KarmaKonsum Konferenz 2013 – Eine bunte Tüte Nachhaltigkeit

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Kann man durch die Kompetenz der Stille zu einer nachhaltigeren Lebensführung kommen? Das jedenfalls war einer der Vorschläge, die auf der diesjährigen und siebten KarmaKonsum Konferenz in den Hallen der IHK in Frankfurt gegeben wurde. Ein Bericht.

Autor*in RESET , 27.05.13

Der Tag der KarmaKonsum Konferenz in Frankfurt begann mit fröhlichem Vogelgezwitscher – vom Band. Der Gründer und Veranstalter der Konferenz, Christoph Harrach, begrüßte die Anwesenden mit der Idee, dass in der „normalen“ Wirtschaft der nachhaltig eingestellte Mitarbeiter zu mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen beitragen könne, viel schneller, als das von der Konzernleitung aus geschehen kann.

Durch die Tagung führte der Moderator Peter Unfried, Chefreporter der taz, der immer für einen kritischen Kommentar zu haben war. In der aktuellen Nachhhaltigkeitsdiskussion scheint es vor allem darum zu gehen, seinen persönlichen Lebensstil immer wieder kritisch zu hinterfragen. So ist die Frage, ob es schon ausreicht, wenn in den Ausstellungshallen der Messe Energiesparlampen installiert werden, wie Klaus Reinke von der Messe Frankfurt stolz berichtete. Der Grat zwischen Greenwashing und tatsächlich gelebter Nachhaltigkeit ist schmal, auch wenn jeder noch so kleine Schritt zu mehr Nachhaltigkeit natürlich in die richtige Richtung weist.

Das Konzept der Nachhaltigkeit scheint als Idee in der Gesellschaft und im Mainstream angekommen zu sein; jetzt geht es darum, gute Beispiele zum Handeln zu geben, damit aus dem Konzept gelebte Wirklichkeit wird, so der Tenor der Teilnehmer. Ein Vorleben von nachhaltigen Lebensstilen ist besser als alle Vorschriften, so lautete auch ein Kommentar aus dem Publikum, der vermutlich den Kern der Sache trifft. Dieser Kommentar zog sich als roter Faden durch die Tagung. Dabei geht es nicht nur darum das Verhalten zu ändern, dahinter muss immer auch eine veränderte Haltung stehen.

Ein neues „Wir“ für die Energiewende

Peter Unfried stellte als eine große aktuelle Baustelle die Energiewende in Deutschland dar, die zwar von der Regierung beschlossen wurde, an deren Umsetzung es jedoch hapert. Heute reiche es nicht mehr aus, wenn eine Minderheit etwas beschließt. Die gesamte Gesellschaft muss überzeugt werden, damit Dinge umgesetzt werden.

Wie das funktionieren könnte, dazu hielt der Gründer der Academy of InnerScience, Thomas Hübl, einen beschwörenden Vortrag. Wir müssen uns ein neues „Wir“ erarbeiten und uns in die Perspektive des anderen hineinversetzen, so Hübl. Die Energiewende auch als innere Angelegenheit zu begreifen könne helfen, die eigene Komfortzone zu verlassen und tatsächlich den Status quo zu ändern. Neben durchaus interessanten Ansätzen gab Thomas Hübl allerdings auch weniger eingängige Vorschläge wie den Appell an die Kompetenz der Stille, mit der man zum Ziel komme.

Christoph Harrach ging in seinem Vortrag zu „LOHAS und Arbeit“ dann auf einen Kreislauf zwischen Privatleben und Arbeit ein. Seine aktuelle Studie weist darauf hin, dass jeder nachhaltig eingestellte Mitarbeiter, egal aus welcher Gesellschaftsschicht, prinzipiell dem Unternehmen in Punkto Nachhaltigkeit auf die Sprünge helfen kann.

In Podiumsdiskussionen, Vorträgen und Gesprächen unter den Konferenzbesuchern wurden im weiteren Verlauf der Tagung dann die verschiedensten Themen diskutiert, wie z.B. die Fragen, ob personalpolitische Erfolgsfaktoren  zu mehr Nachhaltigkeit in Unternehmen führen können, ob ein nachhaltiger Lebensstil immer noch eher belächelt wird oder mittlerweile anerkannt ist und auch die Frage ob es sich ein Unternehmen ökonomisch leisten muss, nachhaltig zu sein bzw. ob es sich ein Nicht-Nachhaltig-Sein in Zukunft überhaupt noch leisten können wird. Am späten Nachmittag gab es Musik und einen YogaMob auf dem Börsenplatz.

Feiern für den Klimaschutz

In der Abschlussdiskussion „Groove to save the World?“ stellte sich das Pilotprojekte Green Club Index Frankfurt vor. Unterstützt von der Green Music Initiative und dem Energiereferat der Stadt Frankfurt haben vier Frankfurter Clubs versucht herauszufinden, wie das Feiern klimafreundlicher, also energieeffizienter gestaltet werden kann. Als die großen Energiefresser haben sich dabei Lichtanlagen und Kühlsysteme herausgestellt. Durch LEDs, modernere Anlagen und die richtige Nutzung lassen sich viel Energie und bares Geld einsparen. Mit dem Green Club Label sollen weitere Clubs zum Mitmachen angeregt werden. Am Freitag konnte dann durch zwei Clubmobs, initiiert von der Carrotmob-Initiative Frankfurt, aktiv für den Klimaschutz gefeiert werden.

And the winner is…

Zum fünften Mal wurde im Rahmen der KarmaKonsum Konferenz der Gründer Award verliehen. Nominiert waren Fairnopoly, Leaf Republic, Puzzle Strom, Vehement MMA und Wesentlich. Wesentlich – Büro für urbane PflanzKultur konnten die Jury mit ihrem Konzept der „essbaren Stadt“ überzeugen. Mehr dazu im Podcast zum Gründer Award.

Dein Fussabdruck, bitte!

Die Veranstaltung war ein Vorbild für nachhaltiges Event-Management. Die circa 1000 Teilnehmer konnten sich an fairem Kaffe, fairen Limos und vegetarisch-ökologischem Essen erfreuen. Auch die gute Erreichbarkeit der Veranstaltung mit dem ÖPNV war ein Pluspunkt. Daran können sich andere Veranstaltungen durchaus ein Beispiel nehmen. Wer unbedingt meckern möchte könnte dies einzig über das überall ausliegende Papier in Form von kostenlosen Zeitschriften und anderen Produktproben tun. Das wäre allerdings sehr kleinlich.

Fazit

Das Motto der diesjährigen Konferenz „Unity in Diversity“ ist zumindest teilweise schon mit dem bunt gemischten Publikum erfüllt, dass alljährlich die Konferenz besucht; von der Anzugträgerin der IHK, die nach eigenen Worten den „ehrbaren Kaufmann“ vertreten will, über die Vertreter unterschiedichster Initiativen und Projekte bis zum Studenten und bunten Yogajünger. Diese Vielfalt unter den Teilnehmern trug ganz wesentlich zum regen Austausch und interessanten Diskussionen bei. Ob aber auch Einheit innerhalb von Unterschiedlichkeiten, wie das Motto verstanden werden soll, entstanden ist, lässt sich nur schwer beantworten. Wünschenswert wäre eine „Handlungs-Einheit“ im gemeinsamen Engagement für eine bessere Welt!

Die Frage, die sich mir nach der Konferenz leise gestellt hat ist allerdings die, ob gelebte Nachhaltigkeit spirituell aufgeladen sein muss, wie an einigen Stellen der Konferenz vermittelt, oder ob das Konzept nicht schneller von mehr Menschen bewusst im Alltag umgesetzt wird, wenn es eben nicht spirituell überfrachtet wird. Meine Meinung dazu ist, dass der vorbildlich organisierten Konferenz rund um das Thema nachhaltiges Wirtschaften durch ein Zuviel an Spiritualität ein Teil ihrer Überzeugungskraft genommen wird.

Links

http://www.karmakonsum.de

www.nachhaltig-leben-und-arbeiten.de

http://www.greenclubindex.de/

http://www.greenmusicinitiative.de

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KarmaKonsum-Konferenz 2012– Yoga allein rettet nicht die Welt!

Vielleicht stünde es heute schon besser um die Weltrettung, hätte vergangenen Donnerstag nicht kurz vor 18 Uhr ein Regenschauer Yogis und Teilnehmer der 6. KarmaKonsum Konferenz von Körperübungen an der frischen Luft im Herzen des deutschen Finanzmarkts abgehalten. Ob bei dem umgeleiteten Yoga-Mob genug positive Yogaenergie entstanden ist, um den Lauf der Geschichte zu beeinflussen, bleibt offen. Aber immerhin: Die Konferenzbeiträge stimmen hoffnungsvoll.