Neuer Schwung für Deutschlands offene Werkstätten

Offene Werkstätten sind in vielen Städten eher etwas für Eingeweihte. Jetzt bringen ein Verbund, eine Scrollytelling-Doku und ein Forschungsprojekt neuen Wind in die Repair-Cafés und andere Orte des Bastelns.

Autor*in Marius Hasenheit, 09.02.16

Wir berichteten bereits vom Verbund offener Werkstätten – seitdem sind unzählige Repair-Cafés, offene Ateliers, FabLabs und Upcycling-Schmieden hinzu gekommen. Wer einen Ort in der Heimatstadt sucht, kann dies über das Verzeichnis oder die Karte tun. Wer zusätzlich etwas in die Arbeit des Verbandes schnuppern will, kann sich die sehenswerte Multimedia-Dokumentation des Festivals der offenen Werkstätten anschauen.

Sie zeigt, dass das Basteln nicht bei 3D-Druckern, Holzarbeiten und dem Löten von Schaltkreisen aufhört – die Bastelfreunde können auch mit Videos, Webdesign und Tonaufnahmen umgehen! Dass diese Basteleien nicht nur für einige wenige Freunde des Schweißens und Sägens interessant sind, zeigt auch die Arbeit des Verbandes im Rahmen des wissenschaftlichen Forschungsverbundes „Commons-based Peer Production in Offenen Werkstätten“ (COWERK), welcher vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird.

Anliegen von COWERK ist es am Beispiel der offenen Werkstätten zu analysieren, wie Menschen die praktisch arbeiten wollen, neue technologische Möglichkeiten erlernen. Interessant ist dabei, dass sie sich gegenseitig etwas beibringen, Dinge reparieren, somit auch Ressourcen einsparen und die Umwelt schützen. Nicht zuletzt kommen in den Projekten oftmals verschiedene Altersgruppen und soziale Gruppen zusammen. Das Basteln dient also auch dem Austausch von Menschen die sich sonst nicht begegnen würden. Im besten Fall sind also Repair-Cafés, wie auch Urban-Gardening-Projekte, der Kit der städtischen Bevölkerung.

Der „Verbund offener Werkstätten“ arbeitet als sogenannter Praxispartner bei COWERK mit. Als „Reallabore“, also Orte des Probierens, bietet das Netzwerk Praxiserfahrungen und Experimentierfelder für die Wissenschaftler.

Diese Orte können sehr unterschiedlich aussehen. In manchen Werkstätten wird eher traditionellem Handwerk nachgegangen („Low Tech“), woanders werden statt Hammer und Säge eher 3D-Drucker und Minicomputer eingesetzt. Gerade diesen neueren Werkstätten, die als „FabLabs“, „Maker-“ oder „Hackerspaces“ bekannt wurden, wird ein großes Potenzial an Innovationen nachgesagt.

Doch stimmt das? Vermischen sich wirklich Produzent und Konsument zum Prosument? Bleiben die neuen Techologien nicht für Viele schwer zu bedienen? Und selbst wenn wir in Zukunft Alltagsgegenstände um die Ecke drucken lassen – ist das wirklich nachhaltiger? Wie können diese innovativen Orte dann mit der klassischen Wirtschaft verknüpft werden?

Doch das Forschungsprojekt will nicht nur analysieren wie die kollaborativen Prozesse der Werkstätten mit klassischen Unternehmen kombinierbar sind. Für die Werkstätten werden die Forschungsergebnisse direkt in dem Wiki „Fenster zur Forschung“ aufgearbeitet – und zwar so, dass sich die Resultate in der Praxis verwenden lassen. Wer nun aber Feuer gefangen hat und direkt loslegen will, muss nicht auf das Wiki warten, sondern kann sich gleich eine Werkstatt in der Umgebung suchen.

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