Indoor Farming – ein neuer Trend in der urbanen Landwirtschaft?

Urbane Landwirtschaft in Japan: LEDs statt Sonne.

Eine neue Anbaumethode für Nahrungsmittel könnte die urbane Lebensmittelversorgung revolutionieren und nachhaltig dazu beitragen eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren.

Autor*in RESET , 12.11.14

Urbanisierung ist ein Megatrend. Die Weltbevölkerung wächst, die Städte explodieren. Die Entstehung von Mega-Städten ist eine unaufhaltsame Entwicklung. Bis 2050 wird die Weltbevölkerung von mehr als 7 Milliarden auf über 9 Milliarden ansteigen, nahezu 80% der Weltbevölkerung wird in Städten leben. Es stellt sich zu Recht die Frage wie all diese Menschen ernährt werden sollen und woher der Platz für eine traditionelle Landwirtschaft kommen soll, um den Bedarf an frischen Lebensmitteln in diesen Mega-Städten zu befriedigen.

Die Antwort heißt: Indoor Farming, eine Anbaumethode für Nahrungsmittel. Und zwar drinnen. In Zukunft könnten frische Lebensmittel nicht nur vom Land, sondern auch direkt vom Wohnzimmer auf den Teller kommen. Das Essen wird dort angebaut, wo es auch verspeist wird. Weite Transporte und die benötigte Kühlung fallen weg, Transportkosten werden minimiert, die Herstellung ist enorm energie- und wassereffizient. Ganz nebenbei werden so die CO2-Emissionen reduziert. Der Anbau ist von Saison und Wetter komplett unabhängig, es gibt also auch keinen Verlust durch Ernteausfälle. Eine Revolution für die urbane Lebensmittelversorgung.

Neue Anbaumethode – neue Möglichkeiten

Es ist sogar möglich ganz ohne Erde anzubauen. Im Zusammenspiel mit speziellen LED-Lampen, die das Sonnenlicht ersetzen, wird als Ersatz für Erde eine Hydrokultur genutzt. Bei dieser Art des Anbaus behält man die totale Kontrolle über die Umgebung, in der das Obst und Gemüse wächst. Dadurch schmeckt das Selbstgezüchtete sehr intensiv, es ist unbeeinträchtigt vom Wetter und jahreszeitlichen Schwankungen. Der Stadtbewohner nicht mehr als passiver Konsument, sondern als aktiver und selbstbestimmter Produzent. Das ist die eigentliche Revolution.

Diese Art des Anbaus erschließt ganz neue Möglichkeiten. Angebaut und geerntet werden kann nun nicht nur in der Stadt, sondern auch in der Wüste, im Keller, auf dem Mars, erklärt Guy Galonska, einer der Gründer des Infarm Cafes in Berlin, das sich in einem Kreuzberger Hinterhof versteckt. Die Idee hinter Infarm war, einen Weg zu finden, das eigene Essen selbst anzubauen, gesünder zu leben und die Kontrolle zurückzugewinnen über das, was man zu sich nimmt. Das Ganze kombiniert mit dem Wunsch in der Stadt zu leben.

Tatsächlich könnte eine urbane, vertikale Landwirtschaft der Problematik Abhilfe verschaffen, eine wachsende Weltbevölkerung, die sich vor allem in Mega-Städten konzentriert, mit frischen Lebensmitteln zu versorgen.

Das Haus der Zunkunft ist ein Gewächshaus

Der Gärtner von morgen soll zukünftig nicht nur im Garten aktiv sein, sondern auch in seinen eigenen vier Wänden. Diese Vision hat der bekannte Designer Werner Aisslinger und setzt sie in seinem Haus der Zukunft um. 

Urban Gardening – Mit Gärten unsere Städte verändern

Aus vereinzelten Balkongärtnern und Laubenpiepern ist eine Bewegung geworden: in den Städten dieser Welt wird an allen möglichen und unmöglichen Orten gebuddelt, gepflanzt und geerntet. Auf Brachen, Dächern, Mauern und Grünstreifen werden Blumen gezüchtet und Möhren aus der Erde gezogen. Mit jedem Beet wird wieder ein Stück Natur in die Stadt geholt.