Es sind Startups, die den Klimaschutz voranbringen

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Green City Solutions

Warum wir gerade auf Startups setzen sollten, um die Klimaschutzziele zu erreichen, dazu Malte Schneider, Direktor von Climate-KIC Deutschland, in diesem Kommentar.

Autor*in Gast , 07.12.16

Die letzten Wochen sind für den internationalen Klimaschutz durchaus positiv ausgefallen. Auf dem jüngsten Klimagipfel in Marrakesch haben immerhin 45 Staaten beschlossen, dass sie bis Mitte des Jahrhunderts aus Kohle, Öl und Gas völlig aussteigen wollen. Auch die Bundesregierung hat es im letzten Moment geschafft, sich auf einen Klimaschutzplan 2050 zu einigen.

Diese Ergebnisse sind auch als Zeichen in Richtung Wirtschaft zu verstehen. Denn die Klimaschutzziele können nicht umgesetzt werden ohne eine grundlegende Änderung in der Art und Weise, wie wir produzieren und konsumieren, wie wir wohnen oder uns fortbewegen.

Die etablierte Industrie reagiert mitunter defensiv, wenn es um Klimaschutz geht. Oft ist zu hören, dass Arbeitsplätze auf dem Spiel stünden. Unternehmen scheuen auch die Kosten, die eine Veränderung ihrer Geschäftsmodelle und Produktionsketten in Richtung Klimafreundlichkeit mit sich bringen würde. Bei diesen Argumenten und Sorgen wird verkannt, welche konkreten wirtschaftlichen Chancen im Klimaschutz liegen.

Energieeffizienz rechnet sich immer mehr. Erneuerbare Energien werden immer günstiger und sind bald unschlagbar. Und die steigenden Kosten von Luft- und Umweltverschmutzung, von exzessivem Ressourcenverbrauch und zunehmenden Naturkatastrophen machen grüne Technologien absolut notwendig. Es wäre fatal, diese Chancen nicht wahrzunehmen. Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz sind zwei Seiten derselben Medaille.

Mit schlauen Lösungen in eine kohlenstoffreie Zukunft

Green City Solutions sitzt mittlerweile auf dem Berliner Euref-Campus. Das Startup hat den „City Tree“ entwickelt – eine Installation, die Moose und eine IoT-Technologie kombiniert. Vertikal an einer freistehenden Wand angebracht, entspricht die Umweltleistung des City Trees der von 275 urbanen Bäumen – allerdings werden hierfür lediglich 5% der Kosten und 99% weniger Platz benötigt. Die Wand absorbiert Feinstaub und CO2 und kann die lokale Luftverschmutzung in einem Umkreis von bis zu 50 Metern um 30% reduzieren. Der freistehende Biofilter verbessert die Aufenthaltsqualität durch Luftbelastungs-, Lärm- und Hitzereduktion. Mehr dazu auch hier:

Carbon Delta aus der Schweiz kombiniert die Potentiale aus dem Fintech und Cleantech-Bereich. Das Startup ermittelt und analysiert die Klimaresilienz börsennotierter Gesellschaften. Dazu hat es ein eigenes Evaluierungssystem entwickelt, das es Investoren ermöglicht, die Klimarisiken ihrer Portfolios zu beurteilen, d. h. einzuschätzen, inwieweit der Wert eines Unternehmens durch den Klimawandel beeinträchtigt werden könnte.

Adaptive Balancing Power im Climate-KIC Accelerator noch unter dem Namen Orkess, gestartet, hat eine Lösung entwickelt, um Stromnetze zu stabilisieren und Leitungsschwankungen abzufangen. Ihre Schwungradtechnologie ist essentiell, um Ausfälle durch Über- oder Unterlastung in Mikrogrids, wie Fabrikanlagen oder Inseln zu vermeiden. Mit zunehmendem Anteil erneuerbarer Energien im Strommix wird dies aber auch für größere Netze relevant.

Die drei Startups, die alle auch Teilnehmer des Accelerator-Programms von Climate-KIC waren, stehen beispielhaft für eine ganze Reihe an jungen Unternehmen im Cleantech-Bereich, die derzeit unsere Wirtschaft ganz konkret klimafreundlicher machen und der Umweltverschmutzung entgegenwirken. Sie haben viel weniger Geld zur Verfügung als die etablierte Industrie. Aber sie glauben an ihre Idee, arbeiten hart daran, und entwickeln sich in Programmen wie dem unseren weiter.

Ideologien? Ja. Naiv? Nein!

Wer nun grüne Gründer als ideologische Weltverbesserer abtut, liegt falsch. Diese Startups wissen, dass sie selbst nur überleben und ihre Ideen nur dann Anwendung finden, wenn es sich auch wirtschaftlich lohnt. Da Startups gerade im Cleantech-Bereich auf frühzeitige Finanzierung angewiesen sind, ist es absolut notwendig, dass wir ihnen Starthilfe geben. Denn die etablierten Banken investieren selten in Ideen, die noch nicht marktreif sind. Deswegen braucht es gute und umfangreiche Förderprogramme, die junge Gründer begleitend beraten, damit ihre Idee vom Schreibtisch den Weg in die Praxis findet. Climate-KIC beispielsweise kooperiert mit Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen, damit die Startups möglichst früh ihre Idee testen können.   

Genauso wichtig ist, dass die Politik einen Rahmen vorgibt, der Cleantech-Innovationen fördert. Der Klimaschutzplan 2050 immerhin bietet nun eine gewisse Planungssicherheit, sodass sich Investitionen in umweltfreundliche Technologien und nachhaltige Geschäftsmodelle auszahlen. Doch es sind durchaus auch drastischere Vorgaben denkbar, wie beispielsweise eine CO2-Steuer.

Startups halten für Politik und Wirtschaft eine Botschaft bereit: Den Umbau zur kohlenstofffreien Wirtschaft bis 2050 können wir schaffen – vorausgesetzt, die innovativen Ideen der Start-ups und Unternehmen finden auch öffentliche Unterstützung und erweitern so das Portfolio an Lösungsmöglichkeiten des Cleantech-Sektors. Cleantech ist eine der größten wirtschaftlichen Chancen des 21. Jahrhunderts.

Ab 12. Dezember können sich Startups aus dem Cleantech-Bereich wieder für das Accelerator-Programm von Climate-KIC bewerben.

Über den Autor: Malte Schneider ist Direktor von Climate-KIC Deutschland. Climate-KIC ist die größte europäische Innovationsinitiative für klimafreundliche Technologien. Als EU-Programm 2010 ins Leben gerufen, fördert Climate-KIC mit Büros in 15 europäischen Ländern Innovationsprojekte, Startups und Nachwuchs-Innovatoren.

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