Klebriger Fleck wird zu flottem Treter

Alte Kaugummis sind eine der häufigsten urbanen Müllquellen. Die Firma Gumdrop hat sich auf das Recycling der klebrigen Substanz spezialisiert. In einer Kooperation mit der Stadt Amsterdam wurde jetzt sogar ein „GumShoe“ entwickelt.

Autor*in Laura Wagener, 30.05.18

Aus Versehen an die Unterseite des Imbiss-Tisches gefasst – bäh, es klebt! Dann der Blick vor die Tür: ein einziges Meer von schwarz-grauen Flecken auf dem Asphalt. Rund 80 Kaugummis  kleben in Deutschland auf einem Quadratmeter Boden. Die Kaugummis der meisten Hersteller werden auf Basis von Erdöl hergestellt, sind also im Grunde genommen eine weitere Form des Kunststoffs. Und genau wie andere Kunststoffe sind diese Kaugummis sehr schlecht abbaubar und zersetzen sich erst nach vielen Jahren.

Wer schon einmal einen Kaugummi an der Hose hatte, weiß auch: Kaugummis zu entfernen ist eine echte Plage. Kein Wunder, dass die Entfernung der Gummis aus dem Stadtbild als Spezialreinigung abgerechnet wird. In Großbritannien werden umgerechnet jährlich über 170 Millionen Euro für die Entfernung ausgegeben, sagt die britische Firma Gumdrop auf ihrer Webseite. Zudem werden für das Auflösen der Gummis häufig Chemikalien, Wasser und viel Energie eingesetzt. Gumdrop ist die erste Firma weltweit, die die wertvollen Rohstoffe in den am Boden klebenden Gummiresten sowie die in die Verarbeitung geflossene Energie nicht einfach aufgibt, sondern in einem eigens entwickelten Verfahren recycelt. Damit Kaugummi-Kauer ihre verblasste Liebe zukünftig nicht mehr einfach auf die Straße werfen, hat die Firma zudem eigene knallpinke und kaugummikugelrunde Auffangbehälter für den öffentlichen Raum entwickelt. Denn: wer einen Mülleimer nicht sieht, wird ihn aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht benutzen.

Das bei dem Recyclingverfahren entstehende Material hat die Firma GumTec genannt. Egal ob Frisbee, Kaffeebecher oder Taschenmülleimer für den nächsten faden Kaugummi – GumTec kann für die meisten Dinge verwendet werden, die auch sonst aus Plastik hergestellt werden. Je nach Anforderung werden dem reinen Kaugummi-Gemisch dann noch andere Stoffe hinzugefügt. Für Gumdrop Designerin Anna Bullus folgt das Unternehmen einer klaren Linie: „Indem wir unseren Blick auf Müll verändern, können wir innovative Lösungen finden, die helfen, unseren Planeten sauber zu halten“.

Von unterm Schuh zu im Schuh: Kaugummi Schuhe für die Nachhaltigkeitsbildung

Auch in den Niederlanden beschäftigen die hässlichen Klebeflecken auf Straßen und Straßenmöbeln die Gemüter. Hier fallen jedes Jahr 1.5 Millionen Kilo ausgelutschten Kaugummis an – und natürlich etliche tausend Euro für die Entsorgung. Wie kann man also die Menschen dazu bringen, ihre Kaugummis fachgerecht zu entsorgen? Gemeinsam mit Gumdrop hat sich die Stadt Amsterdam einen besonderen Plan ausgedacht, um auf das Problem aufmerksam zu machen: Ein Sneaker wurde entwickelt, dessen Sohle aus den von den Amsterdamer Straßen gekratzten Kaugummis besteht. Der GumShoe soll zum einen eine sinnvolle Weiterverarbeitung des massenhaft anfallenden Abfallmaterials darstellen und zum anderen die Menschen für eine nachhaltigere Entsorgung sensibilisieren. Der Schuh kann bereits vorbestellt werden, ist allerdings noch nicht im Handel erhältlich. Weitere Produkte aus GumTec sollen folgen.

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