Geofencing – Wildtierschutz ohne Zäune

Die NGO CLAWS setzt auf GPS-Halsbänder beim Wildtierschutz, um Kollisionen zwischen Löwenrudeln und menschlichen Siedlungen und Weideflächen zu verhindern.

Autor*in Sarah-Indra Jungblut, 19.06.18

Das Feuchtgebiet im Okavango-Delta in Botswana umfasst 20.000 Quadratkilometer und beherbergt mehr als 500 Vogelarten, die größte Elefantenpopulation Afrikas und auch einige der am stärksten gefährdeten Säugetiere der Welt. Gleichzeitig leben hier auch viele Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit Ackerbau und Viehzucht bestreiten. Die unmittelbare Nachbarschaft führt nicht selten zu Interessenkonflikten zwischen Mensch und Tier.

Durch eine massive Vergiftungskampagne, bei der Bewohner des Deltas 2013 fast zwei Drittel aller Löwen vergiftet hatten, um ihre Rinder vor den Raubtieren zu schützen, wurde die Naturschutzorganisation CLAWS Conservancy auf den Plan gerufen. Die NGO hat es sich zur Aufgabe gemacht, besonders bedrohte Raubtiere wie Löwen, Wölfe und Leoparden vor dem Aussterben zu bewahren. Mit dem Löwenprojekt Pride in Our Prides („Stolz auf unsere Rudel“), das 2014 begann, geht die NGO neue Wege.

Ein virtueller Zaun sorgt für eine friedliche Koexistenz

Im und um das Okavango-Delta gibt es schätzungsweise 45.000 Rinder. Tagsüber sind sie ohne Aufsicht und grasen dabei nicht nur in unmittelbarer Umgebung der Dörfer, sondern dringen auf der Suche nach dem saftigen Grün auch in die Gebiete der Löwen vor. Für die mittlerweile nur mehr 1.200 Löwen sind sie hier natürlich leichte Beute.

Um die folgenreichen Begegnungen der Löwen mit den Rindern zu vermeiden hat es sich CLAWS Conservancy zur Aufgabe gemacht, Löwen von Mensch und Rind fernzuhalten. Die Methode: Geofencing. Beim Geofencing ist kein physischer Zaun nötig, sondern mittels GPS-Koordinaten werden Areale festgelegt, zwischen denen unsichtbare Linien gezogen werden und so die Grenzen zwischen einem Naturschutzgebiet und Farmland markiert. In einem zweiten Schritt werden Tiergruppen, die diese Linie nicht überqueren sollen, mit GPS-Sendern ausgestattet. Übertritt nun ein Tier eine solche Grenze, übermittelt ein integrierter Sender per SMS-Nachricht eine Warnung.

Im Okavango-Delta wurden einige Löwen mit GPS-Sendern ausgestattet und übermitteln so Informationen über ihre Bewegungen. Auch die Leittiere der Rinderherden tragen GPS-Sender. Sobald sich Löwen den Dörfern oder Rindern nähern, werden Warnungen per SMS verschickt. Daraufhin wird eine Telefonkette gestartet, bei der Häuptlinge und Stammesälteste informiert werden, die dann wiederum ihre Dörfer warnen.

Das Projekt konzentriert sich aber nicht nur auf die technischen Aspekte, sondern die Wissenschaftler versuchen auch gleichzeitig, die Toleranz gegenüber den gefährdeten Wildkatzen zu erhöhen. Teil des Programms ist daher, das Gespräch mit den Bewohnern der Dörfer zu suchen, sie über die Raubtiere zu informieren, ihnen Möglichkeiten zu geben, diese zu beobachten, aber auch Ställe für Rinder zu bauen, damit diese Nachts besser geschützt sind und ein Entschädigungsprogramm zu installieren, um Verluste durch die Löwen auszugleichen.

Derzeit arbeitet das Informatik-Institut der Universität Siegen daran, das GPS-Warnsystem noch effizienter zu machen. Das Projekt scheint erfolgreich zu sein: Seit Beginn des Projektes wurde kein einziger Löwe mehr vergiftet und laut den neuesten Umfragen von CLAWS kannten die meisten Menschen sogar die Namen der Tiere.

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