Raubbau in den Tropen bald preisgekrönt?

Für Marken wie Rama oder Knorr verwendet der Hersteller Unilever billiges Palmöl und nimmt dabei die Abholzung von Regenwald und Menschenrechtsverletzungen in Kauf. Dennoch ist das Unternehmen für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie Wirtschaft nominiert, der am 7. Dezember 2012 verliehen wird.

Autor*in Frank Wichert, 03.12.12

Für Marken wie Rama oder Knorr verwendet der Hersteller Unilever billiges Palmöl und nimmt dabei die Abholzung von Regenwald und Menschenrechtsverletzungen in Kauf. Dennoch ist das Unternehmen für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie Wirtschaft nominiert, der am 7. Dezember 2012 verliehen wird. Die Umweltorganisationen ROBIN WOOD und Rettet den Regenwald wenden sich deshalb in einem Offenen Brief an die zuständige Stiftung.

Unilever ist einer der größten Einzelverbraucher von Palmöl in Europa. Der Konzern verwendet das billige, tropische Pflanzenöl für seine Markenprodukte wie Rama und Knorr. Die ungebremste Expansion der Palmöl-Plantagen hat seit den achtziger Jahren vor allem in Südostasien und Afrika verheerende Folgen: Die letzten Tropenwälder werden kahl geschlagen, das Klima weltweit enorm belastet und Menschen von ihrem Land vertrieben.

An diesem Zerstörungswerk beteiligen sich die Unilever-Zulieferer Wilmar und IOI. Beide sind große Player im Palmöl-Geschäft und in unzählige Landkonflikte verwickelt. So hat Wilmar in Indonesien ganze Dörfer für neue Palmöl-Plantagen zerstört. Ein Tochterunternehmen von IOI hat sich in Zentralkalimantan illegal Regenwald und Gemeindefläche angeeignet, um sie in Monokulturen zu verwandeln.

Unilever ist sich der illegalen Methoden seiner Zulieferer bewusst und ändert dennoch nichts an den Geschäftsbeziehungen zu ihnen. Seine KundInnen speist Unilever mit Ökomärchen über seinen angeblich nachhaltigen Palmöl-Einkauf und mit dem Verweis auf das RSPO-Siegel ab. Dieses von der Industrie dominierte Siegel unterbindet jedoch keine Kahlschläge im Tropenwald und erlaubt außerdem den Einsatz hochgiftiger Pestizide.

„Ein Unternehmen täuscht die Verbraucher, wenn es in Werbekampagnen Schlagwörter wie Nachhaltigkeit und Verantwortung benutzt – und gleichzeitig für seine Produkte weiter Raubbau betreiben lässt“, sagte David Vollrath von Rettet den Regenwald. „Mit einer Preisverleihung an Unilever würde die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis Beihilfe zum Greenwashing leisten und ein fatales Signal an andere Unternehmen senden.“ (Pressemitteilung Rettet den Regenwald)

Den Offenen Brief und die Reaktion der Stiftungsjury kann man sich auf den Seiten von Rettet den Regenwald durchlesen.

Wälder – Unsere grüne Lunge

Unsere Wälder sind Lebensraum, Rohstofflieferant, Erholungsort und Klimaschützer in einem. Doch sie verschwinden weltweit weiterhin erschreckend schnell – dabei brauchen wir die Wälder als grüne Lunge unserer Erde und Speicher für CO2. Es ist eine internationale Herausforderung, den Wald zum Nutzen der gesamten Menschheit zu erhalten und eine nachhaltige Waldbewirtschaftung weltweit voranzubringen.