Hätten Open Source-Lösungen London davor bewahrt, dass die Straßenbeleuchtung wochenlang durchbrennt?

Als der Londoner Bezirk Westminster 6 Millionen Pfund für ein intelligentes System für seine 14.000 Straßenlaternen ausgab, rechnete niemand damit, dass der Anbieter ihn bei eingeschalteter Beleuchtung hängen ließ.

Autor Tristan Rayner:

Übersetzung Tristan Rayner, 09.04.19

Seit Dezember 2018 brennen fast 30 Prozent aller Straßenlaternen der City of Westminster (etwa 8000) Tag und Nacht, 24 Stunden am Tag. Die Lichter konnten nicht ausgeschaltet werden, da der Hersteller des drahtlosen Steuerungssystems, Harvard Technology, im Dezember Insolvenz anmeldete. Der Stadtrat war schließlich gezwungen, einen Spezialisten zu beauftragen, das System zu reparieren und etwa drei Monate nach der Insolvenz die Lichter aus- und wieder einzuschalten.

Tatsächlich wollte Westminster mit der Umstellung seiner Beleuchtung auf eine intelligentes System jährliche Einsparungen von 1,5 Millionen Kilogramm Kohlenstoff und 420.000 Pfund pro Jahr (basierend auf den Energiepreisen im Jahr 2013) erreichen – bevor die Insolvenz das Werk zum Erliegen brachte.

Das Problem ist eigentlich eher ein Open Source-Problem. Während „Open Source“ ein Konzept ist, das zunächst auf Softwareinnovationen angewendet wurde, die der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollten, wird es immer häufiger auf Hardware und neue Technologien angewendet.

Das Argument ist einfach: Wenn Smart Cities und das Internet der Dinge wirklich gedeihen sollen, sollte der finanzielle Status eines Verkäufers weder das Leben der Anwohner und Bürger beeinträchtigen noch zu Energieverschwendung und unnötigen Emissionen führen. Doch es ist nicht einfach, Unternehmen, insbesondere große multinationale Konzerne, dazu zu bringen, sich auf den Einsatz anderer Technologien als der eigenen zu einigen.

Es ist jedoch möglich. Gut durchdachte und geführte Open Source-Projekte verkürzen die Entwicklungszeiten bei gleichzeitiger Verbesserung der allgemeinen Sicherheit. Michael Shalyt, CEO des Start-ups Aperio Systems für Infrastruktursicherheit, glaubt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Open Source-Projekte einen kritischen Nutzen erreichen: „Sobald ein Open Source-Projekt gut genug und kostenlos erscheint, steht man unter großem Druck, es zu nutzen, nur um den Entwicklungszyklus zu verkürzen und Zeit und Geld zu sparen.“

Wo sind also die Open Source-Lösungen?

Open Source-Lösungen für Smart Cities gibt es bereits, eine Reihe von Unternehmen arbeitet bereits an Geräten, Datenspeichern und Plattformen. Eine Allianz von Unternehmen aus den Bereichen Smart City, Smart Energy und IoT-Netze ist die uCIFI Alliance, eine Open Source-Kommunikationsplattform mit Sitz in den USA. Ein weiterer Akteur im Bereich des Open Source-Kommunikationsnetzwerks ist die MXC Foundation, eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Berlin, die kürzlich mit Shanghai den Einsatz von LPWAN-Hardware und ihrem Open Source-IoT-Standard in der Stadt vereinbart hat. Siemens und Toshiba unterstützen die Civil Infrastructure Platform (CIP) der Linux Foundation als Framework oder Softwarebausteine in zivilen Infrastrukturprojekten.

Die Liste ist lang: Es ist klar, dass die Gewinner in diesem Bereich immer noch am Entstehen sind. Aber die Situation in Westminster könnte den Entscheidungsträgern in anderen Städten Klarheit verschaffen. Die nachhaltigste Lösung, die unseren Städten und damit der Wirtschaft und den CO2-Emissionen zugute kommen kann, kann auch aktuellem Perspektive eigentlich nur eine Open Source-Lösung sein. Und auf lange Sicht werden die Städte, die diese Projekte unterstützen, diejenigen sein, denen es besser geht.

Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Sarah-Indra Jungblut. Das Original erschien zuerst auf unserer englischen Webseite.

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