Kommen mit dem Klimawandel Hitzewellen und Waldbrände?

In Brandenburg brennt es auf einer riesengroßen Fläche – der Brandgeruch hat sich bis nach Berlin ausgebreitet. Sind Waldbrände wie dieser auch in Deutschland in Zukunft keine Seltenheit mehr?

Autor*in Sarah-Indra Jungblut, 02.07.19

Auf dem Weg aus dem Berliner Umland in die Stadt an der S-Bahn-Station rieche ich es: einen leichten Brandgeruch. Beim nächsten Stopp, einige Kilometer weiter mitten in Berlin, das gleiche. Auch hier hängt ein Geruch nach Lagerfeuer und verbranntem Plastik in der Luft. Was ich erst für einen Zufall halte, klärt sich auf, als ich, im Büro angekommen, einen Blick auf die aktuellen Nachrichten werfe: 200 Kilometer von Berlin entfernt brennt eine riesengroße Waldfläche. Mein erster Gedanke: Es ist mal wieder soweit, der Klimawandel demonstriert für sich selbst, der beißende Rauchgeruch ist ein Weckruf für alle, denen Satellitenbilder von schmelzenden Schnee- und Eisflächen noch viel zu weit weg sind.

Aber ist das wirklich so? Was hat ein Waldbrand mit dem Klimawandel zu tun?

Ziemlich viel, da sind sich viele Experten einig. Denn Fakt ist, dass unsere Wälder durch den heißen, trockenen Sommer des letzten Jahres unter Wassermangel leiden und mit Schädlingen zu kämpfen haben. Dazu kamen ein niederschlagsarmer Winter, ein überdurchschnittlich trockener April und in den letzten Tagen Temperaturen, die in fast ganz Europa auf rekordverdächtige Höhen gestiegen sind. Beste Voraussetzungen also für sich schnell ausbreitende Feuer. Und: Genau diese Hitzewellen verweisen auf den Klimawandel.

Ja, Hitzewellen hat es schon immer gegeben und sie sind, wie auch viele andere Extremwetterereignisse, ein natürliches Wetterphänomen. „Aber der Klimawandel sorgt dafür, dass die Hitzewellen viel intensiver und heißer werden – einfach dadurch, dass die Temperatur generell angestiegen ist. In Deutschland haben wir einen Temperaturanstieg von ungefähr 1,5 Grad der Jahresmitteltemperatur seit 1881. Eine Intensivierung von Hitzewellen ist konsistent mit unserem Verständnis des Klimawandels“, sagt Dr. Christian Franzke, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsbereich Dynamik und Variabilität des Klimasystems an der Universität Hamburg. Dazu kommt laut Prof. Dr. Andreas Fink, Professor für Meteorologie am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), dass viele Indizien dafür sprechen, „dass sich infolge der Erwärmung die Strahlströme und damit die Wellen in der oberen Troposphäre verändern werden und zu mehr stationären Wetterlagen führen: Das kann Hitze, Sommerfluten, aber auch Winterkälte bedeuten.“

Statt also so zu tun, als würde der Klimawandel lediglich leise klopfend vor der Tür stehen, sollten wir erkennen, dass er längst eingetreten ist in unser Ökosystem Erde.

Und während wir nicht aufhören sollten, an allen erdenklichen Schrauben zu drehen, um den Ausstoß von klimaschädlichen Emissionen drastisch zu reduzieren (Kohleausstieg!, Energiewende! Verkehrswende! Divestment aus fossilen Energieunternehmen! CO2-Steuer!), müssen wir uns gleichzeitig schon jetzt mit verschiedensten Maßnahmen an den Klimawandel anpassen. Um zu unseren Wäldern zurückzukommen: Hier ist es zum Beispiel dringend nötig, für eine höhere Baumarten-Mischung und den Anbau stresstoleranter Arten zu sorgen, wie Prof. Dr. Jürgen Bauhus betont, der an der Albert-Ludwig-Universität Freiburg die Professur für Waldbau leitet.

Und wollen wir die Klimakrise noch abwenden, gilt es zudem auch, das, was wir bereits reingepustet haben, wieder aus unserer Atmosphäre zu entfernen. Ausreden gibt es keine, wollen wir weiter Bewohner*innen dieses Planeten bleiben. Und Wege gibt es viele. Wie der begnadete Zahlenjongleur Christian Stöcker in seiner Spiegel-Kolumne ausgerechnet hat, ist zum Beispiel eine CO2-Steuer alles andere als unrealistisch. Und der Plastikatlas von Böll-Stiftung und BUND weist darauf hin, dass nur eine Handvoll Akteure maßgeblich für die Plastikschwemme verantwortlich ist. Gleiches gilt für einige wenige Konzerne, die ihre Hauptgewinne daraus erzielen, CO2 zu produzieren. Diese sollten wir doch mit den richtigen politischen Hebeln erwischen können. Viele andere Unternehmungen haben sich schon auf die Suche nach neuen Lösungen gemacht.

Die politischen Mühlen mahlen langsam – aber wir können sie antreiben, wenn wir zum Beispiel mit Fridays for Future auf die Straße gehen und mit einem bewussten Lebenswandel Zeichen setzen. Tipps dazu gibt es hier.

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