Hydraloop: Ein fast autarkes Wasserrecycling-System für zu Hause

Das Hydraloop-System ist nicht viel größer ist als ein durchschnittlicher Kühlschrank.

Wir brauchen dringend neue und innovative Wege, um unseren Wasserverbrauch zu reduzieren und der zunehmenden Wasserknappheit entgegenzuwirken. Eine Lösung kommt aus den Niederlanden: Mit dem Hydraloop-System können bis zu 85 Prozent des Wassers eines Haushalts recycelt werden.

Autor Mark Newton:

Übersetzung Mark Newton, 16.01.20

Laut der Water Scarcity Clock, einem interaktiven Webtool des World Data Labs, leben etwa 2,3 Milliarden Menschen auf der Welt in einer Situation der Wasserknappheit, Tendenz steigend. Viele der Betroffenen leben in eher ariden Gegenden, aber auch in den humiden Regionen der Welt beginnt der Wasserstress. Die Schwelle zum Wasserstress wird bei einem Wassernutzungs-Index von mehr als 20 Prozent erreicht und bedeutet ein steigendes Risiko für Umweltprobleme und wirtschaftliche Schwierigkeiten. Darüber hinaus hat der globale Temperaturanstieg, der in vielen Regionen zu Dürreperioden führt, zu einem Anstieg der Wassernachfrage geführt – insbesondere in Europa, das im vergangenen Jahr beispiellose Hitzewellen erlebt hat.

Obwohl die Landwirtschaft für einen Großteil dieses Wasserverbrauchs verantwortlich ist, beginnen auch Privathaushalte und der Tourismus, insbesondere im Mittelmeerraum, die Wasserreservoirs stärker zu belasten. Derzeit werden in der EU nur etwa 2,4 Prozent der geklärten kommunalen Abwässer wiederverwendet; dagegen zeigt ein Bericht der Europäischen Kommission von 2018, dass das ungenutzte Potenzial deutlich höher ist – etwa sechsmal so hoch wie derzeit.

Der Schlüssel zur Lösung dieses Problems dürfte also das Wasserrecycling auf nationaler Ebene sein, doch es gibt auch Ansatzpunkte auf einer niedrigeren Ebene, die es dem Endverbraucher ermöglichen, seinen Beitrag zum Wassersparen zu leisten. Das Unternehmen Hydraloop hat das gleichnamige All-in-One-Wasserrückgewinnungs- und -Recyclingsystem für Haushalte, Hotels und Unternehmen entwickelt. Es soll den Verbraucher*innen eine einfache und komfortable Möglichkeit bieten, nicht nur ihr Haushaltswasser zu recyceln, sondern dabei auch noch Geld zu sparen.

Die persönliche Wasser-Recycling-Anlage

Hydraloop hat seinen Sitz auf dem Water Campus, einem Zentrum für Wasserforschung in der niederländischen Stadt Leeuwarden, und stellt Recycling-Einheiten in Kühlschrankgröße her, die Haushaltsabwässer von Toiletten, Waschmaschinen sowie Bade- und Duschräumen zurückgewinnen können. Das System wird an die bestehende Wasserinfrastruktur eines Hauses angeschlossen und führt das Abwasser durch einen intensiven sechsstufigen Entkeimungs- und Dekontaminierungsprozess, einschließlich Sedimentation, Flotation mit gelöster Luft, Schaumfraktionierung und UV-Entkeimung. Im Anschluss daran gilt das Wasser als sauber und sicher, um es wieder zum Waschen, für die Gartenarbeit oder die Toilettenspülung zu verwenden.

Laut Hydraloop kann ein System 45 bis 85 Prozent des Wassers eines durchschnittlichen Haushalts wiederverwenden, wodurch bis zu 20.000 Gallonen (entspricht etwa 75.700 Litern) pro Jahr eingespart werden können. Nutzer*innen des Hydraloop, die Häuser in Ländern mit kühleren Herbst-, Winter- und Frühlingsmonaten bewohnen, könnten nach Unternehmensangaben außerdem mit Kosteneinsparungen beim Heizen rechnen, da das System diese Funktion ebenfalls teilweise erfüllen könne.

Der Hydraloop ist fast vollständig autark, nur minimale Wartung und keine Chemikalien, Filter oder andere Verbrauchselemente werden benötigt. Außerdem wird er mit einer App geliefert, mit der der Benutzer seinen Zustand des Systems und die Menge des wiederverwendeten Wassers überwachen kann.

Derzeit verkauft Hydraloop drei verschiedene Versionen seines Systems: für Haus, Garten und Pool. Mit einem Preis von rund 4.000 US-Dollar ist das System für viele Haushalte nicht gerade erschwinglich, auch wenn sich diese anfänglichen Kosten wahrscheinlich durch Einsparungen beim Wasserverbrauch und möglicherweise auch bei den Heizkosten amortisieren würden.

Der Hauptmarkt für Hydraloop sind vermutlich gewerbliche Gebäude und Hotels, die oft einen hohen Wasserbedarf haben. Die einfache Installation und der geringe Wartungsaufwand machen das System sicherlich für kostenbewusste Unternehmen attraktiv, während Hydraloop geltend macht, dass die Produkte von Hydraloop zu einer LEED- und BREEAM-Zertifizierung beitragen würden, zwei Bewertungssysteme, die das Umweltbewusstsein bei der Gebäudegestaltung kennzeichnen.

Derzeit ist Hydraloop in Europa, dem Nahen Osten und Afrika aktiv; künftig will das Unternehmen auch in die USA expandieren. Dort hat Hydraloop schon vorab für Aufsehen gesorgt: Auf der diesjährigen CES2020-Messe gewann Hydraloop in Las Vegas den Best of Best Award.

Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania. Das Original erschien zuerst auf unserer englischen Website.

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