Die roten Telefonzellen gehören wahrscheinlich zu den bekanntesten britischen Wahrzeichen neben Big Ben oder der Tower Bridge. Ihr Ruhm schützt sie dennoch nicht vor dem Schicksal, das Telefonzellen im Zeitalter des Smartphones eben ereilt: Obsoleszenz.
Wann haben wir das letzte Mal überhaupt eine Telefonzelle benutzt? In Berlin sind immerhin viele zum Wifi-Hotspot umfunktioniert worden.
Lovefone ist ein britischer Telefon-Reparatur-Service und hat sich entschlossen, Londons Telefonzellen eine zweite Chance zu geben, indem sie die Zellen zu Mini-Werkstätten für Mobiltelefone umbauen.
iPhone oder Google Nexus User bekommen ihr Gerät schon nach maximal einer halben Stunde repariert zurück. Außerdem können in der Lovefonebox Smartphones von Kunden kostenlos aufgeladen werden.
Das Projekt ist nicht nur für in die Jahre gekommenen Telefonzellen gut. Die Möglichkeit, sein Telefon schnell und einfach an der Straßenecke reparieren zu lassen, hat verschiedene Vorteile, die über die Zweitnutzung der Telefonzellen hinaus gehen.
Smartphones sind komplexe technische Geräte, die wertvolle Metalle enthalten, die oft einfach wie normaler Müll behandelt und nicht recycelt werden. Jedes Jahr werden auch in Deutschland mehr und mehr Smartphones verkauft. Der Durchschnitts Amerikaner wechselt alle 18,2 Monate sein Gerät, Tendenz steigend.
Weil Mobiltelefone unter anderem auch giftige Substanzen (z.B. Arsen und Quecksilber) enthalten, müssen sie mit Sorgfalt entsorgt werden. Trotzdem landen sie oft auf Müllkippen, wo sie eine ernstzunehmendes Risiko darstellen und sogar das Grundwasser verunreinigen können. In vielen Fällen, wird der Elektroschrott in Entwicklungsländer verschifft, in denen die Menschen mit den Konsequenzen unserer Konsumgesellschaft für Umwelt und Gesundheit leben müssen. Illegale Elektroschrott-Entsorgung ist ein umfassendes Problem, welches wahrscheinlich Jahre und die Zusammenarbeit der internationalen Gemeinschaft braucht, um gelöst zu werden zu können.
In der Zwischenzeit können wir Konsumenten helfen, indem wir unsere technologischen Geräte mit Sorgfalt nutzen, reparieren und ordnungsgemäß entsorgen. Das spart Geld und veranlasst uns nicht einfach ein neues Gerät zu kaufen.
Die erste Lovefonebox hat letzte Woche am 16. August in London eröffnet. Es ist geplant bis Ende 2017 weitere 35 der Reparaturzellen in Großbritanniens Hauptstadt zu installieren.
Der Artikel ist eine Übersetzung des Originals „Lovefonebox: the Second Calling of Red Telephone Boxes“ von Terry Kafyeke und erschien auf RESET International.