Bis zum Jahr 2050 sollen sich mehr Plastikteile in unseren Ozeanen befinden als Fische – so lautet die düstere Prognose eines Forscherteams. Die gute Nachricht: Immer mehr Menschen erkennen, dass die Unmengen von Plastik in unseren Weltmeeren ein riesiges Problem darstellen – und dass wir Lösungen brauchen. Eine der bekanntesten Ideen ist das Ocean Cleanup-Projekt des niederländischen Unternehmers Boyan Slat. Mit Hilfe einer überdimensionalen, schwimmenden Röhre mit einem darunter angebrachten Netz will er Plastikteile auf der Wasseroberfläche zusammentreiben und einsammeln. Nach ersten Tests des Prototypen in der Bucht von San Francisco soll sich The Ocean Cleanup dann Mitte dieses Jahres zum Great Pacific Garbage Patch – der größten Müllhalde auf dem Pazifik – aufmachen. Unterstützung könnte Slat bald von einer deutschen Kollegin bekommen, deren Plastik-Einsammel-Projekt sogar noch etwas raffinierter und ausgefeilter ist als die schwimmende Röhre des Niederländers.
Pacific Garbage Screening: Plastik einsammeln, verwerten und neu einsetzen
Das Projekt von Marcella Hansch begann als Abschlussarbeit ihres Architekturstudiums und könnte bald zum Hoffnungsträger im Kampf gegen die Vermüllung der Meere werden. Der Titel des Projekts lautet „Pacific Garbage Screening“ (PSG) und ist kurz gesagt die eierlegende Wollmilchsau unter den Ideen, die den Ozean von Müll befreien möchten. Die schwimmende Plattform von Marcella Hansch soll nicht nur Plastik und Plastikpartikel aus dem Wasser filtern, sondern das gesammelte Plastik zudem als Ressource zur Energiegewinnung und für die Synthese zu Bio-Plastik nutzen. Außerdem soll ein Teil des Schwimmkörpers Forscherteams beherbergen.
Wie das Ganze funktioniert?
PSG erinnert ein bisschen an einen gebogenen Kamm, die Barten eines Buckelwals oder ein futuristisches Raumschiff. Das Wasser strömt durch die etwa 400 Meter langen und 35 Meter tiefen Zinken des Kamms, wobei die spezielle Bauweise dafür sorgt, dass sich die Strömung dabei beruhigt. Da Plastik eigentlich leichter als Wasser ist und nur durch die Strömung unter Wasser gezogen wird, steigen so auch kleinere Plastikteile innerhalb des Systems nach oben und können abgeschöpft werden. Da das Ganze vollkommen ohne Netze funktioniert, werden keine Fische oder andere Lebewesen dabei gefährdet.
Upcycling auf dem Meer: Aus Meeresplastik wird Algenplastik
Hanschs Team hat außerdem eine Idee entwickelt, wie das gesammelte Plastik sinnvoll weiterverarbeitet werden kann. Mithilfe der sogenannten Plasma-Vergasung soll das Ozeanplastik noch an Bord des Sammelschiffs in Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid umgewandelt werden. Der Wasserstoff soll als Treibstoff für energieeffiziente und umweltfreundliche Brennstoffzellen dienen und so die PSG mit Energie versorgen. Das CO2 wiederum soll als Nährstoff für auf der Wasseroberfläche der Anlage gezüchtete Algen dienen, aus denen in einem weiteren Schritt Algen-Plastik hergestellt werden könnte.
Die erste Hürde für die Realisierung seines Projekts hat das PSG-Team bereits genommen: Im Juli konnte über die Crowdfunding-Plattform Startnext das Finanzierungsziel sogar überschritten werden. Von den generierten 230.000 Euro können jetzt Mitarbeiter angestellt werden und aus den Ideen reale Modelle werden.
Wir drücken die Daumen, dass die Fisch – Plastik Ratio der Meere bis 2050 dann vielleicht schon 1:0 stehen kann. Hoffnung machen auch andere Projekte, wie z.B. die Seekuh oder der weltgrößte Quadrimaran, der sich auch bald auf Plastiksammelmission begeben soll.