Küssen für Menschenrechte

Eigentlich ein alter Hut: der Männerkuss.

Küssen verbraucht kein CO2, spart Strom und verhindert Aggressionsausbrüche. Wer viel küsst ist leistungsfähiger, gesünder und kreativer. Kaum vorstellbar also, dass manchen das Küssen verwehrt bleibt, wie z.B. homosexuellen Männern in Russland. Eine PR-Aktion des Männermagazins GQ macht aktuell darauf aufmerksam und ruft selbst Heteros zum Mitmachen auf.

Autor*in RESET , 18.12.13

„Gentlemen gegen Homophobie“ heißt es bei GQ. Um gegen Intoleranz anzukämpfen und ja, sicherlich auch aus Marketinggründen, hat GQ eine Aktion gestartet, in der prominente, heterosexuelle Männer wie Herbert Grönemeyer ein Zeichen gegen Homophobie setzen, indem sie sich küssen.

Ein anderer Slogan lautet: „Intoleranz ist keine Geisteshaltung. Erst recht nicht für Gentlemen.“ Okay, manch einer mag ihn, wie die auch die gesamte #Mundpropagenda-Aktion von GQ, unter strengsten „Political-Corectness“ Gesichtspunkten im 21 Jh., in Deutschland, für überholt und trivial halten. Für eine medienwirksame Kommerz-Aktion eines Mainstream Männer- und Lifestyle-Magazins, die nicht sonderlich originell ist. Und sicherlich haben diejenigen sogar teilweise Recht.

Was die kritischen Geister jedoch nicht vergessen dürfen ist die Tatsache, dass nur ein paar hundert Kilometer weiter (im besten Fall) die Empfindungen ganz andere sind und ein kommerzielles Blatt mit Bekundungen zur Homophobie durchaus punkten könnte. 

Die GQ-Kampagne hat in den letzten Tagen ziemliche Wellen geschlagen, sie wird im Netz herumgereicht und immer mehr Leute beteiligen sich sogar mit eigenen Fotos daran. Man könnte sagen, sie ist erfolgreich. Natürlich wurde sie von anderen Medien wie taz.de und Zeit-Online aufgegriffen, kritisch betrachtet und teilweise zerrissen. Bei aller Liebe zum Detail macht die Aktion doch auf ein reelles, wichtiges Problem aufmerksam. Vor allem sollte sie einer breiten Öffentlichkeit vor Augen führen, dass es Länder gibt, in denen Homosexualität noch immer bekämpft wird. In denen junge Männer und Frauen auf Grund Ihrer sexuellen Orientierung zusammengeschlagen und eingesperrt werden, Selbstmord begehen und ihr Staat nichts tut, um ihnen zu helfen.

PR für Menschenrechte 

Dies ist in Putins Russland der Fall, welches in jüngster Zeit verstärkt wegen diversen Menschenrechtsverletzungen weltweit Schlagzeilen machte. Aktuell bemüht sich das Land auf Grund der bevorstehenden Olympischen Winterspiele in Sotchi, sich als tolerant und weltoffen zu präsentieren, was aber nicht wirklich gelingen will, weil es das in Wirklichkeit nicht ist. Bisher schaut die internationale Gemeinschaft, bis auf ein paar zaghafte Gesten, tatenlos zu. Selbst erfolgreiche Klagen russischer Schwulen-Aktivisten, wie z.B. von Nikolai Alekseev, vor dem Internaten Gerichtshof für Menschenrechte konnten Russland nicht zu einem Umlenken bewegen – ganz im Gegenteil.

Eine Medienaktion, wie die von GQ wird sicherlich der Sache nicht Schaden. Selbst wenn sie andere nur dazu motiviert es noch besser zu machen, so hat sie doch ihren Zweck erfüllt.

MARKIERT MIT
Kunst für Freiheit

Für ihre Kampagne "Art for Freedom" hat Madonna mit Steven Klein einen Kurzfilm gedreht und andere Künstler zur Revolution aufgerufen. Die Erlöse kommen NGO´s zugute.

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Internationaler Tag der Menschenrechte, 10. Dezember

Jährlich am 10. Dezember wird der Tag der Menschenrechte begangen. Es ist der Gedenktag zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte die 1948 durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet wurde - Nicht nur ein Tag zum Gedenken, sondern auch zum Handeln.

Menschenrechte

Die Idee der Menschenrechte – also die Tatsache, dass eine Person qua ihres Menschseins mit gewissen Rechten ausgestattet ist – ist historisch gesehen nicht neu, aber auch kein uraltes Prinzip. Vor nicht allzulanger Zeit wurden sie "erklärt". Mit der Erklärung verbunden war die Hoffnung auf mehr Gerechtigkeit in der Welt. Wo kommen sie her und was sie bedeuten sie genau?