Die Jahresbilanz der Pressefreiheit für 2014 fällt düster aus

Für den Journalismus war 2014 kein hoffnungsvolles Jahr. Deutlich mehr Journalisten wurden entführt, doppelt so viele wie 2013 sind ins Ausland geflohen. Die Infografiken von Reporter ohne Grenzen veranschaulichen dies.

Autor*in RESET , 31.12.14

Journalisten müssen immer öfter damit rechnen, bei ihrer Arbeit entführt zu werden: Im zu Ende gehenden Jahr 2014 hat Reporter ohne Grenzen weltweit 119 Entführungen von Journalisten gezählt – 37 Prozent mehr als 2013, als diese Zahl schon einmal deutlich gestiegen war. Das geht aus der am 16. Dezember veröffentlichten Jahresbilanz der Pressefreiheit 2014 hervor. Mehr als verdoppelt hat sich die Gesamtzahl der Journalisten (139) und Bürgerjournalisten (20), die vor Drohungen, Gewalt oder staatlichen Repressalien ins Ausland fliehen mussten. 66 Journalisten und damit etwas weniger als 2013 wurden wegen ihrer Arbeit getötet, ebenso 19 Bürgerjournalisten und elf Medienmitarbeiter.

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Die hohen Zahlen von Entführungen und Journalisten auf der Flucht zeigen, dass die Gefahren für Medienschaffende weltweit keineswegs geringer geworden sind„, sagte ROG-Vorstandssprecherin Astrid Frohloff. „In einigen Regionen erleben wir eine neue Qualität der Gewalt im Umgang mit Journalisten, die erschreckt: Medienwirksam inszenierte Enthauptungen durch den IS und massenhafte Übergriffe gegen Journalisten in einigen Ländern zeugen von einer menschenverachtenden Haltung und extremen Geringschätzung der Pressefreiheit. Journalisten dürfen nicht zur Verfügungsmasse für die Propaganda von Terrorgruppen, Kriminellen oder autoritären Staaten werden, sondern müssen gerade in Krisengebieten wirksamer als bisher geschützt werden.

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Im Gefängnis sitzen wegen ihrer Arbeit momentan weltweit 178 Journalisten. Ebenso hoch ist die Zahl der inhaftierten Bürgerjournalisten. In vielen Ländern füllen sie zum Beispiel mit Hilfe sozialer Netzwerke die Leerstellen, die durch Repressionen oder Selbstzensur in der Berichterstattung der traditionellen Medien entstanden sind. Keine guten Aussichten für die Pressefreiheit im kommenden Jahr und gleichzeitig ein Anreiz, sich 2015 stärker für Meinungsfreiheit und Frieden einzusetzen!

Der internationale Tag der Pressefreiheit ist übrigens der 3. Mai. Die DW Akademie hat diesen Tag zum Anlass genommen und im April 2015 eine interaktive Webseite gestartet. In welchen Ländern ist es um die Pressefeiheit aktuell am schlechtesten bestellt? Wo am besten? Und wie viel weißt du über die Freiheit der Presse? Antworten findest du  auf akademie.dw.de/navigator/.
 

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