Die Herrschaft Montts gilt als die blutigste Periode des 36 Jahre dauernden guatemaltekischen Bürgerkriegs. In seine nur 17 Monate währende Regierungszeit fiel rund die Hälfte der von Militärs und Paramilitärs verübten Massaker. Im Zentrum der Anklage stehen die Militäroperationen Victoria 82 und Firmeza 83. In insgesamt elf von Ríos Montt befehligten Blutbädern von unaussprechlicher Grausamkeit wurden laut Anklage 1.171 Angehörige der Maya-Ethnie Ixil ermordet, 1.485 Frauen vergewaltigt und reihenweise Menschen misshandelt und gefoltert.
Internationalen Gutachten zum Trotz, welche schon lange Ríos Montts Verantwortung in zahlreichen Kriegsverbrechen belegten, war dieser noch 15 Jahre Kongressabgeordneter im eigenen Land und genoss somit Immunität von Strafverfolgung. Erst nachdem er letztes Jahr nicht wieder gewählt worden war, verlor er sein Amt und wurde unter Hausarrest gestellt.
José Efraín Ríos Montt ist der erste ehemalige Präsident, der vor einem lateinamerikanischen Gericht wegen Völkermordes angeklagt wird. In Guatemala, wo Kriegsgräuel lange ungesühnt blieben, wird bereits die Anklage des heute 86-Jährigen als Sieg der Gerechtigkeit gefeiert. Der Prozess könnte zum Präzedenzfall für viele weitere rangniedrigere Militärs werden, denen ebenfalls eine Beteiligung an Schreckenstaten im Bürgerkrieg vorgeworfen wird.
Laut Angaben der Vereinten Nationen wurden während des Bürgerkriegs in Guatemale zwischen 1960 und 1996 mehr als 200.000 Menschen getötet oder verschwanden spurlos, die meisten von ihnen Angehörige der Maya. Nicht selten wurden ganze Dörfer ausgelöscht. Die Geschichte eines dieser Dörfer ist Thema des Podcasts What Happened At Dos Erres? (in Englisch) von This American Life. Der Download ist kostenlos.
Ausführlich berichtet auch die taz über den Völkermord an den Maya und den Hausarrest des ehemaligen Diktators.