Reality-TV für nachhaltige Tierhaltung: Wie lebt es sich als Mast-Pute?

Wie geht es einem Lebewesen unserer Statue, wenn es auf 1,3 Quadratmetern leben muss, bei 22 Stunden Licht und mit 20 000 Kalorien am Tag gemestet - 72 Stunden lang? Was passiert mit Menschen, wenn sie sich das gleiche antun, was täglich in der Putenmast passiert? Vier Probanden setzen sich für Akte2015 freiwillig dieser Folter aus.

Autor*in RESET , 06.05.15

Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie die Tiere behandelt„, mahnte Mahatma Gandhi. In Deutschland regelt das Tierschutzgesetz den Umgang mit Tieren. Demnach ist das grundlose Töten, Quälen und Verletzen eines Tieres verboten und wird bestraft. Würde das Gesetz tatsächlich gelten, wäre Massentierhaltung verboten. Am Beispiel der Putenmast sieht man wie weit Realität und Gesetz auseinander liegen. Lasche Kontrollen und fehlende gesetzliche Regelungen führen zu den qualvollen Bedingungen, für die sie bekannt ist.

In den letzten Monaten wurde zwar in Deutschland insbesondere über die Putenmast viel diskutiert, geändert hat sich jedoch noch nichts. Deshalb ist es gut, dass SAT.1 das Thema in einem Reality Format aufgreift, um medienwirksam am Beispiel Mensch zu demonstrieren wie sich industrielle Tierhaltung anfühlt. Gestern wurde der erste Teil des Extrem-Experiments, in dem Freiwillige drei Tage lang wie Mastputen leben, ausgestrahlt, der zweite Teil wird am 19. Mai folgen. Dabei soll dem Zuschauer ins Bewusstsein drängen, welche Auswirkungen Massentierhaltung tatsächlich hat und ihn im besten Fall zum Umdenken und zu einem bewussten Fleischkonsum bewegen.

Weltweit setzen sich zahlreiche Tierschutzorganisationen für den Tierschutz ein. Die größte unter ihnen ist PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) mit weltweit zwei Millionen Mitgliedern. Der Tierschutz fordert das Verbot von Tierquälerei, die artgerechte Haltung von Tieren und das Recht auf Unversehrtheit. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. In der Massentierhaltung bewegt sich zu wenig und selbst BIO ist kein Garant für tiergerechte Haltung.

Das Thema braucht dringend mehr Aufmerksamkeit, Aufklärung und innovative Ideen, die weg von der Folter hin zu einem artgerechten Umgang mit Tieren führen. Mit strengeren Kontrollen und eindeutigerer Kennzeichnung bezüglich der Herkunft der Tiere und des Fleisches könnte man für mehr Transparenz sorgen und Tierquälerei verhindern. 

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Ethisch essen- der Fleischatlas 2014 und tiergerechte Apps

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Fleisch und Klima: Wie wird unsere Umwelt von der Viehzucht beeinflußt?

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