Die Kreislaufwirtschaft ist eine Antwort auf globale Herausforderungen

Am zweiten Juli-Wochenende haben sich die Staatsoberhäupter der G20-Länder in Hamburg getroffen, um die drängendsten Herausforderungen unserer Zeit zu diskutieren. Wirklich weitreichende und zukunftsweisende Lösungen kamen dabei aber nicht auf den Tisch. Dabei gibt es davon so viele – wie z.B. das Konzept der Kreislaufwirtschaft.

Autor*in Gast , 14.07.17

Übersetzung Gast :

Die Flüchtlingskrise, der Klimawandel oder auch die Energiewende – der Ursprung vieler dieser Probleme liegt in unseren Konsumgewohnheiten. Denn diese sind dafür verantwortlich, dass natürliche Ressourcen, wie beispielsweise Wasser, Kohle oder auch seltene Mineralien, zur Mangelware werden und unter ausbeuterischen Bedingungen gewonnen werden. Das wiederum führt in verschiedenen Regionen der Welt zu großer Armut und bewaffneten Konflikten.

Eine Lösung für die erwähnten Herausforderungen wäre der Wandel weg vom herkömmlichen linearen hin zu einem zirkulären Wirtschaftsmodell sowie die Schaffung starker, nachhaltiger Volkswirtschaften. Wenn wir uns aber die aktuellen Entwicklungen anschauen, wie zum Beispiel beim Klimaabkommen von Paris, dann sollten wir den Wandel hin zu einer Kreislaufwirtschaft lieber nicht nur in den Händen der Politik belassen. Die Privatwirtschaft muss sich hier ihrer Verantwortung stärker bewusst werden. Zunächst einmal, indem sie herkömmliche Produktionslinien ändert bzw. Rohstoffe verwendet, die recycelbar sind. Aber auch, indem sie verstärkt in zukunftsfähige bzw. grüne Geschäftsmodelle investiert.

Aufhören zu reden, anfangen zu handeln

Wie lohnenswert solche Investitionen sind, beweist Boyan Slat mit seinem Startup „The Ocean Cleanup“. Während auf dem G20-Gipfel oder bei den Vereinten Nationen immer noch in endlosen Debatten diskutiert wird, wie die Ozeane von Abfall – insbesondere Plastik – befreit werden können und man fernab einer realen Lösung ist, hat Slat in kurzer Zeit 30 Millionen US-Dollar aus der Privatwirtschaft eingesammelt. Slats Idee ist nur eines von vielen nachhaltigen Geschäftsmodellen, von denen die meisten noch händeringend nach Partnern und Unterstützung suchen. Keine Frage, finanzielle Hilfe ist sehr wichtig. Dennoch, das allein ist meistens nicht genug, um aus einer guten Idee ein lohnenswertes Geschäft zu machen.

Viele Jungunternehmer sind vor allem auf der Suche nach Beratung und Zugang zu Experten und Partnern. Es liegt in der Natur der Sache, dass die meisten Startups zu Beginn ihrer Geschäftstätigkeit noch nicht über ein großes Netzwerk verfügen. Genau diese Lücke versucht z.B. das Gründernetzwerk Green Alley zu schließen und hat 2014 eine Plattform für grüne Startups und Partner aus Industrie und Wissenschaft geschaffen. Gründer, die sich für den Green Alley Award bewerben, können von einem außergewöhnlichen Netzwerk von Experten profitieren, sich mit Gleichgesinnten austauschen und es wird ihnen geholfen, ihre Ideen zu einem funktionierenden Unternehmen weiterzuentwickeln.

Netzwerke – der Schlüssel zum Erfolg

Ein Beispiel für ein Startup, das erfolgreich von der Plattform profitiert hat, ist ResQ Club aus Finnland, einer der Finalisten des Green Alley Awards 2016. Das Startup hatte die Idee, eine Restaurant-App zu entwickeln, auf der übriggebliebenes Essen verkauft wird, das sonst im Abfall landen würde. Ein großartiges Konzept, das sich ohne Frage einem der wichtigsten Abfallprobleme unserer Zeit angenommen hat. Doch auch ResQ Club hatte Schwierigkeiten bei der Expansion in neue Märkte. Durch die Teilnahme am Green Alley Award konnten sie ihr Netzwerk aber erfolgreich ausweiten. Es folgte eine Fusion mit ihrem deutschen Äquivalent Mealsaver, dank der sich das Unternehmen zum führenden Anbieter von Software-Lösungen zur Reduktion von Restaurant-Abfällen entwickelt hat. Wenn man sich vor Augen führt, dass rund ein Drittel der produzierten Lebensmittel weltweit (ca. 1,3 Milliarden Tonnen) aussortiert oder entsorgt wird, erkennt man, welchen Einfluss die Lösung von ResQ Club haben kann.

Das Beispiel zeigt auch, dass der Wandel hin zur Kreislaufwirtschaft nur funktioniert, wenn innovative und nachhaltige Ideen einen kurzzeitigen Schub bekommen und einem Massenmarkt zugänglich gemacht werden. Wir brauchen Regierungen, die die richtigen Rahmenbedingungen dafür schaffen, aber die Privatwirtschaft muss das Steuer übernehmen, wenn es darum geht, neue Ideen schnell auf den Markt zu bringen.

Über den Green Alley Award

Wenn ihr euch für den Green Alley Award bewerben wollt oder ein Start-up kennt, das an einer Bewerbung interessiert sein könnte, dann beachtet, dass die Bewerbungsphase noch bis zum 25. Juli 2017 läuft.

Der Green Alley Award ist ein europäischer Gründerwettbewerb für Startups und Eco-Entrepreneure aus der Kreislaufwirtschaft. Der Award verleiht grünen Ideen Sichtbarkeit und unterstützt Startups beim Wachsen. Partner des Green Alley-Netzwerks sind unter anderem das britische Accelerator-Programm Bethnal Green Ventures, Deutschlands Crowdfunding-Pionier Seedmatch, sowie ERP Finnland, ein Spezialist aus dem Recycling-Sektor. Seit diesem Jahr ist H2 Compliance, ein Compliance-Dienstleister für Chemikaliengesetzgebung, neu an Bord sowie R2PI, ein Horizon 2020-Projekt.

Mehr Informationen über Green Alley, den Green Alley Award und den Bewerbungsprozess gibt es hier: www.green-alley-award.com

Dies ist ein Gastbeitrag von Christina Drechsel (Marketing und Kommunikation bei Green Alley).

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