Dass wir ein enormes Plastikproblem haben, ist bekannt. Dass riesige Mengen des Plastikmülls in unseren Flüssen und Meeren landen und dort irgendwann zu Mikroplastik werden, weiß man ebenfalls. Dass es allerdings noch viel schlimmer ist, als bisher vermutet, zeigt jetzt eine neue Studie. Demnach wurden allein von 2015 bis 2016 etwa 40 Milliarden neue Mikroplastikpartikel in die Meere geschwemmt. Insgesamt sollen bereits fünf Billionen Partikel in den Ozeanen treiben. Und die Plastikabfälle und -partikel belasten nicht nur die Ozeane und die darin lebenden Tiere und Pflanzen. Tests haben gezeigt, dass Milliarden Menschen weltweit Wasser trinken, das mit den winzigen Plastikteilchen kontaminiert ist.
Und leider sieht es nicht danach aus, als würden wir das Problem in absehbarer Zeit in den Griff bekommen. Stattdessen wird immer mehr und mehr Plastikmüll in den Meeren landen. Zwar gibt es bereits verschiedene Initiativen und Projekte, die dem Plastikmüll im Meer den Kampf angesagt haben, zum Beispiel Ocean Phoenix und SeaVax, Ocean Cleanup und die Seekuh oder auch Waste Shark. Allerdings ist dies alles im Hinblick auf die Millionen Tonnen neuen Mülls, der alljährlich in die Meere geschwemmt wird, leider ein Tropfen auf den heißen Stein.
Yvan Bourgnon, ein bekannter Schweizer Abenteuer-Segler, will das Müll-Sammeln im Meer direkt größer angehen – mit einem gigantischen „Müllschiff“. Sein Quadrimaran „Manta“ wäre mit 70 Meter Länge und 49 Meter Breite das größte Schiff seiner Art. In seinem riesigen Bauch soll das vierrümpfige Schiff bis zu 600 Kubikmeter Makroplastik aufnehmen, sortieren und komprimieren können. Das wären bis zu 200 Tonnen Plastikmüll, bis die Ladung wieder gelöscht und die „Manta“ ihre nächste Fahrt beginnen würde. Das Boot soll sich dabei vor allem auf besonders mit Plastikabfällen verschmutzte Gebiete konzentrieren und dort den Müll herausfischen, bevor er zum Meeresgrund herabsinkt oder zu Mikroplastik wird.
Mit Segeln, Wind und Sonne gegen Makroplastik
Damit der ökologische Fußabdruck des Schiffes so klein wie möglich bleibt, ist der Quadrimaran mit speziellen DynaRigg-Segeln sowie Elektromotoren ausgestattet. Der Strom für den Antrieb und die Müllsortierung kommt aus erneuerbaren Quellen: Solar- und Windkraft. Zudem soll durch eine langsame Fahrtgeschwindigkeit, ein Sonar-System und die spezielle Bauweise des Kollektors dafür gesorgt werden, dass nur die Makroplastikteile aus dem Wasser gefiltert werden, Fische oder Wassersäuger jedoch keinen Schaden nehmen.
Bei seiner Weltumseglung von 2013 bis 2015 hatte der Bourgnon das immer größer werdende Müllproblem am eigenen Leib erfahren und daraufhin „Sea Cleaners“ gegründet. Im Rahmen dieses Projektes und mithilfe einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne konnte die „Manta“ entworfen werden; in der vergangenen Woche hat der bekannte Segler seinen Quadrimaran auf der Internationalen Messe für Erfindungen in Genf vorgestellt.
Bislang existiert das Ganze nur als Modell. Finanziert werden soll der Bau der „Manta“ von privaten Spendern – bei rund 30 Millionen Euro Kosten. Bis 2022 soll der Quadrimaran fertiggestellt sein und seinen Einsatz auf den Weltmeeren beginnen. Ein einziges SChiff dieser Art wird jedoch – trotz seiner Größe – auch nichts gegen die vielen Millionen Tonnen Plastik ausrichten können. Die Pläne des Schiffs sollen deshalb Open Source sein, damit weitere Müllsammler dieser Art gebaut und man dem Problem besser Herr werden kann. Langfristig kann das aber nur gelingen, wenn wir es endlich schaffen, dass kein neuer Plastikmüll mehr in unseren Ozeanen landet.