Das letzte Argument geht flöten: Wind- und Solarenergie sind günstiger als Kohle- und Atomenergie

Wie teuer die unterschiedlichen Stromarten wirklich sind, haben Forscher vom Fraunhofer-Institut und vom Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) genauer untersucht. Das Ergebnis: Unterm Strich schneiden die neuen regenerativen Energien dabei viel besser ab.

Autor*in Jean-Marie Dhur, 29.05.13

Bei der Untersuchung wurden nicht nur Sonderabgaben, Subventionen, Steuern, Produktions- und Instandhaltungskostenkosten mit einberechnet, sondern auch die Kosten, die durch Umweltverschmutzung und Gesundheitsschäden entstehen. Wird all dies miteinbezogen, schneiden erneuerbare Energien wesentlich besser ab als ihre fossilen Kollegen.

Was ganz logisch und dem Umstand zu verdanken ist, dass ihr negativer Einfluß auf Umwelt und Gesundheit sehr gering ist. Da die Kosten für die Behebung von Umweltschäden und für die Behandlung von Krankheiten, die durch Kohle- und Atomenergie verursacht werden, nicht in den Strompreis mit einfließen, sondern von der Gesellschaft an anderer Stelle bezahlt werden, sind die beiden unnachhaltigen Stromarten bisher so günstig.

Das ändert sich schlagartig, wenn die enormen volkswirtschaftlichen Kosten dazugerechnet werden, die durch die Klimaerwärmung entstehen. Einer deren Hauptverursacher ist das CO2, welches bei der fossilen Stromerzeugung (durch Kohle- oder Ölverbrennung) in hohen Maßen freigesetzt wird. Wenn man nun noch die Gesundheitsschäden dazurechnet, die durch das Einatmen von Feinstaub – einem weiteren Abfallprodukt der Kohleenergiegewinnung – verursacht werden, dann ist Schluß mit billigem Kohlestrom. Bisher haben die Patienten selbst sowie das Gesundheitssystem für Erkrankungen der Atemwege blechen müssen. Wenn die Energieerzeuger für alle diese Schäden selbst bezahlen müssten, wäre der Kohlestrom mit Abstand der teuerste.

Laut Fraunhofer-Institut und Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft sind die Umwelt- und Gesundheitskosten für die Atomenergie sind nicht so einfach zu berechnen. Da aber bei Unfällen wie denen in Tschernobyl oder Fukushima extreme Kosten von mehreren hundert Milliarden Euro entstehen, und das Risiko eines Atomreaktor-GAUs immer da ist, würde auch bei der Kernenergie der Preis enorm ansteigen, wenn die Kosten der Schäden von den Atomstromunternehmen selbst getragen werden müssten – und nicht vom Staat und der Gesellschaft wie bisher.

Im Gegensatz zur Kohle- und Kernenergie schneidet die Windenergie sehr gut ab und ist die günstigste Stromquelle, selbst wenn die Produktion der Windräder und die dadurch anfallenden Treibhausgase mit einberechnet werden. Bei der Photovoltaik – der Solarenergie – sieht das noch anders aus. Zwar werden bei der Stromerzeugung keine umwelt- und klimaschädlichen Gase freigesetzt, aber dafür ist die Produktion sehr energieaufwendig und dadurch emissionsreich. Trotzdem würde der Preis unter dem der Kohle- Öl- und Atomenergie liegen.

Die Preise für Kilowattstunden der jeweiligen Stromerzeugung sehen wie folgt aus, wenn man die „versteckten“ Kosten von Umwelt- und Gesundheitsschäden mit einberechnet:

Wind:                           7 Eurocent
Sonne:                         9 bis 12 Eurocent
Kohle:                          15 Eurocent
Atom / alte Meiler:        13 bis 36 Eurocent
Atom / neue Meiler*:    31 bis 54 Eurocent

* Bei neuen Meilern kommen noch sehr hohe Bau- und Konstruktionskosten hinzu.

Via Deutsche Welle Online

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