Gradian: Dieses Gerät hält Operationen auch ohne Strom am Laufen

Wenn es während einer Operation zum Stromausfall kommt, hat das schwerwiegende Folgen. Ein Nonprofit-Unternehmen vertreibt ein Anästhesiegerät, das es auch bei unzuverlässiger Stromversorgung ermöglicht, weiter zu operieren.

Autor*in Julian Furtkamp, 19.09.17

Übersetzung Julian Furtkamp:

Stromausfälle gehören in vielen Entwicklungsländern, vor allem in afrikanischen Ländern, zum Alltag. Insbesondere außerhalb der Städte ist die Stromversorgung oft unzureichend und extrem schwankend. Dies bremst zum einen die wirtschaftliche Entwicklung, kann aber auch konkret sehr lebensbedrohliche Folgen haben: zum Beispiel während einer laufenden Operation.

Um dem entgegenzuwirken hat das Unternehmen Gradian ein Instrument entwickelt, das eine fehlende Stromzufuhr überbrücken kann: das Universalanästhesiegerät (im Englischen Universal Anesthesia Machine: UAM). Die Anästhesie und Beatmung des Patienten ist die Grundlage dafür, dass die eigentliche Operation erfolgreich durchgeführt werden kann.

Das in Malawi erfundene und in Großbritannien hergestellte Gerät kann ohne Strom oder medizinischen Sauerstoff arbeiten, wobei es den Ausfall von Elektrizität oder den Mangel an Sauerstoff aber nur überbrückt.

Beatmung per Batterie

Das Beatmungsgerät, das dem Patienten Sauerstoff und Narkosemittel zuführt, wird elektrisch betrieben und kann durch eine wiederaufladbare Batterie bis zu sechs Stunden ohne Stromzufuhr weiterarbeiten, so dass Operationen zu Ende geführt werden können. Darüber hinaus kann der Patient als letztes Backup noch manuell mit der UAM  beatmet werden.

Um auch Sauerstoff zur Verfügung zu stellen, wenn keine Sauerstoffflasche vorhanden ist, hat die Maschine einen Sauerstoffkonzentrator. Dieser kann selbst Sauerstoff herstellen: Aus der Umgebungsluft, die nur etwa zwanzig Prozent Sauerstoff enthält, wird der Stickstoff herausgefiltert. Somit wird ein Luftgemisch mit bis zu 95 Prozent Sauerstoff erzeugt. Hergestellt werden können bis zu zehn Liter pro Minute. Die Beatmungsluft wird im Evaporator mit dem Narkosemittel im benötigten Verhältnis gemischt und über einen integrierten Monitor können Vitalfunktionen des Patienten überwacht werden.

Das Unternehmen verkauft nicht nur das Gerät, sondern führt auch Schulungen durch und bietet Service- und Wartungsleistungen an. Als nächstes möchte Gradian ein reines Beatmungsgerät entwickeln, das ebenfalls ohne Strom- oder Gaszufuhr funktioniert. Größter Konkurrent für das Nonprofit-Unternehmen sind übrigens gespendete Altgeräte. Die sind zwar kostenlos, doch nicht für die speziellen Bedingungen entwickelt und kommen meist an, ohne dass es Einweisungen oder eine Dokumentation der Funktionsweise gibt.

In diesem Video könnt ihr euch das Universalanästhesiegerät genauer ansehen:

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