Das Recht auf Bildung ist ein Menschenrecht. Artikel 26 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen besagt:
“Jeder hat das Recht auf Bildung. Die Bildung ist unentgeltlich, zum mindesten der Grundschulunterricht und die grundlegende Bildung. Der Grundschulunterricht ist obligatorisch. Fach- und Berufsschulunterricht müssen allgemein verfügbar gemacht werden, und der Hochschulunterricht muß allen gleichermaßen entsprechend ihren Fähigkeiten offenstehen.”
Die Wichtigkeit von Bildung in allen Bereichen des Lebens ist unbestreitbar und der Zugang zu Bildung wird als Patentlösung für viele globale Probleme betrachtet. In den Sustainable Development Goals (SDGs) ist dies im Ziel 4 verankert, nämlich “Für alle Menschen inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sowie Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen sicherstellen”. Der Fokus in diesen Belangen liegt aber nach wie vor primär auf der Grundschulbildung, vor allem in Ländern in Afrika und Asien. Obwohl mehr Kinder denn je zur Schule gehen, haben 264 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 17 Jahren weltweit keinen Zugang zu Bildung. Von Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen kann hier also keine Rede sein. Beim Blick auf die universitäre Bildung wird klar, das diese vor allem Eliten vorbehalten bleibt, insbesondere in Ländern, in denen Studiengebühren erhoben werden.
Das Internet als Ermöglicher
In diesem Kontext wird dem Internet schon lange die Funktion zugeschrieben, für Chancengleichheit sorgen zu können. Durch die digitale Vernetzung wird es egal, an welchem Ort dieser Welt man sich befindet oder über welche Mittel man verfügt. Denn im Internet – so die normative Vorstellung – kann man sich frei informieren und bilden. Was diese Annahme jedoch nicht berücksichtigt, ist die Unmenge an Informationen, die über das Internet verbreitet werden. Dafür bedarf es der Fähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und die Seriosität der Quelle beurteilen zu können. Außerdem ist das Thema der digitalen Kluft nach wie vor ein zentrales Hemmnis.
Harvard für alle – mit open-source Kursen
Die Open Source-Online-Plattform EdX will Bildung für alle ermöglichen. Die Plattform 2012 entstand aus der Idee der US-amerikanischen Eliteuniversitäten Massachusetts Institute of Technology (MIT) und Harvard. Über 120 verschiedene Partneruniversitäten bieten Kurse über die Plattform an, die kostenlos belegt werden können. Von Architektur über Naturwissenschaften bis hin zu Human- und Sozialwissenschaften sind nahezu alle Fächer vertreten. Der Großteil der Kurse wird auf Englisch angeboten, wobei es auch eine steigende Anzahl an Kursen in anderen Sprachen wie Spanisch, Französisch oder Chinesisch gibt. EdX gibt an, dass über 17 Millionen Menschen ihre Kurse belegt haben und jedes Land dieser Welt unter seinen Lernenden vertreten ist.
Formale Aufnahmekriterien gibt es dabei keine, was einen erleichterten Zugang für viele Menschen ohne die passenden Abschlüsse ermöglicht. Die meisten Kurse finden “Self-paced” statt, sind also Kurse, in denen ein Einschreiben jederzeit möglich ist und die Zeit frei eingeteilt werden kann. Für einen gewissen Betrag kann man sich auch ein Zertifikat der durchführenden Universität ausstellen lassen, wenn ein Kurs erfolgreich beendet wird. An diesem Punkt lässt sich jedoch auch erkennen, dass Bildung immer noch fern davon ist, kostenlos zu sein. Die Plattform startete 2012 damit, alle ihre Kurse komplett kostenfrei anzubieten. Über die letzten Jahre hinweg führte sie einen Unkostenbeitrag für die freiwillige Zertifizierung ein, der zwischen 49 und 99 US-Dollar lag. Durch die Einführung sogenannter “Mirco-Master”-Programme wurden auch Kurse hinzugefügt, die preislich darüber liegen. Diese Entwicklung zeigt, dass Bildung nach wie vor ein Markt ist, auf dem es sich für die Universitäten weltweit zu Behaupten gilt.
Immerhin: Alle Kurse können kostenlos belegt werden, falls man sich diese nicht zertifizieren lassen will. Ökonomische Benachteiligung ist dementsprechend kein Hinderungsgrund. Zumindest nicht in erster Linie. Denn es müssen erst mal die technischen Voraussetzungen, wie ein Computer- und Internetzugang, geschaffen sein, um partizipieren zu können. Nichtsdestotrotz bietet EdX einen Baustein für lebenslangen Lernen. Warum sich also nicht ein Thema – aktueller den je – zum Anlass nehmen und mehr dazu erfahren? Wie wäre es denn zum Beispiel damit: