Energieautarke Häuser? Ein Methanol-Speicher macht’s möglich!

Sieht so das Einfamilienhaus der Zukunft aus?

Das Startup Gensoric aus Rostock hat eine Methode entwickelt, mit der Strom nachhaltig gespeichert werden kann - ganz ohne herkömmliche Batterien oder fossile Brennstoffe.

Autor*in RESET , 13.03.18

Solarstrom ins Netz einzuspeisen ist derzeit nicht besonders lukrativ. Allerdings sind die bisherigen Möglichkeiten, den grün gewonnen Strom zu speichern, nur begrenzt. Eine Lithium-Batterie, die große Mengen an Strom speichern kann, ist teuer, und ihre Herstellung alles andere als nachhaltig. Das Startup Gensoric aus Mecklenburg-Vorpommern, eine Ausgründung der Uni Rostock, hat eine alternative Form der Energiespeicherung entwickelt: einen Methanol-Speicher.

Das sogenannte Willpower-System soll folgendermaßen funktionieren: Ein Einfamilienhaus hat ein paar Solarkollektoren auf dem Dach. Tagsüber scheint die Sonne, doch es ist niemand zu Hause, um den soeben erzeugten Strom zu nutzen. Statt ihn ins Netz einzuspeisen, fließt der Strom in einen Biokatalysator im Keller. Unter der Zugabe von Wasser und Kohlenstoffdioxid sowie zusätzlichen Enzymen wird bei erhöhtem Druck sowie Temperaturen Methanol erzeugt, das als speicherbarer Energieträger dient.

Man kann also aus grüner Energie, CO2 und Wasser seinen eigenen Brennstoff erzeugen, der anschließend für Warmwasser, Heizung oder als Treibstoff genutzt werden kann.

Autark und CO2-neutral – dank CO2

Wenn dann jemand abends die Heizung anschalten möchte, wird die Energie im Methanol freigesetzt und es zerfällt wieder in seine bisherigen Teile. Gleichzeitig wird mit der Energie Wasser aufgeheizt. Übrig bleiben CO2 und Wasser, welches bereits zuvor genutzt wurde, um die Energie in Form von Methanol zu binden.

Der eindeutige Vorteil der Erfindung von Gensoric ist also, dass man auf teure Batterien als Speichermedium oder fossile Energieträger verzichten kann. Das für die Biokatalyse benötigte CO2 wird einfach aus der Umgebungsluft angereichert – eine Technologie, die ursprünglich aus der Raumfahrt stammt und von dem niederländischen Unternehmen Skytree entwickelt wurde. Und die Technologie ist – wenn die Energie aus erneuerbaren Quellen stammt – CO2-neutral.

Das Ziel von Gensoric ist es laut Uta Hermes, Sprecherin des Rostocker Startups, „jedes Haus unabhängig von Erdöl und -gas zu machen.” Bis 2020 soll das Produkt auf den Markt kommen und es den ersten Familien ermöglichen Energie nachhaltig zu speichern. Heizungen oder Autos könnten für die Nutzung von Methanol einfach nachgerüstet werden.

Das Projekt hat bereits Förderungen der EU erhalten und auch schon den Climate CoLab-Wettbewerb vom MIT, der berühmten amerikanischen Hochschule, gewonnen. „Die Vorteile liegen auf der Hand: Kohlendioxid ist quasi unbegrenzt verfügbar und das Verfahren ist ohne große Kraftwerke oder Druckkessel auch für kleine Betriebe und Haushalte einsetzbar,” sagt Holger Matthäus, der Senator für Bau und Umwelt der Hansestadt Rostock. Das System wäre also nicht nur für Einfamilienhäuser interessant.

Für Hausbesitzer, welche mit steigenden Heizungskosten konfrontiert sind, wäre die Methode aber sicher ein finanzieller Anreiz. Und auch der Autobauer Nissan hat sich bereits einer ähnlichen Methode verschrieben. Nissan möchte in zwei Jahren ein Auto vorstellen, welches mit Methanol angetrieben wird. Da wäre es praktisch, den Biokatalysator von Gensoric im Keller stehen zu haben –  für einen kostengünstigen und klimafreundlichen Treibstoff.

Am besten wäre es aber natürlich, gar kein eigenes Auto zu fahren – oder auf E-Mobilität zu setzen. Mehr zu nachhaltiger Fortbewegung? So wirst du schnell und einfach elektromobil!

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