ShareWaste: Teile deinen Abfall mit anderen – und mach Kompost daraus!

Du würdest deine Lebensmittelreste gerne kompostieren, hast dafür aber nicht genug Platz? Eine App könnte hier helfen.

Autor Marisa Pettit:

Übersetzung Marisa Pettit, 20.08.18

Jeder Haushalt produziert täglich große Mengen Abfall. Studien zeigen, dass nicht so sehr die großen Supermärkte, sondern Haushalte die größten Produzenten von Speiseabfällen sind. Wir Verbraucher sind für mehr als die Hälfte der gesamten Lebensmittelabfälle in der EU verantwortlich: Mengen zwischen 95 und 115 kg pro Person im Jahr. Wenn diese Lebensmittelabfälle auf Deponien landen, zerfallen sie allmählich und produzieren Methan – ein Treibhausgas, das die Atmosphäre 20 Mal stärker erwärmt als CO2.

Wer kein effektives System für das Recycling organischer Abfällen in seiner Stadt hat, für den kann Kompostierung zu Hause eine gute Alternative sein. Die Umwandlung von Speiseresten in Kompost ist ein Gewinn für alle Beteiligten: Neben der Entlastung der Deponien ist Kompost auch ein hervorragender Bodenhilfsstoff und ein nährstoffreicher Naturdünger. Kompost ist voll von Mikroorganismen, die sehr gut für Pflanzen sind, und hat keine der umweltschädlichen Nebenwirkungen wie die stickstoff- und phosphorreichen synthetischen Alternativen.

Für Menschen in kleinen Wohnungen mit eingeschränktem Platz wäre ein riesiger Kompostbehälter in der Küche aber wohl weniger angenehm. Wer trotzdem seine Küchenabfälle zu Kompost machen möchte, sollte sich ShareWaste genauer anschauen: Die App verbindet Menschen, die unerwünschte Küchenabfälle haben, mit Menschen in der Nähe, die genau diesen Bioabfall haben wollen. Zum Beispiel weil sie bereits einen Komposthaufen oder eine Bio-Mülltonne haben oder vielleicht sogar Hühner oder Wurmfamilien, die gefüttert werden müssen.

Wie funktioniert‘s?

ShareWaste ist im Grunde eine digitale Open-Source-Karte. Um sich anzumelden, muss man nur seinen (Vor-)Namen und seine E-Mailadresse eintragen. Wer auf der Suche nach Biomüll ist, kann seine Kompoststation zur Karte hinzufügen und u.a. angeben, ob man für einen einzelnen Haushalt oder für ein Gemeinschaftsprojekt sammelt oder ob man für Tiere bzw. deren Futter sammelt. Wer seine Speisereste loswerden will, macht es genauso: Einfach den eigenen Standort eingeben und nach geeigneten Sammlern in der Nähe suchen. Die genaue Adresse der Nutzer ist zum Schutz ihrer Privatsphäre versteckt. Um Zeiten für die „Müllübergabe“ zu vereinbaren, schreibt man eine direkte Nachricht.  

Gegründet wurde ShareWaste 2016 von Eliska Bramborova und Tomas Brambora, einem Ehepaar aus Tschechien, das inzwischen in Australien lebt. Die App hat aktuell mehr als 9.000 Nutzer weltweit. Die meisten davon kommen aus Australien, aber auch  in Deutschland, Großbritannien, den USA, Brasilien, Costa Rica, Südafrika und Nepal sind über ShareWaste bereits Kompost-Communities entstanden.

Mit Kompost Gemeinschaften bilden

Die Idee zu ShareWaste entstand, nachdem die beiden Gründer von Prag auf die andere Seite der Welt nach Australien zogen: Sie stellten fest, dass das Anbieten von Speiseresten an Kompostierer in der Nähe (zunächst über eine Facebook-Gruppe) eine gute Möglichkeit für sie war, ihre Nachbarn zu treffen. Bei gemeinsamen Treffen erfuhren sie aus erster Hand, wie Hauskompostierung funktionieren kann, welche städtischen Gartenbauprojekte in ihrer Nachbarschaft stattfanden und lernten viel über weitere Aspekte eines nachhaltigen Lebens. Sie richteten sie ihre App und die Online-Karte so ein, dass auch andere in der Community davon profitieren konnten.

Der Dienst ist kostenlos und wird derzeit von Freiwilligen verwaltet. Die Macher von ShareWaste sind also immer auf der Suche nach Menschen, die sie über ihre Spendenseite finanziell oder aber mit ihren Fähigkeiten unterstützen.

Du findest die App für Android hier und für iOS hier. Oder du kannst dich direkt über die Website anmelden.

Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania, das Original wurde zuerst auf unserer englischen Seite veröffentlicht.

MARKIERT MIT
Recycling per App? Ein Sozialunternehmen digitalisiert Indiens Müllmanagement

Die App „Toter“ will das Abfallmanagement Indiens nachhaltiger gestalten – und ermöglicht Müllsammlern eine fairere Bezahlung.

Ein schwimmender Park aus Abfall

In Rotterdam werden Plastikabfälle in einen schwimmenden Wasserpark umgewandelt – eine Steigerung der Lebensqualität, aber auch der Biodiversität im Stadtraum.

Ein Haus aus Müll als Katalysator für die Circular Economy

In Berlin wurde das CRCLR House als erstes Haus der zirkulären Wirtschaft gegründet. Es soll als Hub für den Wandel dienen.

Litterbase: Diese Karte zeigt, welchen Schaden Müll im Meer anrichtet

Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts haben mit Litterbase die weltweit erste umfassende Datenbank zusammengestellt, die die Vermüllung unserer Ozeane zeigt – und welche Auswirkungen sie auf die Umwelt hat.

Tausche Müll gegen Medizin: Dieses Projekt schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe

In Indonesien können Teilnehmer des GCI-Programms medizinische Versorgung mit gesammeltem Müll „bezahlen“. Damit wird auch gleich das enorme Abfallproblem des Inselstaats in Angriff genommen...

Du hast genug vom Plastikwahn? Es geht auch anders!

Weltweit werden jährlich über 600 Milliarden Plastiktüten verbraucht, davon allein in Deutschland etwa sechs Milliarden. Nicht nur Tüten, auch PET-Flaschen, Plastikverpackungen und andere Einweg-Plastikprodukte lassen den Plastikmüll an Land und in den Meeren anwachsen. Doch dagegen läst sich etwas tun!