RECUP: geteilte Kaffeetassen erobern das Land

RECUP hilft Kaffee- und Tee-Liebhabern Müll zu reduzieren

Europa ist ein Kontinent der Kaffee-Trinker. Doch unsere Liebe zum schnellen Koffein-Kick hat eine große negative Nebenwirkung: ein ständig anwachsender Berg an weggeworfenen Einweg-Kaffeebechern. Mit dem Kaffeetassen-Share-System „RECUP“ können deutschlandweit Kaffeetassen geliehen und zurückgegeben werden – und so viel Müll vermieden werden.

Autor*in Marisa Pettit, 15.08.17

Die Suche nach den Ländern mit dem größten Kaffeekonsum weltweit hat jüngst ergeben, dass neun der zehn Kaffee-süchtigsten Länder in Europa liegen (nur Kanada konnte sich von hinten auf den zehnten Platz schleichen). Deutschland nippt sich auf seinem bescheidenen 16. Platz durch durchschnittlich 5,5 Kilo Kaffee pro Person pro Jahr. Doch unsere Liebe zum schnellen „Coffee to go“ beschert uns dennoch eine riesige Menge Müll in Form von Einweg-Bechern: 2,8 Milliarden Pappbecher gehen jährlich für To-go-Getränke über den Ladentisch. Das sind sieben Millionen Becher pro Tag, beziehungsweise 10.000 Becher alle zwei Minuten!

Mehrweg statt Einweg – ganz ohne Aufwand

Vielleicht sagen sich einige von uns, dass die heute gängigen Papierbecher doch immerhin eine „grünere“ und einfacher zu recycelnde Alternative zum alten Polystyrol sind. Doch tatsächlich wird nur ein Bruchteil der Becher tatsächlich recycelt. Und bei genauem Hinsehen sind die Becher auch nicht gänzlich aus Papier, sondern enthalten ein wasserdichtes „Innenfutter“ aus Plastik – welches etwa 30 Jahre zum Verrotten braucht.

Ein auf der Hand liegender Weg um zu vermeiden selbst Teil des Einwegbecher-Problems zu werden, ist natürlich, sich einen Mehrweg-Becher in den Coffee-Shop mitzunehmen. Aber was, wenn ich meinen Becher vergessen habe? Oder ihn nicht den ganzen Tag in der Tasche mit mir herumtragen will? Hier bieten Systeme wie RECUP eine clevere Lösung: Tasse leihen, Kaffee trinken, Tasse beim nächsten Shop wieder abgeben!

Wie funktioniert RECUP?

RECUP baut auf einem dreistufigen System auf:

1. Lade dir zunächst die RECUP App aus dem App Store oder von Google Play herunter, und überprüfe, welche Cafés, Bäckereien und weitere Läden in deiner Nähe am Service teilnehmen.

2. Wenn du da bist, bestelle dein Getränk in einem RECUP statt im Einwegbecher. Für den RECUP zahlst du einen Euro Pfand, erhälst dafür jedoch einen Rabatt auf deine Bestellung.

3. Wenn deine Tasse leer ist, gib sie einfach in einem der teilnehmenden Betriebe ab, hol dir deinen Pfand zurück und überlasse das Abwaschen jemand anderem.

© RECUP

Das Programm ist bereits in ganz Deutschland verbreitet. Das heißt, dass du dir sogar in Berlin einen RECUP-Kaffee (oder Tee) kaufen könntest, ihn im Zug trinkst und ihn dann in München wieder abgeben kannst. Je mehr Cafés, Bäckereien und Restaurants das Konzept unterstützen, desto wahrscheinlicher ist der Erfolg des Projektes.

Abgesehen davon, dass die Tasse hübsch aussieht – wie ein Blick auf die Landschafts-Illustrationen, wie oben im Bild auf der Berlin-Tasse abgebildet – haben die Tassen auch noch andere Qualitäten. Die RECUP-Tasse ist:

• extra leicht und bruchsicher
• BPA-frei
• aus 100 Prozent recycelbarem Kunststoff hergestellt
• in Deutschland hergestellt.

Warte … die Tassen sind aus Kunststoff?

Ja. Doch das Unternehmen sagt, es habe durchaus seine Hausaufgaben gemacht und im Vergleich festestellt, dass diese besondere Art von Kunststoff (Polypropylen) zum jetzigen Zeitpunkt die nachhaltigste Alternative für eine wiederverwendbare Tasse ist.

Erstens sei die Auswirkung  von Polypropylen auf die Umwelt kleiner als die von herkömmlichen Kunststoffen, denn bei seiner Produktion und beim Recyceln müsse weniger Energie aufgewendet werden. 

Zweitens ist es langlebig und wiedersteht mühelos wiederholten Waschgängen (jeder RECUP kann 500 Mal verwendet werden, bevor er recycelt werden sollte).

Und drittens besitzt der RECUP alle Eigenschaften, die eine wiederverwendbare Tasse haben muss, um im großen Maßstab anwendbar zu sein: sie ist leicht, stapelbar, spülmaschinenfest und entspricht den erforderlichen Standards der Lebensmittelindustrie.

Ein Schritt in die richtige Richtung also, oder?

Vielleicht nehmen sich ja andere Unternehmen ein Beispiel an RECUP und ersetzen ihre Plastikverpackungen für Liefer-Mahlzeiten oder Essen zum Mitnehmen durch umweltverträglichere Verpackung oder Mehrweg-Systeme. Deliveroo, Foodora, Lieferando und Co: Schaut zu und lasst euch inspirieren!

Dieser Artikel ist eine Übersetzung und erschien im Original auf unserer englischsprachigen Seite.

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Lucia Baltz/photocase
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