Die größten Hindernisse für erneuerbare Energien sind politisch, so ein neuer Bericht

Einem aktuellen Bericht von Carbon Tracker zufolge könnten Solar- und Windenergie mehr als das 100-fache unseres weltweiten Energiebedarfs abdecken – sogar dann, wenn wir nur die Technologien nutzen, die uns bereits zur Verfügung stehen.

Autor Ciannait Khan:

Übersetzung Ciannait Khan, 31.05.21

Bis vor kurzem waren die meisten erneuerbaren Energien, wie Solar- und Windenergie, ohne staatliche Subventionen nicht rentabel. Aber die Kosten für diese Energien sind in den letzten drei Jahren stark gesunken. Das eröffnet viele neue Möglichkeiten und ermöglicht vor allem die Abkehr von fossilen Brennstoffen.

Gleichzeitig könnten diese neuen und boomenden Industrien auch einen bedeutenden Schub für die Wirtschaft vieler Länder des globalen, extrem sonnenbeschienenen Südens bringen. Insbesondere der afrikanische Kontinent könnte potenziell zu einer „Supermacht der erneuerbaren Energien“ werden. Was aber ist das größte Hindernis auf dem Weg zu einer Welt, die ihren Strombedarf aus den reichlich vorhandenen erneuerbaren Energiequellen speist? Laut dem neueste Bericht von Carbon Tracker „The Sky’s the Limit“ sind es nicht Geld, Technologie oder Platz, sondern der schiere Mangel an politischem Willen.

Der Bericht stellt heraus, dass die Ära der fossilen Brennstoffe zu Ende ist und sieht die fossile Brennstoffindustrie einfach nicht mehr dem schnellen technologischen Wachstum der erneuerbaren Energien gewachsen. Die Welt können mit der derzeitigen Technologie jedes Jahr so viel Energie allein aus der Photovoltaik zu gewinnen (5.800 PWh), wie durch die Verbrennung aller bekannten fossilen Brennstoffreserven erzeugt wird. Onshore- und Offshore-Windkraft könnten zusätzlich etwa 900 PWh pro Jahr einfangen. Wenn die derzeitige Wachstumsrate von 15-20 Prozent bei den erneuerbaren Energien anhält, würden fossile Brennstoffe wahrscheinlich bis 2050 aus der gesamten Energieversorgung verdrängt werden.

Die Autor*innen des Berichts gehen davon aus, dass eine groß angelegte Umstellung auf erneuerbare Energien die Weltwirtschaft spürbar umgestalten könnte, mit Australien als „Batterie der Welt“ und Afrika als „Supermacht der erneuerbaren Energien“. Afrika verfügt über 39 Prozent des weltweiten Potenzials für erneuerbare Energien, wobei dünn besiedelte Länder wie Namibia im Verhältnis zu ihrer Bevölkerung überdurchschnittlich viel erneuerbare Energien produzieren könnten.

Doch nicht alle Länder werden gleichermaßen profitieren. Länder wie zum Beispiel Südkorea verfügen nur über weniger als das Zehnfache ihres eigenen Bedarfs. Deutschland wird als Ausnahmefall genannt, mit dem drittniedrigsten technischen Solar- und Windpotenzial der Welt im Verhältnis zu seinem großen Energiebedarf. Damit sind die Herausforderungen für Deutschland groß, aber selten. Der Bericht ist optimistisch; wenn Deutschland es schaffen kann, die Barrieren für erneuerbare Energien zu überwinden, könnten es alle anderen Länder auch.

Während der Mangel an geeigneten Flächen oft als Problem angesehen wird, wenn es um den Bau von Solarzellenfeldern und hoch aufragenden Windrädern geht, stellt der Bericht fest, dass der Platz im Großen und Ganzen kein Problem darstellen sollte. Der Bericht schätzt, dass die Fläche, die allein für Solarpaneele benötigt wird, um die gesamte globale Energieversorgung zu gewährleisten, 450.000 Quadratkilometer beträgt – nur 0,3 Prozent der globalen Landfläche und weniger als das, was wir bräuchten, um die Welt mit fossilen Brennstoffen zu versorgen.

Nach der historischen Analyse der Forschenden hat der Mensch eine Neigung, neue und billige Energiequellen schnell zu erschließen, wie die rasante Entwicklung von Schiefergas zeigt. Jetzt, da neue Möglichkeiten erschlossen wurden, gibt es allen Grund zu der Annahme, dass die Entwicklung von Solar- und Windenergie exponentiell zunehmen wird.

Schenkt man der neuen Studie Glauben, steht einer nachhaltigeren Zukunft nicht viel im Weg – und sie erhöht den Druck auf Regierungen und Lobbyisten, den Umstieg auf erneuerbare Energien eher früher als später zu vollziehen.

Der Bericht wurde von der Carbon Tracker-Initiative veröffentlicht, einem Team von Finanzexpert*innen, die sich auf Klimarisiken und den Markt spezialisiert haben. Ihre Forschung untersucht die Funktionsweise des Finanzsystems inmitten des Übergangs zu einer CO2-armen Wirtschaft.

Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Sarah-Indra Jungblut und erschein im Original zuerst auf unserer englsichsprachigen Seite.

Neue Technologie erzeugt grüne Energie aus UV-Licht – mithilfe von Food Waste

Ein 27-Jähriger hat eine neue Technologie erfunden, die Lebensmittelabfälle nutzt, um UV-Licht in sauberen Strom umzuwandeln, sogar ohne Sonnenlicht. Vor allem in Städten hat das AeREUS-System großes Potenzial.

Wie Satelliten beim Ausbau erneuerbarer Energien helfen können

Zwei Beispiele zeigen, welche Rolle Satelliten bei der Energiewende spielen können.

Village Data Analytics: Satelliten helfen, Solarstrom in netzferne Gegenden zu bringen

Viele ländliche, netzferne Gebiete würden von der Anbindung an eine Solarstromanlage enorm profitieren. Doch welche Gebiete eignen sich am besten für eine solche Anlage? Und wo besteht der größte Bedarf? Um dies zu ermitteln, setzt eine neue Software zur Erdbeobachtung künstliche Intelligenz und Satellitenbilder ein.

Die globale Energiewende mit Open Source vorantreiben

Mit frei verfügbaren Werkzeugen, mit denen Energiesysteme modelliert werden können, wollen Wissenschaftler*innen der Helmholtz-Gemeinschaft Kooperationen bei der Umsetzung der Energiewende erleichtern.

Australische Uni entwickelt ultradünne Solarpaneele, die sich wie Zeitungen drucken lassen

Billigere und dünnere Solarzellen könnten erneuerbare Energien günstiger gestalten und für mehr Menschen zugänglich machen. Aber sie brächten auch neue Herausforderungen mit sich.

Greenpeace-Report deckt die Verbindung der Tech-Giganten mit der Gas- und Ölindustrie auf

Der neue Greenpeace-Report „Oil in the Cloud: How Tech Companies are Helping Big Oil Profit from Climate Destruction“ zeigt, wie die Internetgiganten der Öl- und Gasindustrie dabei helfen, den Klimawandel weiter anzuheizen.

Eine Open-Source-Plattform zeigt, wie ein nachhaltiger Energiemarkt funktionieren könnte

Erneuerbare Energien unterliegen Schwankungen – wie bringt man trotzdem Sicherheit in den Energiemarkt? Das Open-Source-Projekt PowerTAC nutzt maschinelles Lernen für Simulationen und Prognosen und hilft so, ein besseres Verständnis für die Gestaltung des komplexen Energiemarkts zu erhalten.

Effektive Energiespeicher: So kann die Energiewende gelingen

Der Anblick von Solardächern oder Windrädern ist längst keine Seltenheit mehr, doch an der Speicherung erneuerbarer Energien hakt es noch. Effektive und bezahlbare Speichertechnologien sind eine der wichtigsten Stellschrauben für die Energiewende.