vergewaltigt wurde. Elsa Marie D’Silva, zu diesem Zeitpunkt noch Pilotin, entschied sich, etwas zu tun: Einige Monate nach dem Vorfall wurde die Plattform Safecity gegründet. „Seit unserem Start am 26. Dezember 2012 haben wir mehr als 10.000 Erfahrungen aus über 50 Städten in Indien, Kenia, Kamerun, Nepal, Nigeria und Trinidad & Tobago gesammelt und über 400.000 Menschen direkt erreicht“, erklärt die Initiative auf ihrer Website. Bald soll sie auch in den USA starten.
Die App als sicherer Ort für den Erfahrungsaustausch
Safecity ist sowohl Plattform als auch App. Beides funktioniert im Grunde als Crowdsourcing-Plattform, auf der Personen ihre persönlichen Erlebnisse von sexueller Belästigung und Missbrauch in öffentlichen Räumen teilen und sie nach Ort, Zeit und Art der Belästigung kategorisieren können. Diese Daten werden dann in Hotspots auf einer Karte zusammengefasst, die Trends auf lokaler Ebene anzeigen. Benutzer der App können auch Fotos und Videos hochladen – letztlich alles, das helfen kann, nicht nur Informationen, sondern auch Ratschläge und Unterstützung zu teilen. Obwohl das Ziel ist, so viele Daten wie möglich zu sammeln, wird es auch ermöglicht Anonymität zu wahren.
Mithilfe von Safecity können Frauen – und alle anderen auch – beim Besuch einer fremden Stadt herausfinden, welche Wege am sichersten sind. Die Plattform ermittelt die beste Route, markiert die Orte auf einer Karte und verwendet Farben, um die Plätze mit vermehrten Berichten von Vorfällen hervorzuheben (als gefährlich eingestufte Gebiete sind rot eingefärbt). Die Daten sind auch nützlich, um Gemeinden und Regierungen zu helfen, Gewalttaten besser zu verfolgen und an Lösungen zu arbeiten.
Nicht zuletzt finden Frauen bei Safecity auch einen sicheren Online-Ort, an dem sie ihre Erfahrungen austauschen können und wo ihre Stimme gehört wird. Diese Idee schärft ein Bewusstsein für ein Problem, das allzu oft nicht gemeldet oder nicht als solches annerkannt wird.
Die App gibt es bei Google Play und im App Store.
Dieser Artikel ist eine Übersetzung und erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.