Fishing for energy: Räumkommando für die Landminen der Meere

Malerisch. Aber tückisch.

Eine Initiative der National Fish and Wildlife Foundation will die Meere von alten Fangnetzen und Reusen befreien. Der Ansatz: Illegale Entsorgung lohnt sich nicht, dafür aber die energetische Verwertung.

Autor*in Silvana Steiniger, 20.04.16

Initiativen zur Säuberung der Meere gibt es mittlerweile viele, eine neue kommt nun von recht hochrangiger Stelle: Das Fishing for Energy Projekt der National Fish and Wildlife Foundation, einer staatlichen US-amerikanischen Naturschutzorganisation, die sowohl staatliche Gelder als auch Spenden für ihre Arbeit nutzt. Fishing for Energy widmet sich im Speziellen der Entsorgung der vielen herrenlosen Fischernetze.

Wo gehobelt wird, da fallen Späne. In diesem Fall; wo gefischt wird, fallen Fischernetze und Fangreusen über Bord. Das passiert sowohl unbeabsichtigt, aber auch willentlich, um die kostenpflichtige Entsorgung zu umgehen. Diese Netze stellen für Meeressäuger, für Vögel und das gesamte maritime Ökosystem eine lebensbedrohliche Gefahr dar. „Ghost-Fishing“ nennt sich das Problem dieser Todesfallen. Zudem sammeln sie sich, zusammen mit anderem Müll und von den Meeresströmungen angetrieben, zu verknäulten und tiefreichenden Abfallinseln mit Tentakeln aus Seilen und Metall an. In sensiblen Ökosystemen, wie zum Beispiel flachen Korallenriffen, richten diese – fast vergleichbar mit einem Mähdrescher – große Schäden an.

Auch der Schiffsverkehr hat mit diesem Wirrwarr aus Netzen und Metallteilen zu kämpfen, vom kaputten Aussenbordmotor bis hin zu Schwierigkeiten bei der Navigation. Daher auch der Name: Landminen der Meere. Und selbst wenn die Netze absinken, bilden sie auf dem Meeresboden ein Labyrinth aus Fangarmen. Die Anzahl der verloren gegangenen Netze, die sich in den Weltmeeren tummeln, ist schwindelerregend. Eine Studie der Vereinten Nationen kommt zu dem Schluss, dass  640 000 Tonnen allein auf dem Meeresboden liegen.

Die Landminen der Ozeane werden zu Energie

Fishing for Energy verbindet mehrere Ansätze dieses Problem: Anreize schaffen, alte Netze nicht einfach über die Reling zu entsorgen zum einen, und Recycling und energetische Verwertung zum anderen. Gleichzeitig suchen freiwillige Helfer die Meere nach den Übeltätern ab und sammeln diese ein. Im Detail heißt das: In zahlreichen Fischerhäfen wurden kostenlose Sammelstellen für alte Netze und Reusen eingerichtet. Davon werden die Metallteile recycelt und der Rest durch kontrollierte Verbrennung in Energie umgewandelt.

Des Weiteren betreibt die Initiative Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung zur Gefahr durch illegal entsorgtes Fischereiequipment und will technische Neuerungen vorantreiben, die „Überbordgänger“ weniger gefährlich machen, zum Beispiel mit abbaubaren Materialen.

Im März 2016 wurden im Rahmen der Initiative in 48 Häfen Sammelstellen eingerichtet, die seit dem 1,3 Millionen Kilogramm Netze gesammelt haben. Es scheint also zu funktionieren. Dennoch, Müll aus dem Meer sammeln ist zwar gut, doch besser wäre es, er würde erst gar nicht hineinkommen. Hier ist die Politik gefragt, aber auch jeder einzelne von uns.

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