Naturschützer kontra Klimaschützer

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Umwelt- oder Klimaschutz? Erhalt der Natur vor der Tür oder den Wald opfern für die große Sache? Auch der ökologisch bewusste Mensch hat es sich nicht immer leicht, eine Entscheidung zu treffen: pro Wald oder pro Klima? Das zeigt ein Beispiel aus den brandenburgischen Kallinchen, wo Ökos mit Ökos ringen.

Autor*in Sarah-Indra Jungblut, 04.01.11

Umwelt- oder Klimaschutz? Erhalt der Natur vor der Tür oder den Wald opfern für die große Sache? Auch der ökologisch bewusste Mensch hat es sich nicht immer leicht, eine Entscheidung zu treffen: pro Wald oder pro Klima? Das zeigt ein Beispiel aus den brandenburgischen Kallinchen, wo Ökos mit Ökos ringen. Streitpunkt sind mal wieder neue Windräder, im Zentrum steht die Frage, ob Windräder für die Energiewende gebaut werden sollen oder doch lieber verhindert und der Wald gerettet.

Hier ein Auszug aus der taz zum Thema:

Die Ruhe wäre dahin, sagt Bernhardt, wenn sie den Windpark bauen. Dann nämlich werden dreißig 185 Meter hohe Windräder auf der Bergkuppe hinter dem See aus den Kiefern ragen. „Ich bin zwar für erneuerbare Energien“, sagt er. „Aber das finde ich, wie soll ich sagen, nicht so prickelnd.“ Bernhardt weiß, dass er der personifizierte Widerspruch ist. Den Strom bekommt Günter Bernhardt von Lichtblick, und er würde sich auch als Öko bezeichnen. Aber das, was hier geschehen soll, geht ihm dann doch zu weit. Unten im Tal sehen viele das ähnlich.

In den brandenburgischen Dörfern Kallinchen, Töpchin und Motzen gibt es nicht nur den Widerstand einer Region gegen ein Bauprojekt. Es ist der Kampf von Umweltschützern gegen Umweltschützer. Dabei geht es den einen um die Umwelt vor ihrer Haustür und den anderen eher um das Weltklima, um eine saubere Energieversorgung.

Das Land Brandenburg will die CO2-Emissionen durch Energiegewinnung in den nächsten zehn Jahren um vierzig Prozent senken; zwanzig Prozent der Energie sollen dabei aus erneuerbaren Quellen stammen. Deshalb sollen Windkraftanlagen entstehen, nicht nur auf Feldern, sondern auch in Wäldern. Die Berliner Firma Ökotec hat den Wald bei Kallinchen geprüft und festgestellt, dass er sich eigne. Er besteht fast nur aus Kiefern, weshalb ihn Förster als „armen Wald“ bezeichnen, dort übten bis vor Kurzem noch Militärtruppen. Außerdem liegt dort noch immer Munition aus dem Zweiten Weltkrieg, und ab und zu findet man alten Hausmüll, den die Russen abgeladen haben. Aber die Leute in Kallinchen lieben ihren Wald.

Die Interessen klaffen bei diesem Konflikt sehr weit auseinander:

Die Naturfreunde fürchten, dass sich das Wild vor den Windrädern erschrecken, ihre Pferde scheuen werden. Die Vogelschützer, dass sich die Vögel anderswo Nistbäume suchen. Und die Hoteliers, dass die Touristen wegbleiben, weil sie Landschaft und nicht Windräder sehen wollen. Die anderen hoffen auf Arbeitsplätze in der Region und auf Strom, den sie selbst erzeugen und der sie wenig kostet. Die meisten, die das so sehen, arbeiten in der Firma, die die Windkraftanlage betreiben will.

Dass Windräder deutschlandweit eine umstrittene Angelegenheit sind, zeigt die ellenlange Liste auf der Internet-Sammelseite der Windkraftgegner.

Irgendwie kann man beide Seiten verstehen. Einen Diolog zu starten, wie dies in Kallinchen geschieht, halte ich in solchen Konfliktsituationen für unverzichtbar. Doch das wird leider allzuoft vergessen und wichtige Entscheidungen über die Köpfe der direkt Betroffenen hinweg getroffen. Für die Energiewende  – auch mit Windrädern – lassen sich so keine Freunde gewinnen!

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