Cora Ball – ein Plastikball gegen Mikroplastik

Bei jeder Wäsche gelangen über gelöste Fasern Giftstoffe und mikroskopische Synthetikteilchen in den Wasserkreislauf. Ein per Crowdfunding realisierter Waschball des Rozalia Projects soll Abhilfe schaffen.

Autor*in Laura Wagener, 09.08.17

Übersetzung Laura Wagener:

Egal ob Baumwolle oder Synthetik: bei jedem Waschgang lösen sich Fasern unserer Kleidung aus den Textilien und gelangen über das Spülwasser in den Wasserkreislauf. Das ist bei synthetischer Kleidung besonders dramatisch, denn die Fasern brechen ins Mikroskopische auf, lagern Schadstoffe an und gelangen über Kleinstlebewesen in den Nahrungskreislauf. Natürlich auch unseren. Doch selbst biologisch abbaubare Baumwollfasern sind nicht immer unbedenklich, wenn sie in den Wasserkreislauf geraten. Häufig werden die Textilien mit giftigen Chemikalien behandelt oder gefärbt und über die ausgewaschenen Fasern gelangen diese Giftstoffe ungefiltert in das Wassersystem.

Wir haben euch kürzlich bereits den Guppy Bag vorgestellt, der dieses Problem beheben soll: ein Waschsack, der so eng gewebt ist, dass selbst kleinste ausgewaschene Textilfasern darin zurückbleiben. Das Problem dieser Idee: Der Sack ist nicht groß genug für eine ganze Waschladung, sondern ist eher für den Anteil an Synthetikkleidung eines Waschgangs gedacht. Rachel Miller, die Gründerin der Meeresschutzorganisation Rozalia Project, hat mit ihrem Team jetzt ein Gerät entwickelt, das in jeder Waschmaschine, bei jedem Waschgang und jeder Wäschemenge eingesetzt werden kann, um gelöste Fasern aufzusammeln: den Cora Ball.

Cora Ball – wie eine Koralle in der Waschmaschine

„Wir essen unsere Fleece-Jacke. Wir essen unsere Yogahose. Wir essen unsere Sportsachen“ sagt Rachel Miller darüber, warum sie dringend eine Lösung für das Waschproblem finden wollte. Mit dem Rosalia Project setzt sich Miller in verschiedenen Bereichen für den Schutz des Ozeans ein – die Säuberung desselben von anthropogener Verschmutzung ist eines ihrer Hauptziele.

Als Inspiration für den Cora Ball diente das Verhalten von natürlichen Korallen: Sie lassen Wasser mit der Strömung durch sich hindurchspülen und filtern dabei selbst kleinste für sie nutzbare Partikel heraus. Der Cora Ball imitiert dieses Verhalten, indem er – während des Waschgangs mitgewaschen – Fasern aus dem Waschwasser auffängt. Nach der fertigen Wäsche kann der oder die Nutzerin einfach die aufgefangenen Fasern aus dem Ball entfernen und in den Müll werfen.

© Cora Ball Flusen, die der Cora Ball aus einer Wäscheladung mit Hundedecken gefiltert hat

Dem Unternehmen zufolge könnte jährlich das Äquivalent von 30 Millionen Plastikwasserflaschen in den Wasserwegen vermieden werden, wenn nur jeder zehnte Nordamerikaner den Microfaser-Ball beim Waschen verwenden würde. Das könnte Wirklichkeit werden, denn dank einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne geht der Cora Ball jetzt in die Produktion. Der Ball selbst ist übrigens zu 100 Prozent aus recyceltem Plastik (sowohl von Verbrauchern als auch aus der Industrie) hergestellt, ist selbst zu 100 Prozent recycelbar wird und wird kostengünstig per 3D-Druck hergestellt. Prinzipiell kann der Ball somit in jeder Größe angefertigt werden und könnte auch in industriellen Reinigungen und Textilfabriken eingesetzt werden.

Langfristig wollen die Mitglieder des Rozalia Projects auch eine Recycling- oder Upcycling-Möglichkeit für die im Cora Ball verbleibenden Wäscheflusen gefunden werden. „Für den Moment ist der Müll jedoch deutlich besser als der nächste Fluss, See oder Ozean“, so das Team auf der Kickstarter-Kampagnenseite.

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