Gelungener Auftakt – Konferenz: Ethik und Innovation
Geschrieben von Uta Mühleis,

Am letzten Freitag startete mit „Cultural Entrepreneurship – Ethik und Innovation“ ein neues Veranstaltungsformat an der Freien Universität Berlin. Das Privates Institut für Cultural Entrepreneurship beabsichtigt, „ ...Wirtschaft, Kunst und Kultur zusammenzubringen und einen Medici Effect bei den Beteiligten zu aktivieren.“
Der Medici Effect wurde von dem US-Amerikaner Frans Johansson geprägt. Sein Buch mit dem gleichnamigen Titel “THE MEDICI EFFECT” – What you can learn from Elephants and Epidemics, " ...takes us on a fascinating journey to the Intersection: a place where ideas from different industries and cultures collide, ultimately igniting an explosion of extraordinary and new innovations.“ (Der Autor stellt das Werk auf seiner offiziellen Seite als kostenloses Download (PDF) zur Verfügung.)
Prof. Günter Flatin startete mit einem umfangreichen Einführungsvortrag. Er ist Professor für Entrepreneurship an der Freien Universität Berlin, Gründer der Stiftung Entrepreneurship und Gründer der Teekampagne.
Nach einer längeren Verschnaufpause übernahm der Kunsthistoriker Dr. Jürgen Schilling das Podium und erörterte mit großem Hintergrundwissen und schnellen Sätzen die ethischen Aspekte des Kunstmarktes. Bei mir blieben nur einige prägnante Sätze haften. Beispielweise „Kommerz steht für das Kaufen von allem Materiellen – hingegen steht der Kunstmarkt für das Kaufen von allem Immateriellen.“
Ferner berichtete er von einem Künstler, der ihm folgendes gestand: „ Am liebsten bin ich unter Bankern, denn mit denen kann ich wenigstens noch über Kunst reden. Bei Künstlern geht es immer nur ums Geld.“ Wobei er anmerkte, dass "ein teures Bild nicht unbedingt ein schlechtes Bild" ist.
Abschließend machte er deutlich, dass Kunst im Gegensatz zum Prinzip der Nachhaltigkeit eher saisonal ausgerichtet ist.
Ein Highlight der Veranstaltung war das zweite Panel. Eine illustre Runde an Unternehmern und Unternehmerinnen, die sich selbst als ethisch und/oder innovativ verstehen.
Vera Gäde-Butzlaff, Chefin der BSR: „Wir sind ein Umweltunternehmen.“
Werner Landwehr, GLS Bank: Forderte ein grundsätzliches Umdenken des Bankensektors: „Ethik- Banken haben einen großen Zulauf an Kunden. Noch besser wäre es, wenn die Banken einen größeren Zulauf an Ethik hätten."
Dr. Christian Neugebauer, The Glocalist: Wie gewohnt erfrischend – dank Zuckerbrot und Peitsche im Gepäck. Gerade noch gratulierte er der GLS Bank zur Auszeichnung Bank des Jahres 2010, schon disqualifizierte er sie aufgrund der Kooperation mit der so genannten „Greenwashing-Plattform Utopia“.
Dr. Clara Mevillia, Cultural Entrepreneurship Berlin UG: Die charmante Initiatorin und Veranstalterin befürchtete, dass das Verhältnis zwischen Wirtschaft und Literatur abrutschen könnte: „Der Literat ist heutzutage nur noch für das Zitat in der PowerPoint-Präsentation wichtig!"
Hans Wall, WALL AG: Eine echte deutsche Unternehmerpersönlichkeit.
Fred Hürst, Grand Hyatt : Hier konnte ich den ethischen bzw. innovativen Ansatz oder gar eine nachhaltige Unternehmensführung nicht klar ausmachen. Aber laut Herrn Hürst kann man im Hyatt immer noch vom Tellerwäscher zum Millionär aufsteigen. Das ist ja auch etwas;)
Dr. Richard D. Precht: Stellte sich als „Unternehmer wider Willen“ vor. Der bekannte Autor erfolgreicher populärwissenschaftlicher Bücher zu philosophischen Themen sammelte bei mir reichlich Sympathiepunkte. Ich überlege noch, ob es an seinen klugen, erfrischenden Gedanken oder an seinem guten Aussehen lag. Sein aktuelles Buch mit dem flotten Titel Wer bin ich und wenn ja, wie viele? gibt es wirklich überall zu kaufen. Soll ich oder soll ich nicht ...;)
Im letzten Panel stellten sich ethische und innovative Stiftungen und Projekte vor. Das waren u. a. Jochen Sandig vom Radialsystem, Dr. Joana Breidenbach von den Betterplace-Mitstreitern, Dr. Gerhard Timm von DESERTEC und Eva Kreienkamp von FidAR (Initiative für mehr Frauen in die Aufsichtsräte).
Der gewünschte Piazza-Ansatz, d.h. die lockere interdisziplinäre Kommunikation in den langen Pausen, wollte nicht so recht funktionieren. Dafür bieten die Räumlichkeiten der Universität wohl doch nicht die Atmosphäre einer Piazza in Bella Italia. Auch stimmte mich das Mittagessen, bestehend aus Schweineschnitzel und Thunfisch, nicht gerade nachhaltig.
Viel mehr gab es dann nicht zu meckern. Es war sehr erfrischend, einmal außerhalb der selbsternannten Nachhaltigkeitszene interessante Perspektiven und frische Impulse zu erfahren.
Ich bin gespannt, wie sich dieses Konferenz-Format in den nächsten Jahren entwickeln wird!