Grüne Festivals: Machen, messen, motivieren!

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Quelle: Facebook Green Events

Angesichts frostiger Temperaturen könnte man meinen, der Festivalbetrieb sei im wohlverdienten Winterschlaf. Doch weit gefehlt: Am 25. und 26. November 2013 trafen sich rund 150 Festivalmacher aus halb Europa bei der Green Events Europe Conference in Bonn, um sich über eine umweltverträglichere Zukunft auszutauschen. Im Zentrum stand vor allem eine Erkenntnis: Es ist Zeit zum Handeln. Dorit Behrens hat für RESET mitgemischt.

Autor*in RESET , 29.11.13

So kurz nach dem enttäuschenden Klimagipfel in Warschau musste man sich unweigerlich fragen, welche bahnbrechenden Ergebnisse die Veranstaltungsbranche für den Umwelt- und Klimaschutz erzielen könnte. Musikfestivals sind nicht gerade als Musterschüler in Sachen Umweltfreundlichkeit bekannt, im Gegenteil: Durch massenhafte An- und Abreise, hohen Energie- und Wasserverbrauch sowie jede Menge Abfall sorgen sie in wenigen Tagen für einen ökologischen Fußabdruck, der dem einer mittelgroßen Stadt gleichkommt. Aber es gibt Hoffnung. So zeigte sich in Foren mit klingenden Namen wie „The Waste Business“, „Power Panel“ und „Down The Loo“, dass einige Veranstalter bereits mit großen Schritten vorangehen.

Zum Beispiel in Punkto Müll: Das britische Shambala Festival rief in diesem Jahr seine Besucher auf, wieder verwendbare Trinkflaschen mitzubringen. Eine simple Maßnahme mit großem Effekt: Rund 40 Prozent seiner Abfallmenge sparte das Festival dadurch ein und sorgte so für ein finanzielles Plus und eine bessere Ökobilanz. Das we love green Festival in Paris gestaltete Möbel und Kunstwerke aus zuvor genutzten Materialien und verkauft diese nach dem Festival an Besucher oder spendete sie sozialen Einrichtungen. So wurde Müll zwar nicht komplett vermieden, aber durch Upcycling einer neuen Nutzung zugeführt. Gegen die Lebensmittelverschwendung hat die Schnippeldisko ein leckeres Rezept: Sie macht aus marktunfähigem Gemüse bestes Bio-Catering. Menschlichen Hinterlassenschaften nimmt sich der Anbieter Natural Event an. In seinen Komposttoiletten kommen statt Wasser und Chemie Holzschnitzel zum Einsatz, das Resultat ist als natürlicher Dünger einsetzbar.

Auch die Energie spielte eine zentrale Rolle. Noch immer werden die meisten Bühnen mit Dieselgeneratoren betrieben, die zwar zuverlässig und einfach zu handhaben sind, durch Emissionen und den Verbrauch endlicher Rohstoffe aber auch für rund 70 Prozent eines Festivalfußabdrucks sorgen. Das Problem: Viele Outdoor-Veranstaltungen haben keinen Zugriff auf das lokale Stromnetz und wollen zudem ihre Verbrauchsspitzen absichern – schließlich möchte niemand, dass beim Headliner plötzlich der Strom ausfällt. Die Lösung liegt manchmal so nah: Durch Messung des realen Bedarfs können Generatoren künftig effizienter ausgelastet werden als bisher. Außerdem wird unter Hochdruck an innovativen Batteriesystemen und einem neuen Stromprodukt namens „Green Music Energy“ gearbeitet, das Festivals bald günstig und aus regionalen, regenerativen Quellen speisen soll.

Nicht zuletzt leben Festivals natürlich von ihren Besuchern. Vorgestellte Studien zeigten: Vorschriften ziehen bei ihnen wenig. Doch je sauberer die Umgebung und je motivierender der Umgang mit ökologischen Faktoren, um so „grüner“ verhalten sich auch die Fans. Rock am Ring belohnt dieses Verhalten, indem die Anreise mit der Bahn vergünstigt wird, das dänische Roskilde Festival prämiert die nachhaltigste Camping-Community und beim tschechischen Rock for People kann man anstelle des klassischen Müllpfands auch VIP-Packages für einen vollen Abfallbeutel erhalten. So lässt es sich doch gleich noch besser feiern.

Für sich genommen sind diese Maßnahmen sicher noch nicht der große Wurf. Hinter den Kulissen arbeiten die Pioniere der Szene jedoch an umfassenden Ökostrategien, die Schritt für Schritt umgesetzt werden sollen. Die jährliche Konferenz ist wichtig, um sich daüber auszutauschen. Noch wichtiger ist aber das Handeln. Durch konsequentes Machen, Messen und Motivieren kann die Branche den Wandel in eine grünere Zukunft schaffen.

Green Events Europe Conference: http://www.green-events-germany.eu/

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