Eine App zum Schutz gegen Angriffe, Entführungen und Folter

Aktivisten und Journalisten können durch ihren Beruf in gefährliche Situationen geraten, werden verhaftet oder entführt. Nun hat Amnesty International eine App entwickelt, die ihnen möglicherweise helfen könnte. 

Autor*in RESET , 03.09.14

Mit Hilfe des Panic Button sollen Aktivisten, wenn sie in eine Notlage geraten, schnell und diskret einen Alarm auslösen können. Dadurch werden zuvor festgelegte Kontakte – etwa andere Aktivisten oder aber Vertraute des Nutzers – über die Gefahr informiert und können helfen.

Die neue App ist daher so konzipiert, dass der Nutzer sie unverzüglich und möglichst unauffällig starten kann: Wer sie installiert hat, muss lediglich innerhalb von fünf Sekunden fünf Mal den An-Knopf seines Smartphones drücken. Dann schickt die App automatisch eine SMS an drei Kontakte, die der Anwender vorher festgelegt hat. Mittels einer GPS-Ortung versendet die Kurznachricht auch direkt den geografischen Standort des Nutzers mit.

Amnesty empfiehlt daher den Anwendern der App, den ausgewählten Vertrauenspersonen noch vor einer Aktion Bescheid zu geben, damit diese vorbereitet sind und im Fall der Fälle auch umgehend auf den Hilferuf reagieren können. Die App ist also vor allem dann nützlich, wenn der Nutzer genau weiß, was er vor hat und in welche Gefahr er sich begibt.

Die App soll Inhaftierungen und Enführungen aufdecken

Drei Monate lang haben Hunderte Menschen aus den Netzwerken von Amnesty International in mehr als 17 Ländern einen nicht öffentlichen Beta-Test durchgeführt. Nun ist die „Panic Button“-App in vier Sprachen zum weltweiten Download verfügbar. Während der Testphase berichteten Aktivisten und Journalisten, dass die App zu einer positiven Veränderung beitragen kann, indem sie die alltägliche Gefahr ihrer Arbeit mindert.

„Es kann einem wirklich Angst machen herauszufinden, dass ein Aktivist sich monatelang in Haft befindet, ohne dass irgendjemand etwas vom ihm hört oder sich für seine Freilassung einsetzt. Wir hoffen, dass die „Panic Button“-App dafür sorgt, dass zukünftige Fälle rechtswidriger Inhaftierungen im Sudan nicht unentdeckt bleiben, und wir stattdessen mehr Menschen helfen können, indem wir andere mobilisieren“, so Ibrahim Alsafi, ein Menschenrechtsaktivist im Sudan, der am Testen der App beteiligt war.

Ein Problem hat die App allerdings trotzdem: Mit der im Notfall abgesetzten SMS gibt der Nutzer verschiedene Daten wie beispielsweise seinen Standort und seine Kontakte preis – in Ländern, in denen das Mobilfunknetz überwacht wird, könnte das für ihn und seine Vertrauenspersonen möglicherweise gefährlich werden. Das allerdings ist in einem wirklichen Notfall, in dem etwa Folter droht, nachrangig, argumentiert Amnesty.

Die Anwendung ist kostenlos und kann hier heruntergeladen werden. (leider nur für das Android-Betriebssystem)

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Die Kampagne "Chronicles of Threats" vermittelt welchen Gefahren Journalisten täglich ausgesetzt werden. Dank ihrer erfolgreichen Vermarktung wurden ungelöste Fälle in Serbien wieder aufgenommen und die Täter bestraft.

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