Kommunikation als Erste Hilfe

Bei Bürgerkriegszuständen und anderen bewaffneten Konflikten gilt ebenso wie bei Naturkatastrophen: Ohne eine technisch zuverlässige und effiziente Kommunikation ist es kaum möglich, die Krise in den Griff zu bekommen.

Autor*in Frank Wichert, 05.11.13

Bei Bürgerkriegszuständen und anderen bewaffneten Konflikten gilt ebenso wie bei Naturkatastrophen: Ohne eine technisch zuverlässige und effiziente Kommunikation ist es kaum möglich, die Krise in den Griff zu bekommen. Die Organisation Télécoms Sans Frontières setzt sich dafür ein, dass Menschen, die ihre Heimat krisenbedingt verlassen mussten, ihre Familie kontaktieren können und dass Hilfsgüter ihr Ziel erreichen.

In akuten Krisenfällen ist nicht nur die Lieferung von Lebensmitteln und Medikamenten entscheidend. Zur Koordination der Hilfseinsätze wird auch eine funktionierende Kommunikationsinfrastruktur benötigt. Gerade in Kriegs- und Katastrophengebieten funktioniert die Kommunikation häufig zunächst nicht mehr. Genau an diesem Punkt wird die französische Initiative Télécoms Sans Frontières (TSF) aktiv. Die Mitarbeiter versorgen die Menschen in den betroffenen Gebieten mit mobiler Kommunikationstechnik.

Gestartet hat die im französischen Pau ansässige TSF im Jahr 1998. Ausschlaggebend für die Gründung waren Beobachtungen, die man im Zusammenhang mit allgemeinen humanitären Hilfsorganisationen gemacht hatte. Während der Krise auf dem Balkan und während des 1. Golfkrieges realisierten die TSF-Gründer, dass zusätzlich zum Bedarf an medizinischen Gütern und Nahrung zuverlässige Telekommunikationsdienste benötigt wurden.

Konflikte führen oft zu massiven Migrationsbewegungen – Familien werden getrennt. Die jeweiligen Bevölkerungsgruppen sind dann in vielen Fällen ohne Kommunikationsinfrastruktur. TSF begann deshalb, schnell einsatzbereite Telekommunikations-Zentren einzurichten, und ist heute einer der ersten Dienste, die nach Katastrophen in das Krisengebiet kommen. Mit nur wenigen Stunden Vorlauf können die Kommunikationsspezialisten von TSF weltweit eingesetzt werden.


 

MARKIERT MIT
Vergessene Krisen

Das Leid von Millionen von Menschen in Konflikt- und Krisengebieten bleibt für die Weltöffentlichkeit weitestgehend unsichtbar. Über Krisen wie die in der Zentralafrikanischen Republik, in Somalia oder in Sri Lanka wurde 2007 - wie auch in den vorangegangenen Jahren - in den Medien kaum berichtet. Auf der Liste der vergessenen Krisen 2007 von Ärzte ohne Grenzen stehen auch die Demokratische Republik Kongo, Kolumbien, Myanmar (Burma), Simbabwe, Tschetschenien, Tuberkulose und Mangelernährung.

Warum Krisenprävention und Friedensentwicklung?

Jedes Jahr kommt es in der Welt zu 40 bis 50 bewaffneten Konflikten. Durch die Kriege oder ihre Folgen sterben bis zu einer Million Menschen pro Jahr. Mehr als neunzig Prozent der fast 200 Kriege, die seit 1945 stattgefunden haben, wurden in Entwicklungs- und Transformationsländern ausgetragen. Ihre Auswirkungen betreffen jedoch die ganze Welt.