Der RESET App-Check: Mit aVOID Kinderarbeit meiden

Was tun gegen Kinderarbeit in der Textilindustrie? Das Plugin aVOID filtert die Online-Shoppingtour und hilft so, den Kauf von Kleidungsstücken, die unter solchen ausbeuterischen Bedingungen entstanden sind, zu vermeiden. Wir haben's getestet.

Autor*in Simon Dupree, 15.09.16

Worum geht es bei aVOID?

Weltweit arbeiten mehr als 73 Millionen Kinder unter ausbeuterischen Bedingungen. Viele von ihnen produzieren die Kleidung, die bei uns verkauft wird. Da Mode oftmals über Onlineshops gekauft wird, setzt das Browser-Plugin „aVOID“ genau hier an und filtert deine virtuelle Shoppingtour.

Sucht man nach der Installation von aVOID in einem der großen Onlineshops nach Kleidung, gleicht das Plugin die Suchergebnisse mit Herstellern ab, die Earthlink mit Hilfe einer eigenen Datenbank bewertet. Die Bewertungen erfolgen nach einem Ampelsystem: Kleidungsstücke von Firmen mit einer roten Ampel ersetzt aVOID mit einem Symbol. Somit kann man auf einfache Weise Produkte meiden, die im Verdacht zu Kinderarbeit stehen. Einkäufer werden durch aVOID selbst zu einem Mitglied im Kampf gegen Kinderarbeit.

Das Plugin gibt es kostenlos für die Browser Safari und Chrome und wurde im Zuge der Kampagne „Aktiv gegen Kinderarbeit“ des deutschen Vereins Earthlink e.V. entwickelt.

Wie nutzerfreundlich ist die App?

Nach der Installation der App erscheint automatisch ein Icon in der Toolbar des Browsers. Aktiviert man es und durchsucht eingetragene Onlineshops wie z.B. Zalando, Otto oder Asos nach Markenprodukten, die mit Kinderarbeit assoziiert sind, werden diese durch ein Icon ausgetauscht. Trägt man z.B. „American Apparel“ ein, verschwinden alle Angebote des Labels. Danach kann man erfahren warum diese, Marke ausgeblendet wird.

Damit ist das Design von aVOID sehr benutzerfreundlich. Es ist einfach anzuwenden (On/Off) und leicht zu verstehen.

Sind die Infos auf deine Region zugeschnitten?

Das Plugin arbeitet auf globaler Ebene und schließt sämtliche Regionen mit ein. Nicht nachhaltige Produkte werden lediglich ausgeblendet. Alle anderen bleiben weiterhin bestehen.

Sind die Infos vertrauenswürdig?

aVOID basiert auf den gesammelten Einträgen aus einer von „Aktiv gegen Kinderarbeit“ entwickelten Datenbank. Derzeit umfasst die Liste 280 Einträge aus dem Modebereich. Produkte von Herstellern, die in der Bewertung mindestens eine rote Ampel erhielten, werden in Onlineshops durch ein Icon ersetzt.

Die Bewertungskriterien lauten:

  • Unternehmenspolitik gegen Kinderarbeit

  • Kontrolllen der Produktionsstätten

  • Vorwürfe bezüglich Kinderarbeit.

Bekäme ein Hersteller in allen drei Bewertungskategorien eine rote Ampel, bedeutet dies konkret: Die Firma besitzt weder einen Verhaltenskodex noch hat sie sich gegen Kinderarbeit ausgesprochen. Sie führt keine Kontrollen durch, macht dazu keine Angaben oder gegen die Firma wurden Vorwürfe erhoben, die diese nicht dementiert. Laut der Website wird bei einem entsprechenden Verdacht direkt zu den Firmen Kontakt aufgenommen und nachgeforscht.

Eine gesamte Liste der gelisteten Firmen findet man hier.

Die Auswahl der Bewertungskriterien ist logisch und ausführlich genug erklärt. Findet man einen negativ bewerteten Hersteller, kann man sich darüber informieren, warum dieser die rote Ampel erhielt. Insgesamt ist aVOID informativ genug, um einen Denkanstoß über nicht nachhaltig produzierte Mode verschiedener Hersteller zu geben. Natürlich sollte man bei weiterführendem Interesse zudem andere Informationsquellen einbeziehen, um sich ein umfassenderes Bild über „verurteilte“ Marken zu machen. Alles in allem gestaltet sich der Inhalt von aVOID jedoch als durchaus glaubhaft.

Wird die App regelmäßig aktualisiert?

Die Kampagne wird von festen und ehrenamtlichen Mitarbeitern ständig aktualisiert. Insgesamt finden sich momentan 521 gelistete Firmen in der Datenbank aus den Bereichen Mode, Nahrung, Kosmetik und weiteren Feldern. Es ist auf jeden Fall eine ständige Erweiterung der Datenbank erkennbar. Das Plugin funktioniert in vielen großen Onlineshops. Weitere kommen nach und nach hinzu. Einige Beispiele sind Asos, Yoox, Amazon, Target, Macys, Zalando, Google Shopping, Frontlineshop und Otto. Insgesamt werden momentan über zwei Millionen Produkte nach der Aktivierung von aVOID durch Icons ersetzt.

Fazit – Installieren oder nicht?

Hundertprozentig verhindern lässt sich Kinderarbeit mit der App aVOID natürlich nicht. Es ist trotzdem ein guter Anfang, um auf Missstände zu reagieren. Zudem wird (Mode-)Unternehmen gezeigt, dass der Kunde in gewisser Art der König ist und das im besten Falle nachhaltige, kollektive Käuferbewusstsein von großer Bedeutung ist.

Das Plugin aVOID zeigt also, dass jeder auf einfache Art und Weise aktiv damit anfangen kann, etwas gegen die negativen Auswirkungen einer globalisierten Welt zu tun.

Ich würde das Plugin empfehlen: Es ist kostenlos, einfach anzuwenden und höchst effektiv. Einmal installiert ist kein zusätzlicher Aufwand von Nöten.

Auf Avoidplugin.com kannst du das Browser-Plugin für Safari oder Chrome herunterladen. In diesem Video erfährst du außerdem mehr über das Plugin und die Kampagne „Aktiv gegen Kinderarbeit“.

Alternativen?

Wenn du auch offline fair einkaufen willst, dann könnte die iOS-App „Fair Fahion Finder“ von Get Changed spannend für dich sein: Hier findest du Geschäfte in deiner Nähe, die nachhaltige Marken führen. Falls du kein iPhone besitzt, bietet auch die Website von Get Changed nützliche Infos zu fairer Mode. Auch die Plattform Rank A Brand hilft beim bewussten Mode-Kauf: Hier werden populäre Marken transparent nach verschiedenen nachhaltigen Kriterien beurteilt. Eine weitere empfehlenswerte App ist FairBuy. Damit kannst du dich für faire Löhne in der Modeindustrie engagieren – Stichwort „Fashion Offsetting“. Du findest auf RESET außerdem umfangreiche Infos zu grüner Mode und fairem Handel.

Dieser Artikel ist Teil unseres RESET-Spezial zu nachhaltigem Konsum. Eine Übersicht aller Artikel zum Thema findest du hier: RESET App-Check: Korrekt einkaufen mit den richtigen Apps.

Und eine Übersicht über noch mehr nachhaltige Apps findest du hier: Grüne Apps – Nachhaltige Handyprogramme für Smartphones.

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