Fleisch und Klima: Wie wird unsere Umwelt von der Viehzucht beeinflußt?

Meat Is Murder

Klimaforscher und Agrarwissenschaftler beschäftigen sich zur Zeit verstärkt mit der Frage, wie hoch der Anteil der Viehhaltung an der Produktion von Treibhausgasen ist. Dabei werden zwei Aspekte von Emissionen betrachtet: zum einen der Methangas-Ausstoß der Tiere bei der Verdauung und zum anderen alle weiteren Quellen von Treibhausgasen wie etwa Düngung, Betrieb von Apparaturen, Futtertransport und ähnliches. Dabei kommen die Forscher zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Autor*in Jean-Marie Dhur, 03.04.13

Die Welternährungsorganisation FAO sagt, dass die Viehzucht etwa 18 % des weltweiten Treibhausgas-Ausstoßes verantwortet. Das World Watch Institute (WWI) geht hingegen von 51 % aus: In einer 2009 veröffentlichten Studie namens „Lifestock and climate change“ kommen die Autoren Robert Goodland und Jeff Anhang – zwei Umweltexperten der Weltbank – zu diesen Resultaten.

Die im Tierschutz aktive Albert-Schweitzer-Stiftung hat die Studien von FAO und WWI, weil deren Ergebnisse stark auseinandergehen, gegenübergestellt, und ist der Meinung, dass bei beiden nicht korrekt gearbeitet wurde. Die FAO-Untersuchung sei veraltet und beziehe zu wenig Faktoren ein: Sie beachte landschaftliche Veränderungen nicht. Nicht nur durch Benutzung von Landflächen für die Haltung der Tiere, sondern auch durch den Anbau von Futterpflanzen für die Ernährung der Tiere wird das Klima negativ beeinflusst. Durch die massive Abholzung von Regenwald zur Anlegung von Sojafeldern z.B. werden wertvolle Kohlenstoffspeicher vernichtet – die Bäume selbst, aber auch der Co2-bindende Urwaldboden. Demgegenüber bringe das WWI zu viele Ursachen mit hinein, wie z.B. die Atmung der Tiere oder das Nicht-Anpflanzen von neuen Wäldern: Eine Abholzung wird somit doppelt berechnet.

Die Mehrheit der Wissenschaftler trifft sich bei einem Mittelwert von etwa 33 % an weltweitem Ausstoß an Treibhausgas, der durch Viehhaltung verursacht wird. Klaus Butterbach-Bahl, der am Karlsruher Institut für Technologie und am Kenianischen International Lifestock Research Institute arbeitet, kommt zu diesem Wert, wie auch Sonja Vermeulen und John Ingram von der Oxford University in ihrer gemeinsamen Arbeit „Climate Change and Food Systems“. Sie beziehen die veränderte Landnutzung mit ein, nicht aber die Tieratmung und die „verpassten Chancen“ von Neuanpflanzungen.

Einig sind sich alle darüber, dass nicht kleinbäuerliche Betriebe problematische Beeinflussung auf den Treibhauseffekt haben sondern die riesigen Rinderfarmen. Zusätzlich zu den Emmissionen sind sie in Südamerika auch mit verantwortlich für die Abholzung von großen Flächen des Regenwalds. Die deutsche Tierärztin und Autorin Anita Idel sieht generell die industrielle Landwirtschaft und Viehzucht als den Hauptverursacher von Treibhausgasen. Man dürfe sich bei den Bewertungen aber nicht allein auf den Methangasausstoß von den Tieren beschränken, sondern müsse auch umweltschädliche synthetische Kunstdünger mit beachten, sagt Idel. Diese bilden nach der Ausstreuung Lachgas, das 300 mal schädlicher auf das Klima wirkt als CO2.

Klaus Butterbach-Bahl sieht ein Umdenken in der Ernährung für den wichtigsten Schritt, um den Klimawandel zu bremsen. Wenn der viel zu große Fleischkonsum stark minimiert würde, würde die industrielle Viehhaltung obsolet werden. Das wiederum hätte zur Folge, dass viele Böden nicht mehr durch übermäßige Beweidung kaputt gehen würden und wieder mehr CO2 speichern könnten. Wieder einmal sehen wir, dass wir selbst etwas tun können, um unsere Umwelt zu schützen: mehr vegetarisch essen!

Via Deutsche Welle

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