Vorgestellt werden Gemeinschaftsgärten, die Nährboden gesellschaftlicher Bewegungen für Ernährungssicherheit, antirassistischen Widerstand, indigene und queere Politik sind.
Es sind persönliche Geschichten, von denen Ella von der Haides Film lebt, es werden Menschen vorgestellt, die nicht in den amerikanischen Mainstream zu passen scheinen. Eine von ihnen ist Diane Williams – Sozialarbeiterin und amerikanische Ureinwohnerin, die sich selbst als „Urban Indian“ bezeichnet. Sie sagt Dinge wie: „Wenn wir von der Erde kommen und wieder zur Erde zurückkehren brauchen wir wirklich nicht auf Beton rumlaufen in der Zwischenzeit“. Oder zitiert ihren Medizinmann: „Wir sind nur hier auf der Erde, um einander zu helfen. Ganz einfach.“
Eine weitere Protagonistin ist Kamen Fong aus New York. Mit 42 Jahren emigrierte Kamen aus China, doch das Leben in der Fremde fiel ihr schwer. Sie wohnte in einem Obdachlosenheim in der Bronx, versuchte zwei mal sich das Leben zu nehmen. Wenn man die Frau heute zwischen ihren Pflanzen im Drew Garden in die Kamera strahlen sieht, ist das nur schwer vorstellbar. Sie beschreibt die Entdeckung des Community Gardenings als Wendepunkt in ihrem Leben. Erst dort fühlte sie sich unabhängig von ihrer Herkunft und Hautfarbe akzeptiert. Drew Garden sei ihr Lebensretter gewesen. Heute züchtet Kamen Fong hier viele Pflanzen aus ihrer Heimat, z.B. Bittermelonen, deren Samen sie heimlich in die USA schmuggelte.
Die rund 300 Gemeinschaftsgärten, die es bereits in New York City gibt, seien der wichtigste öffentliche Raum, den die Stadt zu bieten habe, schwärmt auch Eddie Stone, Leiterin des „Grüner Daumen“-Programms, einer Unterabteilung des Amts für Parks und Erholung in New York. Das besondere sei, dass der Raum zwar von der Stadt verwaltet, doch von den Bürgern selbst gestaltet werde. Auch die Regeln werden von den Gärtnern selbst festgelegt. Basisdemokratie in einer Zeit der Politikverdrossenheit. Doch Eddie weist auch auf die Probleme der neuen Begeisterungswelle hin: Die Anerkennung für Gärten steige zwar kontinuierlich, auch das Interesse von Seiten öffentlicher Verwaltungen und von Konzernen solche Gärten zu sponsern sei höher als je zuvor. Zugleich versickerten die Ressourcen der NRO, welche die Idee der Gemeinschaftsgärten ins Leben gerufen hatten. Der Graswurzelaspekt des Community Gardenings sei also bedroht und mit ihm der Kern der Bewegung.
Auch in Detroit, einer Stadt, in der über 80% der Einwohner afrikanische Wurzeln haben, finden sich Menschen zusammen, für die Gemeinschaftsgärten weit mehr sind als Gemüselieferanten. „Wir schaffen uns die Welt, die wir uns wünschen“, fasst einer von ihnen ihre Motivation zusammen. In den Community Gardens vereinen sich Black-Power-Movement und Ökobewegung zu einer Kritik der weißen Vorherrschaft und Privilegierung. Die Gemeinschaftsgärten werden zu Orten der Selbstermächtigung der schwarzen Bevölkerung, die Landwirtschaft lange als Mittel der Unterdrückung und Bereicherung einer weißen Oberschicht erlebt hat.
Weit weg in Berkeley Kalifornien berichtet Jonah Mossberg, Lehrerin im Projekt „Essbarer Schulhof“, weshalb besonders queere Amerikaner sich zum Gärtnern und der Landwirtschaft hingezogen fühlen. Die Pflanzen und Hühner, so Jonah, fragen nicht nach der sexuellen Gesinnung. Man könne einfach sein. Das sei in der amerikanischen Mainstreamkultur nicht selbstverständlich.
Ella von der Haide lässt ihre Protagonisten unkommentiert erzählen. Man erfährt dabei Ungewöhnliches, hört man doch Menschen, die sonst selten zu Wort kommen. Der Preis dafür sind gelegentliche Längen.
Mehr als alles ist „Eine andere Welt ist pflanzbar!“ ein Film über Menschen. Menschen, die in Gemeinschaftsgärten Hoffnung gefunden haben. Menschen, die ihren Beitrag für eine bessere Welt leisten wollen. Menschen, die im Einklang mit der Natur leben möchten und Menschen, die in den Grünparzellen den Beginn einer neuen Weltordnung wittern. Doch wie Kamen Fong, die chinesische Einwanderin aus New York sagt, vor allem Menschen, die eines verbindet: „Wir sind alle Gärtner“.
Die DVDs (60min, Englisch mit deutschen Untertiteln) kann über http://eine-andere-welt-ist-pflanzbar.urbanacker.net bestellt werden. Der Preis richtet sich nach Gebrauch und finanziellem Hintergrund.